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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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benutzt wurden, könnte er vielleicht fliehen. Irgendwo hingehen, wo er seine Kräfte ungestört entwickeln konnte, damit er Inani nicht wie ein hilfloses Kind gegenüber treten musste, wenn er sie das nächste Mal sah. Ein verlockender Gedanke!
Noch einmal strich er über das Zeichen, das sie ihm eingebrannt hatte, dann konzentrierte er sich.
Das Muster der Erde entfaltete sich von neuem. Janiel suchte die anderen Elemente, er brauchte zusätzlich Wassermagie. Inani hatte nichts davon gesagt, dass er auch diese beherrschte, und tatsächlich hatte er noch niemals irgendetwas gespürt, wenn er mit Wasser in Berührung kam. Außer natürlich Kälte und Nässe.
Die Luftenergien wirbelten kraftvoll, sie waren ihm leicht zugänglich. Selbst das Feuer sah er glühen, ein schwaches Flackern. Vor einigen Tagen hatte Janiel versucht, Luft- und Feuermagie zu verbinden und auf diesem Weg zu reisen, wie er es bei Inani beobachtet hatte. Erreicht hatte er nichts als böse Verbrennungen. Wo war es nur, das Wasser? Warum konnte er es nicht sehen, es musste da sein! Konzentriert suchte Janiel nach diesem jungen Element, entstanden erst, nachdem Feuer, Erde und Luft sich bereits entfaltet hatten. Unvorstellbar, dass sich diese Macht, die Leben schuf, diese Kraft, die sich in reißenden Flüssen, unendlichen Meeren, Regen, vielfältigen Quellen, sprudelnden Bächen, geheimnisvollen Seen und Lebenssäften auszudrücken verstand, so vollständig vor ihm verbergen konnte!
Vielleicht ist das mein Fehler? Ich denke ja auch an Hitze, wenn ich das Feuer rufe, an Bewegung, wenn ich die Luft beschwöre, und an Inani, wenn ich mich der Erde zuwende.
Sofort begann Janiel, nicht zu suchen, was er nicht sehen konnte, sondern nach dem zu tasten, was fehlte. Da er das Wasser nicht selbst entdeckte, musste er erforschen, was im vollkommenen Muster der Elemente für ihn unsichtbar war. Nicht nach Licht, sondern nach der Dunkelheit fahnden.
Da war es. Als er es aufspürte, verschlug es ihm den Atem. Wie hatte er diese Macht verfehlen können? Janiel wusste, alle Elemente waren gleichwertig, doch egal, was sein Verstand ihm sagte, das was er hier fühlte, die hell pulsierende, alles verschlingende, ewig bewegende Magie des Wassers, schien ihm so viel mächtiger als alles, was er jemals erfahren hatte. Unfassbar! Diese Magie würde er niemals beherrschen können, das Wasser würde ihm nicht dienen. Aber möglicherweise könnte er einen einzelnen Tropfen an sich nehmen? Nur einen, damit er die Nebelpfade beschreiten, aus Roen Orm entfliehen konnte!
Nebel … Nebelschwaden, alles bedeckend, eine andere Welt …
Kühle, feuchte Finger streichelten Janiels Gesicht. Erschrocken riss er die Augen auf, er konnte sich nicht erinnern, dass er sie geschlossen hatte. Dichter Nebel umgab ihn. Seine Kammer war fort, kein Fußboden mehr unter seinen Füßen. Nur dunkler, kalter Nebel, der es ihm schwer machte zu atmen.
Panisch sprang er hoch. Wo war er? Es gab keinen Weg, nichts als Schatten und Trugbilder, Nebelhände, die an seinen Haaren zerrten. Verzweifelt stolperte Janiel vorwärts, wissend, es gab kein vorne, kein hinten, keine Himmelsrichtung. Hier war er fern von Ti. Würde die dunkle Göttin ihn vernichten?
Konzentriere dich, Janiel. Werde ruhig, schöpfe Atem, spüre deine Leibesmitte. Du musst ein Ziel haben, nur dann entsteht ein Weg. Schnell! Wer ziellos im Nebel irrt, wird darin umkommen, noch ist es nicht zu spät! Wähle dir ein Ziel!
Nur zu gerne hätte Janiel sich eingeredet, dass dies die Stimme seiner eigenen Vernunft war, doch dafür war sie ihm zu fremd, dazu eindeutig weiblich. Inani?
Nein. Das war nicht Inanis Stimme, so viel war gewiss. Dennoch, sie hatte geholfen, diese fremde Stimme in seinem Geist. Janiel atmete tief durch, zwang sich, ruhig zu werden und an seine Kammer zu denken. Mit aller Kraft stellte er sich vor, in diesen Raum zurückzukehren, den Steinboden unter seinen bloßen Füßen zu spüren, die Kerzen auf dem Tisch zu sehen. Zögernd wallte der Nebel vor ihm, verdichtete sich, trieb unwillig auseinander. Ein Weg bildete sich, ohne lange zu warten folgte Janiel diesem Pfad. Einige wenige Schritte, dann sah er Licht. Wie ein Vorhang teilten sich die Schwaden, ließen ihn nur ungern aus ihren Fängen. Er war zurück. Erleichtert stolperte Janiel in seine Kammer. Doch diese Erleichterung währte lediglich einen Moment lang.
Er wollte nicht hier sein. Nicht in Roen Orm, nicht in diesem Tempel. Janiel wollte fort. Lernen,

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