Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
war ein schillerndes Geschöpf, das überall Interesse und Staunen erregte und es genoss, im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu stehen.
Im Moment spielte sie allerdings züchtig Narren und Krieger , ein Kartenspiel, das Geschick, Strategie und Menschenkenntnis erforderte. Graf Orel, seit Jahren ein wichtiger Vertrauter und Berater des Königs, war Janiels Partner, Inani spielte mit Ilat. Sie ließ sich nicht anmerken, wie sehr Rynwolfs halb verdeckte Attacke, seinen wichtigsten Verbündeten an den Hof zu schicken, sie in Sorge versetzte. Janiel wich seit Tagen nicht mehr von Ilats Seite, der sich geradezu gierig auf den jungen Geweihten stürzte, um jeden Funken Information über Rynwolf aus ihm herauszupressen.
Zumindest immer dann, wenn er gerade nicht seine unerfüllte Gier nach Inani bejammerte. Nach außen hin ignorierte sie ihren Geliebten mehr oder weniger, spottete in Ilats Nähe über ihn und die Sonnenpriester. Nur wenn sie mit ihm allein war sprach sie über ihre Angst. Die Angst, er könnte zum Opfer in diesem Spiel werden. Janiel nahm diese Sorgen ernst, aber sie spürte, er wollte sich ihr beweisen.
Dabei kann es doch keinen Zweifel an seinem Mut oder seinem Geschick geben! Oh Liebster, sei vorsichtig, für mich!
Immerhin verstand sie nun ein wenig besser, wie es Kythara und Corin regelmäßig ergehen musste.
Graf Orel legte einen Schiffsführer ab, was Inani sofort mit mitleidigen Schnalzlauten kommentierte.
„Seht er muss hier, Schiffeherren und Sonnenherren immer schlecht beisammen!“ Sie strahlte und parierte Orels Flottenführer-Karte mit einem Sonnenpriester. Ilat stöhnte laut, er hatte selbstverständlich gewusst, dass Inani noch eine Priesterkarte hielt, mit dem sie Orels hohen Trumpf zunichtemachte. Nun hatte er allerdings selbst offenbar Schwierigkeiten zu bedienen, denn er zögerte lange.
„Würdest du dich mit mir verbünden?“, fragte er Janiel.
„Ich habe keinen Grund, die Allianz mit Graf Orel aufzukündigen.“
„Und wenn ich dir zwanzig Fußsoldaten anbiete?“ Janiel sah zu Inani herüber, sie konnte ihm jetzt ein Gegenangebot machen.
„Vier Fässer von Perlen“, sagte sie.
„Ich muss passen“, murmelte Orel niedergeschlagen.
„Die Soldaten sind nützlicher, ich verbünde mich mit Euch, mein König.“
„Dann wir nun Partner ist“, gurrte Inani und schenkte Orel einen glühenden Blick, bis Ilat zu husten begann. Janiel und Ilat legten nacheinander ab, danach war Orel wieder dran. Er wählte eine Karte aus, doch bevor er sie gezogen hatte, pfiff Inani auf eher unweibliche Art. Sie warf einen ihrer zahllosen Ringe über den Tisch und traf dabei einen anderen Trumpf in Orels Händen. Erstaunt schaute er erst auf den Ring, dann auf die Karten, errötete, und legte hastig ab, was Inani ihm befohlen hatte. Ilat starrte finster auf den Drachen nieder, einen der schwierigsten Trümpfe im gesamten Spiel. Im Moment blockierte es seine Strategie, was haargenau
Inanis Absicht gewesen war.
„Euer Ring, edle Dame.“ Orel hüstelte verlegen.
„Behalten er das, ich habe zu viel von dem“, erwiderte Inani und winkte achtlos ab. Der Graf duckte sich ein wenig unter Ilats mörderischem Blick, wagte aber nicht, das Kleinod zurückzuweisen.
„Ich sollte mich wieder mit dir verbünden, wenn du solche Geschenke machst, mein Kätzchen“, zischte Ilat.
„Ah, er viel netter ist zu mir, du sagt nie edle Dame!“ Mit einem albernen Kichern stach Inani Janiels Bogenschützen mit einer Reitereinheit aus. Drei Spielrunden später gewannen Inani und Orel mit haushoher Überlegenheit, da sie beide zusammen zwei Könige und drei Erzpriester gesammelt hatten.
„Ich sehe schon, du bist nicht mit einem einzelnen König zufrieden zu stellen.“ Ilat stichelte mit verbissener Miene, sichtbar am Rande eines Wutausbruchs.
„Ich nicht verstehe, besseres als ein König ist doch überall da“, zwitscherte Inani mit gefährlichem Lächeln. Ilat wies auf das Spielfeld:
„Schade, die Grafen habe ich alle in der Hand, du gewinnst also nicht die Oberherrschaft über die Armee.“
„Ah, er ist zufrieden so leicht, nein?“ Inani strahlte, drückte Orel je einen Kuss auf beide Wangen und sprang dann auf.
„Ich muss gehen in die Park und laufen ein bisschen, meine Füße ist schon ganz müde, nein? Begleitet er mich, Graf Ollemi?“
Der Graf war leichenblass geworden, Inani sah, wie er unauffällig das Ti-Zeichen schlug.
„Schau, wie verzweifelt er ist“, sagte sie magisch zu
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