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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Richtungen, genau auf den Tempel zu.
Wie versteinert starrten die Priester in die Luft und versuchten zu begreifen, was sie da sahen. Die ersten wandten sich bereits zur Flucht, andere konnten sich nur noch verzweifelt niederwerfen, als plötzlich von allen Seiten Vogelschwärme auf sie herabstürzten: Raben und Tauben flogen nebeneinander, dem Ruf der beiden Hexen folgend. Sie griffen die Priester nicht an, da Kythara und Corin sie nicht darum baten, es war auch nicht nötig. Die schiere Masse der zahllosen Körper, Flügel, Schnäbel reichte aus, um das heillose Chaos zu vollenden und alle verbliebenen Priester zu Boden zu zwingen.
Kythara und Corin nahmen ihre Vogelgestalt an, Inani sprang als Panther auf die Mauer; der Fluchtweg war nun frei. Etwas streifte Inanis Bewusstsein, das sie veranlasste, sich noch einmal zur Frau zu wandeln, niedergekauert blickte sie zurück. Janiel schritt über den Hof, genau auf sie zu, scheinbar unbeeindruckt von den umherjagenden Vögeln oder der Masse an menschlichen Leibern zu seinen Füßen, dem Blut und den Federn, die den Boden schlüpfrig machten. Er hatte nur Augen für sie, trotzdem stolperte er kein einziges Mal.
„Wir haben uns bemüht, deine Brüder zu schonen. Sorge für sie, bring die schwerer Verletzten rasch in Sicherheit. Ich hoffe, es wird nur wenige Todesopfer geben“, sprach Inani in seinen Geist.
„Du wurdest getroffen.“
„Meine Schwestern werden mich heilen. Ich muss gehen, Janiel. Leb wohl, bis wir uns wiedersehen.“
Sie hob beide Hände, um ihre Verbundenheit zu zeigen, musste aber hastig von der Mauer springen – gleich ein halbes Dutzend Feuerkugeln schlugen dort ein, wo sie einen Herzschlag zuvor noch gewesen war.
„Das ist großartig!“ Sie lachte in Janiels Bewusstsein, dann löste sie sich von ihm und wurde wieder zur Raubkatze, um hinter ihren geflügelten Gefährtinnen herjagen zu können.
„Die Nebelpfade sind frei, anscheinend haben wir zu viele von ihnen verletzt, als dass sie uns weiter blocken können“,sagte Corin, kaum, dass sie zwei Straßen weit geflohen waren. Kythara öffnete sofort den Zugang zur Nebelwelt, und nur Momente später waren sie fort aus Roen Orm.
„Das war Spaß, Mädels!“ Die Königin lachte und umarmte Inani, die genauso sehr lachen musste.
„Das machen wir nicht noch einmal, wenn es nach mir geht!“, murrte Corin.
„Nun komm schon, wann hast du dich das letzte Mal so amüsiert? Auch, wenn ich zugeben muss, dass wir mehr Glück als Verstand hatten. Die Priester waren von unserer Aktion überrascht, sonst würde Pya uns jetzt in den Armen wiegen.“
Sie landeten inmitten des Hexendorfes. Ihre Schwestern waren an Seltsamkeiten jeder Art gewöhnt, doch auch sie konnten nur verständnislos die Köpfe schütteln, als ihre Königin, Arm in Arm mit Inani, halb erstickt vor Lachen in ihre Mitte torkelten, zu Boden gingen und übergangslos ohnmächtig wurden, während Corin in einer Mischung aus Panik, hysterischem Gelächter und höchsten Zorn auf sie einschrie. „Sieht so aus, als wäre alles normal“, brummte schließlich Melliare, eine der Kampfausbilderinnen, und ging achtlos weiter ihres Weges. Die anderen Hexen folgten ihrem Beispiel – Ungewöhnliches war nun einmal normal für sie.
     
~*~
     
Janiel strich versonnen über seine Handgelenke. Die Aufräumarbeiten waren abgeschlossen, alle Geweihten versorgt. Es hatte nur einen Toten gegeben, einen Priester, der an seinen Wunden durch Kytharas Waffen verblutet war. Die Zahl der schwer Verletzten war erschreckend hoch, allerdings schwebte niemand mehr in Lebensgefahr. In dem Chaos war es leicht für Janiel gewesen, einige seiner Brüder zu heilen, die andernfalls gestorben wären. Nur gerade soweit, dass sie überleben würden, nicht vollständig. Das hätte seinen Tod bedeutet, Rynwolf hatte klar gemacht, dass er keine Erdmagie mehr von seiner Seite dulden würde.
Sein Meister hatte Janiels Geist intensiv untersucht und offenkundig erleichtert festgestellt, dass die Besessenheit durch die Hexe keine Schäden hinterlassen hatte. Man glaubte und vertraute ihm, dass er keine Schuld an dem furchtbaren Zwischenfall trug. Es war nicht das erste Mal, dass Hexen es schafften, eine der ihren zu befreien, auch wenn es noch nie einen solchen Kampf gegeben hatten. Rynwolf betete mit allen Geweihten, die sich aufrecht halten konnten, um ein Zeichen von Ti. Betete, dass der Gott sich nicht von ihnen abwenden würde, nun, da sein Heiligtum von Hexen beschmutzt worden

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