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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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…“ Sie zögerte. „Ich will eigentlich nicht mehr lange bleiben. Niyam und Roya haben mir erlaubt, hier zu überwintern. Ich muss langsam wieder losziehen, um einen verlorenen Gefährten zu suchen.“
Eiven fuhr beim Namen seiner Mutter zusammen, doch bevor er etwas erwidern konnte, führte Avanya ihn in eine geräumige, hell ausgeleuchtete Höhle hinein. Auf dem Boden lag etwas, dessen Anblick Eiven den Atem raubte.
„Es ist gut, dass du gekommen bist, ich war drauf und dran, den Weg zu deiner Sippe zu suchen und um Hilfe zu bitten. Die Saduj setzen mir wegen ihm unerbittlich zu, und ich kann es nicht mehr lange am Leben erhalten.“
Eiven hörte sie kaum. „Das ist …“, flüsterte er fassungslos. Vor ihm lag ein schlafendes Fohlen. Ein kleiner, rotbrauner Hengst. Dicht an seinen Körper gelegt waren flaumige, helle Flügel.
„Ein Flügelpferd? Wie ist das möglich? Sie sollen seit hunderten von Jahren ausgestorben sein!“ Eiven starrte erschüttert auf das Wesen, das seltsam deplatziert in dieser Höhle schien.
„Davon weiß ich nichts“, seufzte sie. „Ich hatte die widerlichen Saduj schreien gehört und ging, um nachzusehen. Ganz in der Nähe fand ich die Biester, wie sie sich gerade an den kleinen Kerl hier gütlich tun wollten. Von der Mutter war nur noch ein Schatten am Himmel und Blutspuren am Boden auszumachen, anscheinend hatten die Saduj sie so schwer verletzt, dass sie
sogar ihr Fohlen zurücklassen musste. Ich hab ihn verteidigt und mitgenommen. Das war vor zwei Tagen. Seitdem versuche ich, seine Mutter zu finden, er verhungert so langsam. Wann immer er wach wird, schreit er nach ihr, was die Saduj sofort anlockt.“
Fasziniert berührte Eiven einen der winzigen Hufe des Pferdchens. Es gab unzählige wunderschöne Geschichten von Freundschaft und mystischen Begegnungen zwischen Loy und den Flügelpferden. Als kleiner Junge hatte er unentwegt Ausschau nach ihnen gehalten, wollte nicht wahrhaben, dass sie wohl nur noch eine Erinnerung waren – wenn es sie jemals wirklich gegeben hatte, was die meisten in der Sippe mittlerweile bezweifelten.
„Falls die Stute nun tot ist“, begann er niedergeschlagen, doch Avanya schüttelte sofort den Kopf.
„Ich habe Spuren von ihr gefunden, sie ist in der Nähe. Wahrscheinlich hat sie Angst vor mir, aber die Rufe des Fohlens locken sie an. Wenn ich tiefer in den Wald gelangen könnte, würde ich sie eventuell finden, nur, jedes Mal, sobald ich die Nase aus der Höhle stecke, hab ich sofort die Saduj am Hals. Mit einem laufunfähigen schwachen Tier im Arm, das mindestens so viel wiegt wie ich selbst, ist es ziemlich schwierig zu kämpfen, weiß du?“
Sie lächelte verschämt, als wäre es ihre Schuld, dass sie gegen die Horde von wolfsgroßen Aasfressern nicht ankam.
„Saduj sind sehr gefährlich, und sie hassen Flügelpferde. Zumindest erzählt man sich das in den Geschichten. Warum, weiß ich nicht, doch das scheint tatsächlich zu stimmen.“
Eiven musterte den kleinen Hengst und schätzte sein Gewicht.
„Ich kann ihn tragen, in der Luft können die Saduj mir nichts anhaben. Falls seine Mutter noch da draußen ist, werde ich sie finden.“
Sie nickte traurig.
„Ich versuche, dir von unten zu folgen, sollte ich Spuren von ihr finden, könnte ich dich rufen.“
„Das ist zu gefährlich, Avanya. Du trägst seine Witterung, die Saduj würden dich nur wieder angreifen und du bist bereits verletzt.“ Er zögerte kurz, dann nickte er ihr zu. Bevor er sich besinnen konnte, sagte er, wissend, dass er es vielleicht bereuen würde: „Wenn du willst, kann ich dich auch tragen.“ Unwillkürlich hielt er den Atem an – würde sie wütend reagieren, dass er sie berühren wollte?
„Tragen? Du – mich? Durch die Luft?“ Sie erschauderte sichtlich. „Würdest du denn … hoch, also ich meine, sehr hoch fliegen? Höher als die Bäume?“
Ein breites Grinsen breitete sich auf Eivens Gesicht aus, er konnte es nicht unterdrücken. Ihre Reaktion ließ ihn übermütig werden: „Nun, wenn du dem kleinen Kerl hier helfen willst, musst du dich wohl mit der Höhe anfreunden, Nola. Immerhin bin ich dir in dieses Loch unter der Erde gefolgt, ohne zu wissen, was mich erwarten würde!“
„Ah, du meinst, ein Loy ist so viel mutiger? Willst du mich bei meiner Ehre packen, Schwarzflügel?“, grollte sie mit geballten Fäusten. Doch in ihren Perlmuttaugen schimmerte ein verräterisches Lachen, das zeigte, sie war nicht böse auf ihn. Eher im Gegenteil, sie neckte ihn!

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