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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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klein, langweilig und unbedeutend, doch Jordre behandelte sie niemals wie ein dummes Mädchen.
„Ja, der Eptrón, ganz recht. Ich liebe diesen Fluss, in seiner Nähe wurde ich geboren.“
Pera staunte. Die träge dahin fließenden Massen blieben für sie eine Macht, die sie nicht begreifen konnte. Ihr Leben lang war sie in den engen Grenzen ihres Dorfes gefangen gewesen und musste nun erkennen, dass die Welt außerhalb nicht nur tödlich und grauenhaft, sondern auch unglaublich schön war.
„Er ist nicht der längste, aber der breiteste Fluss Anevys. Das dort ist noch eine recht schmale Stelle, wartet ab, wenn wir ihm eine Weile gefolgt sind!“, sagte Ledrea schwärmerisch. „An manchen Stellen ist er so breit, dass man selbst aus großer Höhe kaum von einem Ufer zum nächsten sehen kann. Noch mehr Wasser führt nur das Meer!“ Sie legte die Hände auf Peras Schultern und blickte über ihren Kopf hinweg auf den Fluss. Pera wandte sich um und sah zu ihr auf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie groß die Elfe tatsächlich war: Sie überragte Pera um mehr als zwei Kopflängen. Tiefe Traurigkeit spiegelte sich in ihrem Lächeln.
„Nicht weit von hier stand einst ein Baum“, flüsterte sie. „Tarches, der Baum der Namen. Mein Gefährte und ich hatten ihn erschaffen. Es war eine Spielerei von zwei jungen Elfen, die nicht einmal davon träumten, dass Magie Folgen haben kann, die zu weittragend sind, um sie zu begreifen. Wir konnten uns nicht auf den Namen für unseren erstgeborenen Sohn einigen, also verzauberten wir einfach einen Baum, der uns den am besten geeigneten Namen nennen sollte. Es dauerte lange, bis der Baum zu uns sprach … Er nannte als Erstes seinen eigenen Namen: Tarches, Weiser der Namen . Schon bald wurde Jandalin, meinem Gefährten, und mir klar, was es wirklich bedeutete, ein solches Wesen erschaffen zu haben. Tarches fühlte mit seinen Wurzeln in die Tiefen, lauschte dem Wind, folgte dem Lauf des Wassers, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu ertasten. Seine Macht kam nicht der eines Elfensehers gleich, doch sie reichte weit. Er nannte unseren Sohn Ilberle. Das bedeutet so viel wie Das Anfängliche, das, was den Neubeginn wagt. Wir dachten, es würde sich schlicht auf Ilberles Stellung als unser erstes Kind beziehen, oder darauf, dass er das erste Kind war, dessen Namen bestimmt wurde. Aber Tarches erklärte, das Schicksal dieses Jungen würde sich erst zu der Bedeutung hin entwickeln müssen. Ilberle und ich starben kurz darauf in einer Schlammlawine, der wir nicht rechtzeitig entfliehen konnten. Nach unserer Wiedergeburt dauerte es lange, bis ich ihn und Jandalin gefunden hatte. Mein Sohn weigerte sich, zu mir zurückzukehren, er wollte ein neues Leben beginnen, obwohl er Jandalin und mich sehr liebte. Ob die Bedeutung seines Namens bereits zum Tragen kam, weiß ich nicht. Er gehört zu den Verlorenen.“
Kummervoll brach Ledrea ab. „Tarches wurde vernichtet, weil er Chyvile verriet, wie du, Pera, sowie Jordre und die Steintänzerin zu finden sind. Osmege spürte, was Tarches tat, er versuchte Tarches zu zwingen, auch ihm dieses Wissen zu geben. Er weigerte sich und wurde dafür zerstört. Anevy ist ärmer ohne ihn.“
„Warum muss Osmege alles zerstören, was schön und gut ist?“, stieß Jordre hasserfüllt hervor.
„Das ist nicht sein Ziel, Jordre. Er – oder sagen wir, es, denn Osmege ist weder Mann noch Frau – will einfach nur überleben und tut dafür alles, was richtig erscheint. Egal, wie viele Opfer das kostet.“
„Wie ist der Tod, Ledrea?“, platzte Pera plötzlich heraus, eine Frage, die sie nicht mehr losließ, seit sie von Ledreas Wiedergeburten erfahren hatte.
„Ich weiß es nicht. Ich durfte die letzten Tore niemals durchschreiten, sie sind nur für Sterbliche gemacht. Das Sterben war jedes Mal sehr unangenehm, aber dafür waren die Jenseitswächter freundlich zu mir. Sie sorgten dafür, dass ich immer recht schnell wiedergeboren wurde und nicht manchmal jahrhundertelang warten musste wie so manch andere. Warum, weiß ich nicht, die Wächter sind keine Wesen, mit denen man sprechen kann. Man sieht sie nicht einmal, nicht wirklich jedenfalls. Jeder hat ein anderes Bildnis von ihnen vor Augen, und so scheinen sie alles und nichts zu sein. Tod bedeutet für uns Elfen jedenfalls einfach nur Warten auf einen neuen Körper und das Wissen, dass großes Leid folgen wird, wenn man heranwächst und sich irgendwann an sein altes Leben erinnert. Es ist ein Fluch, den mein

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