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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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erstarken, erfahren, wer er wirklich war! Inani begegnen …
Unsicher blickte er zurück über die Schulter. Der Nebel war noch da, lockte ihn, rief nach ihm. Unendliche Möglichkeiten. Ganz Enra stand ihm offen. Wer wusste schon, ob er jemals wieder in der Lage sein würde, Wassermagie zu nutzen? Janiel war bereits erschöpft von dieser fremdartigen Macht, die sich ihm nicht beugen wollte, dabei hatte er sie kaum berührt.
Wag es! Jetzt oder nie!
Das war eindeutig nicht die Stimme seiner Vernunft. Aber es war seine eigene Stimme, und nur zu gerne gehorchte er ihr.
Führe mich, Nebel! Bring mich an einen Ort, an dem ich lernen kann. Zu jemandem, der mich lehrt, meine Kräfte zu nutzen, die Macht der Erdmagie zu verstehen!
Erneut teilten sich die Nebelschleier, ein breiter Pfad lag zu seinen Füßen. Ohne nachzudenken hastete Janiel los, er blickte nicht zurück. Ihm war klar, was er alles hinter sich ließ. Sein gesamtes altes Leben. Die Priesterschaft des Ti. Roen Orm, die ewige Stadt. Niemanden, der ihn vermissen würde. Er bedauerte es nicht.
     
~*~
     
Nebel. Dichter, undurchdringlicher Nebel. Es fiel ihm zunehmend schwerer, sich auf den Weg zu konzentrieren. Wie lange lief er schon durch diese stille Zwischenwelt? Janiel hatte jedes Gefühl für Zeit oder Richtung verloren. Ihm war bewusst, dass er nicht mehr lange so laufen konnte, bald würde sein Körper ihn im Stich lassen, zu sehr hatte er sich verausgabt mit magischen Kräften, die nicht für ihn bestimmt waren. Nicht stehen bleiben, nur nicht stehen bleiben!
Gerade, als er sicher war, dass er niemals mehr aus diesem Limbos würde entfliehen können, da veränderte sich etwas. Dunkelheit statt trügerischer Nebelschwaden. Ein Wald? Janiel roch feuchte Erde, faulende Baumrinde, Pflanzen. Nur einen Moment später sah er feste Schatten vor sich, spürte Matsch an den nackten Füßen und Nieselregen im Gesicht. Ein Wald in der Nacht. Ein kalter Ort, für den er durch nichts gerüstet war. Ohne Stiefel und wärmenden Mantel, ohne Vorräte, Ausrüstung, Decken oder auch nur ein simples Messer zur Verteidigung, wie sollte er da überleben? Was war das für ein Ort? Das Ziel, das er gesucht hatte? Gab es hier jemanden, der ihn lehren konnte? Oder hatte der Nebel ihn einfach irgendwo in Enra ausgespuckt?
Er war fort, der Nebel, und Janiel wusste, er würde ihn nicht mehr rufen können. Auf gar keinen Fall heute Nacht. Vielleicht sogar niemals mehr. Er war allein in der Wildnis, im Regen, verirrt und verloren.
Purer Instinkt rettete sein Leben. Janiel warf sich nach rechts, noch bevor er bewusst wahrgenommen hatte, dass er angegriffen wurde. Glitzerndes Metall, Bewegung an seiner Seite.
Wieder konnte er ausweichen, entging dem Schlag, der auf seine Brust gezielt war. Dunkelheit und Regen machten ihn blind. War es ein Gegner? Oder mehrere? Er hatte keine Waffe, sein Körper war zu geschwächt für einen Kampf. Verzweifelt wollte er zwischen die Bäume fliehen, den Schutz der Nacht nutzen, um dem unbekannten Angreifer zu entkommen, aber da verließ ihn das Glück. Janiel stolperte über eine Wurzel, seine vor Kälte tauben Füße fanden keinen Halt in der aufgeweichten Erde. Eine stählerne Faust packte ihn, kaltes Metall presste sich unter sein Kinn. Er erstarrte, unfähig zu denken, zu handeln, zu Tode erschöpft. Zu viel war geschehen, in viel zu kurzer Zeit.
„Wen hast du getötet, Priester, sprich! Welche Tochter der Dunkelheit hast du gefoltert, damit sie dir den Nebelpfad öffnet?“, zischte eine hasserfüllte, tödliche Stimme. „Und was willst du hier in Kashuum? Sprich, möglicherweise lasse ich dich dann leben – wenn ich deine Antwort glaube.“
Angestrengt versuchte Janiel, seinen Angreifer zu erkennen. Was sollte er sagen? Er kannte die Antworten auf diese Fragen doch selbst nicht …
     

20.
     
„Nicht jeder Fremde ist ein Feind, aber es ist nützlich davon auszugehen, bis er dir das Gegenteil bewiesen hat.
Sinnspruch der Loy, in ähnlicher Weise in ganz Enra bekannt
     
Stöhnend riss Janiel an seinen Fesseln, kümmerte sich nicht um die Verletzungen, die er sich dadurch selbst zufügte. Sein unbekannter Feind hatte ihn mit einem gezielten Hieb ins Sonnengeflecht, jenem Nervenzentrum unter dem Rippenbogen, bewegungsunfähig geschlagen, durch den Wald geschleift, geknebelt und an diesen Baum gefesselt. In dieser halb sitzenden, halb hängenden Position, die Arme über den Kopf fixiert, konnte Janiel sich tatsächlich nur selbst die Handgelenke

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