Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
Vom Netzwerk:
sondern mittels politischer Machtspielchen?“ Ilat wandte sich ab, schlenderte scheinbar gelassen zum Altar.
    „Wenn Ihr Euch nicht freiwillig von den dunklen Kräften heilen lasst, müssen wir Euch zwingen, Majestät“, sagte Rynwolf sanft, als würde er einem uneinsichtigen Kranken die bittere Medizin schönreden wollen.
    „Lassen wir die Spielchen, Priester. Du willst mich vom Thron schubsen und versteckst dich hinter deinem Gerede von Heil und bösen Mächten.“ Ilat begann mit einem der Goldgefäße zu spielen. „Ich werde sammeln, was mir noch treu ergeben ist, was sich bestechen und mit Gewalt einschüchtern lässt und erwarte dich morgen früh vor Roen Orms Toren. Zufrieden?“ Er streckte den Arm aus und goss das Öl in dem Gefäß über Rynwolfs Kopf. Der Erzpriester rührte sich nicht, starrte Ilat nur an.
    „Ihr wollt also Unschuldige sterben lassen? Ihr weicht nicht von Eurem Weg in die Dunkelheit ab?“, fragte Rynwolf anklagend.
    „Es gibt keine Unschuld, Priester. Sei zufrieden, dass ich keine Häuserschlacht innerhalb von Roen Orm beginne. Du weißt, wo du mich findest.“
    Mit diesen Worten verließ Ilat den Tempel. Die Menge teilte sich vor ihm. Niemand hinderte ihn, niemand sprach.
    Alle starrten schweigend auf Rynwolf und versuchten zu begreifen, was hier geschah. Kein Chaos, nur stille Fassungslosigkeit. Cero seufzte. Dieser Kampf würde Roen Orms bereits blutgetränkte Erde mit einem Leichentuch zudecken, das allein war gewiss. Er schloss sich Rynwolf an, als dieser den Gottesdienst beendete und die Gläubigen fortschickte.
    „Bist du auf meiner Seite, Neffe?“, wisperte der Priester mit flackerndem Blick.
    „Wo sollte ich sonst sein?“ Aber Cero wusste nicht, wohin er gehörte. Die Wahrheit, er wüsste nur zu gerne, was wirklich wahrhaftig war …
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

28.
     
    „Lasst uns mit dem Ende beginnen. Irgendwann müssen wir ja mal damit anfangen, auch, wenn es für viele nicht das Ende werden wird, das sie sich erhofft haben.“
    Zitat aus „Der Ruf des Korabal“, Komödie von Shila von Erten
     
     
    Ilat blickte missmutig auf seine Soldaten, die sich vor Roen Orms Toren aufgereiht hatten. Noch war es dunkel, aber die Dämmerung stand kurz bevor. Niemand hatte in dieser Nacht geschlafen, auch er selbst nicht. Fast zweitausend Mann standen bereit, gegen rund vierhundert Priester zu kämpfen, sobald die Sonne aufging. Die meisten von ihnen waren kampferprobt, gegen Elfen wie in der Seeschlacht gegen Lynthis, und dennoch war Angst allgegenwärtig spürbar. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Es war schwer, gegen Sonnenpriester in die Schlacht zu ziehen, wenn man selbst nichts besaß, um sich gegen die Magie zu schützen. Niemand rechnete damit, zur Mittagsstunde noch zu leben. Ilat überlegte, ob er den Männern etwas Aufmunterndes sagen sollte, etwas darüber, dass Gott wusste, wer für die gerechte Sache kämpfte und wer nicht. Doch diese Lüge wollte nicht einmal ihm über die Lippen gehen, also schwieg er und wartete. Nur zu genau wusste er, die Männer blieben nur so ruhig, weil er, Ilat, bereit war, Seite an Seite mit ihnen zu sterben.
    Noch wenige Minuten bis zum Sonnenaufgang. Ilat zog sein Schwert, so nutzlos es auch war. Es würde sich gut anfühlen, mit einem Schwert in der Hand abgeschlachtet zu werden. Oder magisch verbrennen zu müssen.
    Zumindest behaupten das alle Heldengesänge, also versuchen wir sie, ob sie die Wahrheit sprechen!
     
    ~*~
     
    Rynwolf trat an der Spitze seiner Priesterschaft durch Roen Orms verwaiste, unbewachte Tore. Die Stadtgarde hatte sich Ilats Soldaten angeschlossen, freiwillig oder auch nicht. Er spürte die Unsicherheit seiner Männer. Viele von ihnen hatten Verwandte oder Freunde auf Ilats Seite. Gegen Elfen oder Hexen zu kämpfen war das eine, von Schiffen aus Feuerkugeln auf fremde Feinde regnen zu lassen keine zu harte Prüfung. Aber wehrlose Menschen zu töten, deren Gesichter sie tagtäglich im Gottesdienst gesehen hatten, das war nahezu unerträglich. Zudem trugen sie noch immer schwer an dem Tod ihrer Brüder, die nicht aus dem Hexennebel zurückgekehrt waren.
    „Verschont jeden, der sich uns ergeben will“, rief Rynwolf ihnen zu. „Sie befolgen Befehle, gegen die sie sich nicht wehren können, gehorchen einem König, der vom Finsterling besessen ist. Versucht so viele wie möglich lebend zu überwältigen. Vor allem Ilat darf nicht getötet werden, überlasst ihn

Weitere Kostenlose Bücher