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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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drohend. „Also, sprich jetzt, und überzeuge mich, sonst töte ich dich und lass deinen Kadaver für die Raubtiere liegen, verstanden? Meine Sicherheit ist mir wichtiger als deine Antworten, denk daran!“
„Ich weiß nicht, was du von mir willst!“, erwiderte Janiel müde.
Der Krieger packte ihn an der Kehle und riss ihn ein Stück in die Höhe. Panisch versuchte Janiel, dem Druck zu entkommen, zerrte dabei unwillkürlich an seinen Fesseln, was eine neue Welle Übelkeit erregende Schmerzen zur Folge hatte.
„Meine Geduld ist begrenzt, Priester! Welche Hexe hat dich durch den Nebel geführt? Was hast du ihr angetan, und wo ist sie jetzt? Und was im Namen der Weisheit willst du hier draußen im Nichts?“ Die Stimme des Kriegers war vollkommen ruhig, leise und von tödlicher Kälte. Er drückte nicht so stark zu, dass Janiel erstickte, sein Griff war eine berechnete, beherrschte Drohung.
„Lass mich! Lass mich los“, röchelte Janiel. In Todesangst versuchte er, sich loszuwinden.
Überraschenderweise gehorchte der Krieger und gab ihn frei.
Zitternd kämpfte Janiel um Selbstbeherrschung, bis er wieder ruhig atmen konnte. Sein Verstand raste. Etwas an dem Krieger war vertraut. Es war überlebenswichtig zu begreifen, was das war, Janiel spürte es.
Dieser Fremde sprach Roensha mit der Ausdrucksweise eines gebildeten Mannes, vielleicht sogar eines Hochadligen aus Roen Orm. Wie kam so jemand in diese finstere Bergwelt? Da war allerdings noch etwas anderes in seiner Art zu sprechen, ein leichter Akzent.
Plötzlich rasteten mehrere Erkenntnisse gleichzeitig ein. Verblüfft riss Janiel den Kopf hoch – dieser Mann sah sowohl Ilat als auch der ehemaligen Königin ähnlich, und seine Sprechweise …
„Thamar! Ihr seid Thamar von Roen Orm, der tot geglaubte Prinz!“, rief er keuchend. Für einen Moment lang spiegelte sich Überraschung in den hellen Augen, dann neigte der Krieger den Kopf, ein finsteres Lächeln auf den Lippen.
„Zu Euren Diensten, Ehrwürden“, erwiderte er spöttisch. Aber Janiel war noch nicht fertig.
„Warum sprecht Ihr wie die Töchter der Pya? Euer Akzent, er ist wie bei ihnen.“
Die Gesichtszüge des Prinzen wurden hart.
„Die Hexen haben mir geholfen zu fliehen und zu überleben. Sie fanden mich sowohl unterhaltsam als auch nützlich.“ Wieder packte er zu, diesmal presste er Janiels Kehle mit mehr Kraft zusammen. „Wenn du den Akzent der Hexen erkennen kannst, hast du mit ihnen gesprochen. Ich will wissen, ob du eine von ihnen getötet hast. Nun rede, Priester, beantworte meine Fragen. Andernfalls, ich schwöre, wirst du sterben.“
„Also tötet mich, Euer Hochwohlgeboren !“, presste Janiel hervor, zu erschöpft, um noch Widerstand leisten zu können. „Tötet mich, ich habe Euch nichts zu sagen. Ich verstehe nicht, was geschehen ist, Ihr würdet es nicht glauben. Ich glaube es doch selbst nicht …“
Er ließ den Kopf sinken, soweit es ihm möglich war, er wollte das Gesicht seines Mörders nicht sehen. Thamar ließ ihn los und kniete sich vor ihm zu Boden. Ein Messer blitzte auf. Immerhin, ein gnädiger, schneller Tod. Dankbar schloss Janiel die Augen und wartete auf das Ende. Gerne wäre er Inani wieder begegnet. Wenigstens ein einziges Mal noch. Er hätte ihr gesagt, dass er bedauerte, nicht mit ihr gegangen zu sein. Von seinem ganzen vergeudeten, nutzlosen Leben war dies das einzige, was er wirklich bereute. Er dachte an die Küsse und kurzen Momente der Nähe, die er mit ihr hatte teilen dürfen. Ein guter Gedanke, bevor er grausam ermordet werden würde.
Hoffentlich sticht er nicht in den Bauch, ich will nicht stundenlang leiden …
Thamar war für seine freundliche und gerechte Natur bekannt gewesen, doch er hatte so viel durchgemacht, lange Jahre waren vergangen, die einen Mann ändern konnten.
Der Prinz ließ sich Zeit. Stöhnend hing Janiel in seinen Fesseln. Konnte es nicht endlich vorbei sein? Er wollte sich wappnen, um stolz und aufrecht sterben zu können, aber mit jedem weiteren Herzschlag, der verstrich, fiel es ihm schwerer, sich zu beherrschen.
Stumm betete er zu Ti, auch wenn er bezweifelte, dass der Gott ihn gnädig empfangen würde. Janiel wusste nichts anderes zu tun, um die aufsteigende Panik zu kontrollieren. Er spürte eine Hand an seiner Wange, sanft drückte Thamar seinen Kopf in die Höhe. Wozu?
Die Kehle. Er will mir die Kehle durchschneiden.
Janiel versuchte stark zu sein. Keine Angst zu zeigen, das Zittern seines verräterischen, schwachen Körpers

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