Römischer Lorbeer
Sklaven mit
ochsengleichen Schultern getragen. Alle waren blond - Skythen
vielleicht oder bei Caesars Eroberungen gefangengenommene Gallier.
Ich hatte sie schon unter den im Fluß bei Clodias horti
herumtollenden Männern gesehen. Dahinter stand ein kleines
Gefolge von Leibwächtern, die wahrscheinlich aus Clodias
Truppe rekrutiert worden waren. Ihr Aussehen gefiel mir nicht, das
heißt, für Leibwächter sahen sie genau richtig
aus.
Trygonion schnippte
mit den Fingern. Mit geübter Behendigkeit ließen die
Träger die Kabine zu Boden. Ein Sklave stellte einen Holzklotz
bereit, damit wir leichter einsteigen konnten.
Ich machte Trygonion
ein Zeichen, genau das zu tun, doch er schüttelte den Kopf.
»Ich habe anderswo Geschäfte zu erledigen. Nur zu, steig
ein!«
Ich stieg auf den
Holzblock und teilte die Vorhänge. Eine Mischung exotischer
Düfte schlug mir entgegen, darunter Jasmin, Weihrauch,
Sandelholz und flüchtigere Essenzen - Clodias Geruch. Die
inneren Vorhänge waren aus einem schweren, undurchsichtigen
Stoff, so daß die Kabine nach dem hellen Sonnenlicht auf der
Straße sehr dunkel wirkte. Ich war schon eingestiegen, hatte
es mir in den Kissen bequem gemacht, während das Gefährt
angehoben wurde und sich in Bewegung setzte, als ich bemerkte,
daß ich nicht allein war.
»Danke,
daß du gekommen bist.« Eine Hand berührte meinen
Arm. Ich spürte ihre Gegenwart, roch ihren Duft und
spürte die Wärme ihres Körpers.
»Clodia!«
Sie rührte sich
neben mir, und ihr Bein streifte meines. Sie lachte leise, und ich
roch ihren Atem, warm und feucht, an meinem Gesicht, mit einem
Hauch von Nelken.
»Du scheinst
überrascht, mich zu sehen, Gordianus.«
»Ich dachte, die
Sänfte wäre leer.« Als sich meine Augen an das
dämmrige Licht gewöhnt hatten, erkannte ich einen
weiteren Passagier. Uns gegenüber saß, an die Kissen auf
der Vorderseite der Kabine gelehnt, die Zofe mit dem
kastanienbraunen Haar, Chrysis. Sie lächelte und
nickte.
»Eine Frau lernt
früh, nie in eine Sänfte zu steigen, ohne zu wissen, wer
drinnen sitzt«, sagte Clodia. »Ich denke, Männer
könnten von dieser Regel ebenfalls profitieren, auch wenn die
drohenden Gefahren vielleicht andere sind.«
Die Fahrt verlief
absolut ruhig. Ich schob einen Vorhang beiseite und sah, daß
wir schnell vorankamen. Hinter uns hörte ich die stampfenden
Schritte der Leibwächter, die Mühe hatten, mit uns
mitzuhalten.
»Offenbar sind
wir nicht auf dem Weg zu deinem Haus, Clodia.«
»Nein. Was ich
dir zu sagen habe, bespricht man am besten weit weg von neugierigen
Ohren.« Sie bemerkte den Blick, den ich ihrer Zofe zuwarf.
»Mach dir wegen Chrysis keine Sorgen. Niemand ist loyaler als
sie.« Clodia streckte die Beine aus und strich mit dem
nackten Fuß über den ihrer Sklavin. Dann beugten sich
beide Frauen vor, bis sie sich fast berührten. Clodia
küßte das Mädchen auf die Stirn und strich ihr
sanft über die Wange.
Dann lehnte sie sich
zurück, und ich spürte wieder ihre Wärme dicht neben
mir. »Es ist zu dunkel«, murmelte sie. »Chrysis,
meine Liebe, öffne die inneren
Vorhänge.«
Die Sklavin bewegte
sich behende durch die Kabine, zog die schweren inneren
Vorhänge zurück und band sie an Haken, die an jeder Ecke
angebracht waren. Die Kabine verströmte nach wie vor eine
private Atmosphäre, verdeckt durch die durchscheinenden
rot-weiß gestreiften Vorhänge, die im Lufthauch wogten.
Die Straßengeräusche waren gedämpft, während
wir geschwind dahinglitten. Hin und wieder blies der Anführer
der Sänftenträger auf einer Pfeife, um einen Halt oder
eine Abbiegung anzukündigen, doch die Kabine schwankte oder neigte
sich nie. Ein lethargisches Gefühl von Luxus durchströmte
mich, mühelos emporgehoben in eine private Welt, aus der der
Dreck der Straße ausgeschlossen war.
Die unvermittelte und
unerwartete Nähe von Clodias Körper war berauschend. Sie
war so nahe, daß ich sie immer nur kurz von der Seite und nie
ganz ansehen konnte; wie ein Objekt, das man sich zu dicht vor die
Augen hält, dominierte sie meine Sinne, auch wenn sie sich
ihnen gleichzeitig entzog. Im von den Seidenvorhängen
gefilterten Licht der Sonne erschien ihre Haut auf den Armen und im
Gesicht glatt wie Wachs, aber wie von einer inneren Wärme
leuchtend. Ihre Stola war durchsichtig wie die, die sie beim
letzten Mal getragen hatte, nur in einer anderen Schattierung,
einem cremefarbenen Weiß, das dem Ton ihrer Haut genau glich.
Als wir so durch Licht und Schatten
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