Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Römischer Lorbeer

Römischer Lorbeer

Titel: Römischer Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Saylor
Vom Netzwerk:
Zeit. Sie sind
wirklich zwei richtige kleine Monster! Ich würde viel lieber
hier bei dir und Eco bleiben.«
    »Diana, warum
hast du das gesagt?«
    »Weil die
Zwillinge wirklich Monster sind - Titania ist eine Harpyie und
Titus ein Zyklop!«
    »Nein, warum
hast du das über Dio gesagt? Niemand hat behauptet, daß
er ein böser Mensch ist.«
    Diana sah mich
nichtssagend an.
    »Ich
glaube«, meinte Eco, »eine gewisse Person hat uns
belauscht, und zwar schon eine ganze Weile.«
    »Nein, habe ich
nicht!«
    »Das ist eine
sehr schlechte Angewohnheit, Diana, vor allem wenn ich mit deinem
Bruder über berufliche Dinge rede.«
    »Aber ich sage
dir doch, daß ich gar nicht gelauscht habe.« Sie machte
einen Schritt zurück, verschränkte die Arme und bedachte
mich mit ihrer Version des Medusenblicks.
    »Diana…«
    »Außerdem,
ist Lauschen nicht genau das, womit ihr beide, du und Eco, euren
Lebensunterhalt verdient? Ich sehe nicht ein, warum du mich
dafür tadelst, selbst wenn ich es getan hätte, und das
habe ich nicht.«
    »Es ist eine
Frage des Respekts gegenüber Papa«, sagte
Eco.     
    »In diesem Haus
scheint niemand irgendwelchen Respekt vor mir zu haben«,
sagte Diana. »Immer wenn die Monster kommen, könnte ich
genauso gut aus Stein sein.« Sie drehte sich um und
verschwand im Haus.
    »Oje, so ist das
also, wenn man eine dreizehnjährige Tochter im Haus
hat.«
    »Warte nur
ab«, erwiderte ich seufzend.
    »Vielleicht hast
du Diana wirklich ein bißchen
vernachlässigt.«
    »Wahrscheinlich.
Sie kommt in ein schwieriges Alter.«
    »Mit Meto war es
genauso, weißt du nicht mehr?«
    »Mit Meto hat es
später angefangen, und das war etwas anders. Das habe ich
verstanden, ob es mir gefallen hat oder nicht. Aber bei Diana
verstehe ich es nicht einmal, überhaupt nicht. Sie ist die
einzige, die tatsächlich von meinem Fleisch und Blut ist, doch
manchmal glaube ich, Bethesda hat sie ganz alleine
erschaffen.«
    »Sie ist dir
ähnlicher, als du denkst, Papa.«
    »Ja, da hast du
bestimmt recht.« Ich versuchte mich zu erinnern, worüber
wir gesprochen hatten, doch statt dessen ertappte ich mich dabei,
über den Duft nach Jasmin zu sinnieren, der in der warmen Luft
hing. In letzter Zeit hatte Diana angefangen, dasselbe Duftöl
zu benutzen, mit dem Bethesda ihre Haare pflegte, genauso wie sie
jetzt hin und wieder Schmuck und Schals ihrer Mutter trug. Ich
schloß die Augen und atmete den Duft ein, den beide
hätten hinterlassen können. Diana wurde immer mehr wie
ihre Mutter…
    Ein Räuspern
riß mich aus meinen Gedanken. Ich öffnete die Augen und
blinzelte in die Sonne. »Was ist, Belbo?«
    »Ein Besucher,
Herr. Wieder der kleine Galloi. Er sagt, du mußt sofort mit
ihm kommen.«
    »Mit ihm
kommen?« Ich wandte das Gesicht wieder in die Sonne und
schloß die Augen. Meine Beine schmerzten vom vielen Laufen,
und die Sonne machte mich schläfrig.
    »Ja, das
mußt du!« flötete eine vertraute Stimme. Ich
öffnete die Augen und sah Trygonion an Belbo vorbei ins Atrium
schlüpfen. Seine silbernen Armbänder klimperten und
glitzerten in der Sonne, und sein rot-gelbes Gewand strahlte im
hellen Licht. Eco zog die Brauen hoch, während Belbo Trygonion
wütend ansah.
    »Clodia braucht
dich«, sagte Trygonion. »Sofort. Es ist eine Frage von
Leben und Tod!«
    »Von Leben und
Tod?« wiederholte ich skeptisch.
    »Und
Gift!« fügte Trygonion verzweifelt hinzu. »Das
Ungeheuer plant, sie zu vergiften!«
    »Wer?«
    »Caelius!
Clodia!«
    »Trygonion,
wovon redest du überhaupt?«
    »Du mußt
sofort kommen. Draußen wartet eine
Sänfte.«
    Müde erhob ich
mich.
    »Willst du,
daß ich mitkomme, Papa?« fragte Eco.
    »Nein. Mir
wäre es lieber, du würdest dich auf die Suche nach Zotica
machen.«
    »Nimm Belbo mit,
Papa.«
    »Es ist nicht
nötig, diesen ungeschlachten Kerl mitzunehmen«, sagte
Trygonion. »Du wirst in der Sänfte sitzen, und die ist
gut bewacht.«
    »Soll ich
Bethesda sagen, daß du zum Abendessen zurück
bist?« fragte Eco.
    »Du kannst mich
piesacken, wie du willst, Eco. Du kommst nicht mit«, sagte
ich. Sein Gelächter folgte mir durch die Halle.
    Die Sänfte, die
vor meinem Haus wartete, war weit imposanter, als ich es selbst
Clodia zugetraut hätte, zumal mit dem Gefährt lediglich
ein so unbedeutender Mensch wie ich abgeholt werden sollte. Die
Kabine war wie Clodias Zelt am Tiber mit rot-weiß gestreifter
Seide überzogen. Die Stangen waren aus geschliffenem
Eichenholz und wurden von einer Mannschaft halbnackter

Weitere Kostenlose Bücher