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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Kytharas Stimme troff vor Ironie. „Weiter?“
„Ich habe ihn besiegt, überwältigt und … und an mich gebunden.“
Die letzten Worte hauchte Inani so leise, dass Kythara Mühe hatte, sie zu verstehen. Entsetzt starrte sie auf Inani nieder, die nun abwechselnd rot und bleich wurde und zu Boden starrte, als wären dort alle Geheimnisse dieser Welt zu sehen.
„Sag, dass das nicht wahr ist. Inani, wie konntest du nur? Du weißt, was das bedeutet?“ Kythara hatte einen solchen Bund erst ein einziges Mal mit eigenen Augen gesehen, zu wenige Hexen beherrschten überhaupt die notwendige Feuer- und Erdmagie. Wer einen Mann an sich binden wollte, musste bereit sein, seine Seele zu opfern. Nun – genau bedacht war Inani die einzige Frau, von der so etwas zu erwarten war, dieses Mädchen war so unbeherrscht!
„Weißt du es? Weißt du, was das für dich bedeutet?“, schrie Kythara, als Inani nicht antwortete und schüttelte sie grob durch. Seit dieses Weib geboren worden war, hatte Kythara kaum eine Nacht ruhig geschlafen und so oft selbst die Beherrschung verloren wie in ihrem gesamten Leben zuvor nicht! Inani sah traurig zu ihr hoch.
„Natürlich – natürlich weiß ich das. Es war nicht geplant, aber auch keine spontane Dummheit. Ich will ihn für mich, Kythara. Ich glaube, ich wollte ihn vom ersten Moment an, als ich ihn sah, schon damals, als wir beide noch kleine Kinder waren.“
Kythara stieß ein paar drastische Flüche aus, bei denen selbst gestandene Hafenhuren in Ohnmacht gefallen wären und sank neben Inani in den Sessel hinein.
„Möglicherweise stimmt es sogar. Du bist ihm begegnet, als du deine erste große Rache begonnen hast, ein sehr gefühlsverwirrendes Ereignis, zumal du so jung warst.“
„Ist mir egal. Ob das Schicksal, die Götter, Maondny oder ein launischer Wind schuldig ist, wen kümmert das? Ich habe ihn an mich gebunden. Sein Schicksalsweg wird meinen unweigerlich immer wieder aufs Neue kreuzen. Ich kenne die alten Riten, ich kenne die Gefahr. Wenn Janiel mich hasst, mich fürchtet, mir den Tod wünscht und sonst nichts, werde ich zugrunde gehen.“
„Und wie willst du diesen jungen Priester für dich gewinnen, der nur durch die Gnade eines wahnsinnigen Königs noch lebt, den du mit dem äußerst schmerzhaften Ritual für sein Leben gezeichnet, gedemütigt und als Ausgestoßenen gebrandmarkt hast? Wie willst du ihn dazu bringen, dich weder zu hassen noch zu fürchten?“
Inani senkte den Blick, um ihre Tränen zu verbergen.
Sanft zog Kythara die junge Frau an sich heran, drückte den Kopf fest an ihre Schulter, strich über das wirre rote Haar.
„Ich werde zu ihm gehen. Ich werde mich ihm wehrlos ausliefern, mit allem, was ich bin. Wenn er mich zurückweist, bin ich an der richtigen Stelle, um meinen Tod zu finden.“ Inani versuchte sich zu befreien, als sie mit schmerzlicher Leidenschaft sprach, doch Kytharas Griff war so eisern, dass sie schließlich erschöpft nachgab und wild zu schluchzen begann.
„Ich will ihn für mich, verstehst du? Ich liebe ihn! Es ist mir egal, was mit mir geschieht!“
Kythara wiegte sie, summte dabei unbewusst eine Melodie, als gelte es, ein fieberndes Kind zu beruhigen, während sie an die stuckverzierte Decke starrte.
Wenn es mir doch nur ein einziges Mal ebenfalls gleichgültig sein könnte, Inani! Kannst du denn nichts tun, ohne den Kopf durch alle vorhandenen Mauern rammen zu müssen?
„Sag mir bitte, dass es noch mehr Begegnungen zwischen euch gab, die das Wort Liebe in irgendeiner Form rechtfertigen!“
Inani lachte unter Tränen auf. „Ich bin zu ihm gegangen, als er aus Lynthis zurückkam und in den Turm verbannt wurde. Ich wollte ihm eigentlich nur ein wenig von der Last der Erinnerungen an diese Seeschlacht nehmen. Einerseits, weil er völlig zerstört zu sein schien, andererseits, weil ich neugierig auf seine Erdmagie war …“
Sie lächelte verträumt und wischte sich über das Gesicht. „Es ist Unrecht, so in die Seele eines wehrlosen Menschen einzudringen, du musst nichts sagen. Ja, ich bin in die Tiefe gegangen, weiter, als es mein eigenes Gewissen für statthaft hält. Es war notwendig, um die komplexen Verschlingungen seiner Schuldgefühle zu verstehen, die Anfänge liegen in seiner frühesten Kindheit. Ich habe ihm nichts geraubt, Kythara. Aber ich habe dort mein Herz verloren, denn eine solch schöne Seele habe ich noch nie zuvor berührt. In Rannam wollte ich mit ihm spielen, um ihn zu vertreiben, weil irgendein Stimmchen der

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