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Roemisches Roulette

Roemisches Roulette

Titel: Roemisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Caldwell
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der Windschutzscheibe lag ein Schild mit der Aufschrift Blakely.
    “Gott sei Dank”, sagte ich und gab ihr die zwanzig Dollar zurück.
    “Alles Gute.”
    Zwanzig Minuten später schloss ich unsere Wohnungstür auf. Drinnen brannten sämtliche Lichter, und der typische Geruch von Farbe lag in der Luft. Eine Hälfte der Wohnzimmerwand war von einem kühlen Grau, die andere von einem warmen Hellbraun. Die Farbrolle lag verlassen auf dem Eimerdeckel. Obwohl alles an seinem Platz stand, merkte ich sofort, dass jemand hier gewesen war. Das Fotoalbum lag in einer Art und Weise auf dem Wohnzimmertisch, wie ich es dort niemals hingelegt hätte. Die Bücher in den Regalen waren aus- und wieder eingeräumt worden, einige lagen jetzt auf der Seite. Ich stellte sie stets aufrecht hin. Sie hatten unser Zuhause durchsucht. Warum hatte ich in meinem Eisenkäfig nicht eine Sekunde daran gedacht? Der Gedanke, dass fremde Leute unsere Sachen durchwühlten, bereitete mir eine Gänsehaut. Etwas Gespenstisches lag über diesem Ort.
    Doch weil ich daran nichts ändern konnte, ging ich in die Küche und aß zehn Minuten lang ohne Unterbrechung. Ich stopfte alles in mich hinein, was ich fand – Cheddar-Käse, Cracker, einen Becher Joghurt; Pastareste von vor zwei Tagen. Als mein Magen endlich voll war, legte ich mir eine Hand auf den Bauch. Hoffentlich war mit dem Baby alles in Ordnung.
    Die Tür ging auf, und Nick kam herein. Langsam durchquerte er die Wohnung, bis wir voreinander standen und uns für eine endlos lange Sekunde in die Augen schauten. Er sah müde aus. Dann endlich nahm mich in die Arme.
    “Geht es dir gut?”, fragte er. “Und dem Baby?”
    “Ja, alles in Ordnung.” Der Klang meiner Worte wurde von seiner Schulter gedämpft.
    Eine Weile standen wir Arm in Arm da.
    Dann wich er plötzlich zurück und sah mich an. “Rach, bist du bereit für einen Kampf?”
    Ohne zu zögern antwortete ich: “Ja.”
    Wir duschten schnell, schnappten uns jeder einen Hörer unseres Festnetztelefons und riefen Tom an. “Tom, wir wollen mit harten Bandagen kämpfen”, erklärte Nick ihm. “Wie gehen wir am besten vor?”
    “Ich habe bereits darüber nachgedacht”, erwiderte Tom. “Die Anklage beruht nur auf Indizienbeweisen. Sie steht und fällt mit dem Zeugen aus Ihrem Appartementgebäude.”
    “Wissen Sie inzwischen, wie er heißt?”, fragte ich.
    “Sawyer Beckman. Er war früher Pilot. Jetzt ist er Unternehmensberater bei einem Flugzeugverleih. Mehr weiß ich bislang nicht, aber ich werde schon noch mehr herausfinden. Viel mehr, hoffentlich. Ich habe meinen Privatdetektiv auf ihn angesetzt. Wenn wir den Mann unglaubwürdig machen können, sind wir einen großen Schritt weiter.”
    “Und sonst?”, fragte Nick.
    “Ich sehe mir Alain Trudeau genauer an. Diesen französischen Botschaftsangehörigen, mit dem Kit ausgegangen ist. Vielleicht finde ich dort etwas. Und ich versuche, an die Verbindungsnachweise zu kommen, um zu beweisen, dass Kit an jenem Abend bei Ihnen angerufen hat, und Sie nur zurückgerufen haben, Rachel.”
    “Das ist toll”, sagte ich. “Klingt großartig. Und was können wir tun?”
    “Im Moment nicht viel. Gehen Sie einfach Ihren Verpflichtungen nach. Ich melde mich, wenn ich etwas Neues habe.”
    “Müssen wir nicht zu der Klage Stellung nehmen?”, fragte ich.
    “Schon bald, ja”, antwortete Tom. “Ich informiere Sie über den Termin, sobald ich ihn erfahre. Ich nehme an, ich kenne Ihre Klageerwiderung?”
    Nick und ich sahen einander an.
    “Nicht schuldig”, sagten wir wie aus einem Mund.

20. KAPITEL
    N icks Eltern trafen einen Tag nach unserem Kautionsprüfungsverfahren in der Stadt ein.
    Nora Blakely war eine äußerst pragmatische Frau. So hatte sie sich zum Beispiel nicht das Haar gefärbt, als es allmählich ergraut war, und niemals hätte sie eine Gesichtsstraffung oder eine andere plastische Operation auch nur in Erwägung gezogen; selbst eine Botox-Behandlung war für sie kein Thema. Zugleich legte sie aber großen Wert darauf, dass sie und ihr Ehemann von ihrer Umwelt positiv wahrgenommen wurden. Und als Frau eines langjährigen Politikers wusste sie, wie wichtig korrektes Auftreten und pointierte Äußerungen waren. Ihr konnte niemand etwas vormachen.
    “Rachel, wie geht es dir?”, fragte sie, nahm mich flüchtig in den Arm und ging dann in unsere Wohnung. Es war zehn Uhr morgens.
    “Ganz gut”, erwiderte ich. “Müde, aber ganz gut.”
    Peter Blakely folgte seiner Frau. Sein

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