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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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als nahezu alle Priester hier, da nur die Novizen und älteren Geweihten im Tempel lebten. Die jungen Priester gingen auf Wanderschaft, um dem Volk in weiter Umgebung beizustehen. Die meisten von ihnen besaßen keine oder nur geringe magische Kräfte. Thamar freute sich über die Dankbarkeit dieser schlichten Männer, als er einige Löcher in den Dächern des Novizenhauses deckte und half Bäume zu fällen, aus denen neue Stützbalken für die Küche gezimmert wurden. Jeder akzeptierte ihn mit einzigartigen Offenheit und Herzlichkeit. Es wäre verlockend, für immer hier zu bleiben. Die quälenden Sorgen der Welt auszusperren und sein Leben Ti und Pya zu widmen.
Thamar knetete seine verspannten Schultern. Verlockend, ja. Aber nicht sein Weg. Inani würde ihn an den Ohren herauszerren, wenn er ernstlich ein Leben als Priester beginnen wollte. Und Maondny? Er lachte, als er sich das milde Lächeln der Elfe vorstellte. Sie würde ihm vermutlich mit wenigen Worten erklären, dass er frei entscheiden konnte, doch auf diesem Weg würde er kein Heil finden, wenn er sich vor der Welt verstecke, denn die Welt würde stets wissen, wo sie ihn zu suchen habe, mehr könne sie nicht sagen, ohne die Zukunft zu verändern ...
„Hast du etwas Lustiges gefunden? Ich dachte nicht, dass es so etwas zwischen all dem Ernst und Heiligkeit gibt!“ Ronlad stand in der Tür, er hielt einen Becher in der Hand, den er Thamar entgegenstreckte. „Schau, ich habe Kräutertee für dich, zum Wärmen.“
Thamar bemerkte nie, wie kalt es hier unten in den Kellergewölben selbst im Sommer war. Nach einigen Stunden war er regelmäßig ausgekühlt. Dankbar nahm er den Becher und trank in kleinen Schlucken.
„Es war nur ein lustiger Gedanke, den ich nicht mit Euch teilen kann, vergebt mir. Diese Liedersammlung hingegen habe ich eben aufgespürt Sie ist zwar sehr, hm, erbaulich, bloß nicht wirklich heiter. Vielleicht mögt Ihr sie dennoch?“ Er hielt Ronlad ein stoffgebundenes, reich von Hand illustriertes Buch hin, in dem sich zahlreiche spirituelle Gesangstexte befanden.
„Ein Schatz, junger Freund, ein wertvoller Schatz! Es war gut, dich stöbern zu lassen, wer weiß, welche verloren geglaubte Kostbarkeiten du noch entdecken wirst?“ Andächtig strich der Priester über die Illustrationen, die erstaunlicherweise kaum verblasst waren. „Schau nur, diese Schrift und die Maltechnik, die Farben! Das ist wenigstens achthundert Jahre alt, älter als der Tempel selbst! Aber nun, Svern, was machen deine eigenen Forschungen? Hast du neue Hinweise auf die Legenden gefunden?“
Thamar schüttelte den Kopf und seufzte.
„Lass mich bitte dort drüben einmal suchen. Letzte Nacht habe ich mich an etwas erinnert, das dir möglicherweise nutzen mag.“
Mit einer leichten Anmut, die selbst halb so alte Männer beschämen konnte, kletterte Ronlad über die Truhen und Stapel hinweg und hangelte sich durch einige vollgestopften Regale, bis er schließlich eine Sammlung Pergamentbögen präsentierte, vom Alter vergilbt, von Mäusen benagt.
„Als ich ein Novize war, hatten wir für einige Tage einen seltsamen Gast in unserem Tempel. Er war schwer krank, fieberte, und sprach auf keine Medizin an. Wir holten schließlich sogar eine Kräuterkundige aus einem nahen Dorf, die es mit Erdmagie versuchte – es war schon immer ein wichtiger Leitgedanke unseres Tempels, dass es keine schlechte Magie geben kann. Wenn die heilenden Kräfte der Erde Frauen vorbehalten ist, wäre es unsinnig, sie deswegen zu verdammen.“ Er zwinkerte Thamar schelmisch zu, der nicht zum ersten Mal seit seiner Ankunft einen Moment geistiger Orientierungslosigkeit durchlebte. Kashuum mochte ein weißer Fleck auf der Landkarte und von jeglichem Fortschritt unberührt sein. Aber was Glaube und Kultur betraf, war diese Wildnis wahrhaftig das Zentrum der Welt, nicht Roen Orm!
Ronlad räusperte sich und fuhr dann fort: „Wider Erwartens verschlechterte sich sein Zustand, und die Heilerin sagte, er würde darunter leiden, von zu viel kalter Magie berührt worden zu sein. Er bräuchte möglichst unmagische und magische Hitze um sich, sonst würde er ausbrennen. Das klang so widersinnig, schließlich verbrannte er bereits vor Fieber, sodass meine Meister sich weigerten, den Rat umzusetzen. Doch als der Fremde tatsächlich im Sterben lag und es nichts mehr zu verlieren gab, haben wir es versucht. Unter zahllosen Decken und Felle geborgen, in einem Raum voller Kerzen und Fackeln und hoch prasselndem

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