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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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ihnen wird in den nächsten zwanzig Jahren auch nur eine Nacht ruhig schlafen?“
Niyam grinste böse, was so gar nicht zu seiner sanften Natur zu passen schien, und Eiven spürte, wie seine Mundwinkel zuckten, bereit, ihn nachzuahmen.
„So sei es“, flüsterte er schließlich. „Nach Roen Orm also.“
„Ihr Loy, gebt acht. Feinde nähern sich! Meine Verwandten flüstern, flüstern von Schatten in der Nacht … Die Loy, die sich Silberfalken nennen, haben das Gebiet eurer Sippe betreten. Sie sind bewaffnet, sie sind viele, und sie sprechen vom Blut der Adlersippe, das sie trinken wollen!“
Beide erstarrten, als sie die Warnung der Weide hörten. Niyam war sichtlich hin- und hergerissen: Er wollte sein Versprechen halten, einen verletzten jungen Mann zu beschützen, doch er musste die Sippe warnen, um jeden Preis!
„Weide, gibt es einen Verwandten von dir, der unsere Leute benachrichtigen könnte?“, wisperte Niyam hoffnungslos. Er wusste, es gab keinen lebendigen Baum in der Nähe der Siedlung, sie waren alle viel zu jung.
„Niyam, was machst du hier noch? Flieg los, sofort! Ich verstecke mich, die Weide wird sich um mich kümmern, nicht wahr?“, zischte Eiven und versuchte, den widerstrebenden Krieger aus dem Baum zu schubsen.
„Ja, geh, Niyam von den Loy, ich kann deine Sippe nicht erreichen. Flieg, Kind des Zwielichts, flieg, so schnell du kannst, deine Feinde sind nah! Ich werde Eiven beschützen, mit all meiner Kraft.“
„Also leb wohl. Gib nicht auf, und ich will dich wiedersehen, verstanden? Grüß Inani von mir, wenn du sie treffen solltest“, flüsterte Niyam hastig, umarmte Eiven kurz und flog dann davon.
     
Nur wenige Moment später rauschten dunkle Schatten über Eiven hinweg – die Silberfalken waren gekommen, Tod und Verderben zu bringen.
„Sieh in der Weide nach, ob da ein Wächter hockt“, hörte er einen von ihnen zu seinem Entsetzen sagen. Zwei der Schatten zirkelten in die Tiefe, auf Eivens Baum zu.
„Wehr dich nicht“, flüsterte die Weide, ein unverkennbar fröhlicher Unterton lag in ihren Worten. Sie packte ihn mit ihren biegsamen Zweigen und zog ihn kopfüber in die Tiefe.
Es kostete jedes bisschen Selbstbeherrschung, das Eiven besaß, um nicht laut aufzuschreien – er hing nun keine zwei Handbreit über dem Fluss, von den dichten Zweigen und Blättern des Baumes vollständig verhüllt. Im Tageslicht wäre er sicherlich aufgefallen, aber in der Nacht war er unsichtbar. Auch für Loyaugen. Wenn nicht ... Seine zahlreichen Zöpfe hingen teils im Wasser, teils in seinem Gesicht, wo sie seine Nase kitzelten. Während er die Krieger über sich belauschte, wie sie kurz die Hauptäste und die oberen Zweige nach Grenzwächtern absuchten, kämpfte er darum, das Niesen zu unterdrücken.
„Hier war vor kurzem jemand, ich sehe frische Fußspuren am Boden, sieh, dort in Ufernähe.“
„Du hast Recht, das waren mindestens zwei.“
„Komm, die sind lange weg.“
Immer drängender wurde der Niesreiz, doch die Feinde waren noch in Hörweite. Plötzlich drückte sich ein Weidenzweig gegen Eivens Nase.
„Nicht jetzt!“ Der Baum schien tatsächlich leise zu lachen.
Eiven verharrte dankbar und ungeduldig zugleich, bis die Weide ihn endlich aus seiner unbequemen Lage befreite und mitsamt seinem Reisebündel wieder nach oben beförderte.
„Du musst schlafen, du bist weiterhin zu schwach. Ob deine Familie überlebt oder nicht, entscheiden andere als du.“
„Weißt du, warum die Silberfalken angreifen?“, fragte er. Hoffentlich konnte Niyam sie rechtzeitig warnen!
„Meine Verwandten flüstern, dass die Falken von der Schwäche der Adler gehört hätten. Adler, die nach verlorenen Küken suchen und ihr Nest unbewacht lassen. Sie wollen wohl Vorräte stehlen und Krieger erschlagen, um die Adler noch weiter zu schwächen.“
Tief bekümmert sank Eiven in sich zusammen. Es war also die nutzlose Suche nach ihm gewesen, die den Frieden beendet hatte. Obwohl er wusste, nichts von dem, was geschehen war, war seine Schuld, konnte er es nicht ändern: Er fühlte sich schuldig. Schuldig, geboren zu sein. Schuldig, so viel Hass und Schmerz verursacht zu haben. Schuldig, weil er seinen Peinigern nicht verzeihen konnte. Es nicht einmal wollte. Mit geballten Fäusten starrte Eiven in die Dunkelheit und ließ sich von seinem eigenen Hass und Schmerz zerrütten. Niyam hatte Recht, erkannte er. Wenn er sich an Misham und den anderen rächen wollte, musste er am Leben bleiben. Nichts weiter tun, als lebendig

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