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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sich gerade in Auflösung wegen des Hormonstaus einiger Mitwirkender.«
    Wieder musste Antonia lachen. Es war auch ein Schuss Erleichterung dabei. Heute Morgen, auf dem Weg in die Stadt, hatte sie sich noch Sorgen gemacht, wie Katie das alles wohl verkraften würde. Erst der Schock über ihre Tat und dann diese Nacht-und-Nebel-Aktion auf dem Friedhof. Okay, sie war noch nie ein Sensibelchen gewesen, aber immerhin hatte sie einen Menschen getötet. Jetzt war Antonia froh, dass Katie – vielleicht unter dem Einfluss der Pfirsichbowle – die Einsilbigkeit vom Morgen abgelegt hatte und allmählich ihren bissigen Humor wiederfand. Und während sie ihre frisch aufgefüllten Bowlegläser zurück ins Haus balancierten, kam Antonia zu dem Schluss, dass man einfacher durchs Leben ging, wenn man ein etwas dickeres Nervenkostüm besaß.

22.
    Antonia hatte einen Augenblick lang Probleme, sich zu orientieren. Vielleicht hätte es geholfen, die Augen ganz zu öffnen, doch ihre Lider wogen schwer wie Kanaldeckel. Es war hell, aber nicht richtig, das erkannte sie durch den Sehschlitz, den sie sich schließlich hatte erkämpfen können. Vor dem Fenster hing der Himmel herab wie eine graue Decke. Sie selbst hatte ein Messer im Kopf stecken, dessen spitze Klinge sich bei der kleinsten Bewegung tiefer in ihren Schädel bohrte, und ihre Zunge fühlte sich an wie eine tote Ratte. Und was war das eigentlich für ein nerviges Geräusch, das sie geweckt hatte? Ihr Handy! Es lag neben ihrer Matratze. Sie ertastete das lärmende Objekt. Blinzelnd versuchte sie, auf dem Display etwas zu erkennen. Eine unbekannte Nummer. Sie drückte die grüne Taste. Ihr »Hallo?« klang wie das Krächzen einer Krähe.
    »Antonia, bist du das?«
    »Mama!«
    Antonia fuhr in die Höhe, das Messer stieß erbarmungslos zu. »Auahh!«
    »Antonia, geht es dir gut?«
    »Aber ja, Mama, ausgezeichnet. Ich bin nur…« Nein, sie konnte ihrer Mutter nicht sagen, dass sie gerade erst aufgewacht war, denn es war sicher schon sehr spät. Und dass sie einen mordsmäßigen Kater hatte, würde ebenfalls nicht so gut ankommen. »… ich hab mir nur gerade den Zeh angestoßen. Wo bist du?«
    Sie war noch immer bei Tante Linda und sie hatte endlich ein eigenes Handy. Sie erzählte, was Antonia schon von Linda wusste, aber Antonia ließ sie reden, das gab ihr selbst ein wenig Zeit, ins Hier und Jetzt zurückzufinden. Offenbar verspürte ihre Mutter das Bedürfnis, Antonia einiges zu erklären. Was sie letztendlich dazu bewogen hatte, sich von Ralph zu trennen, verschwieg sie zwar, aber Antonia konnte es sich schon denken. Ihre Mutter hörte sich am Telefon ungewöhnlich kleinlaut an. Als müsste sie sich vor Antonia dafür rechtfertigen, dass sie ihren Mann verlassen hatte. Aber vielleicht war es auch nur die späte Reue darüber, dass sie sich überhaupt mit ihm eingelassen und ihrer Tochter und sich selbst ein Leben mit diesem Kerl zugemutet hatte. Antonia gefiel dieser Gedanke, und als ihre Mutter geendet hatte, sagte sie: »Ich finde es gut, dass du bei Linda bist. Das war das Beste, was du tun konntest.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Aber ja. Ralph war ein widerlicher Tyrann.« Hieß es nicht immer, über Tote nichts Schlechtes sagen? Es musste Ausnahmen geben.
    »Hat er… hast du etwas von ihm gehört?«
    Die Frage hatte ja kommen müssen. Antonia war nur leider so vollkommen unvorbereitet, dass sie ihr noch mit Pfirsichbowle getränktes Hirn über die Maßen anstrengen musste, um eine halbwegs plausible Erzählung abzuliefern. Zu behaupten, sie hätte nichts von Ralph gehört, wäre nicht glaubwürdig. Aber zuzugeben, was wirklich passiert war… nein, das ging auch nicht. Vermutlich würde ihre Mutter ohnehin sehr bald von der Polizei erfahren, dass Ralph verschwunden war. Aber wäre es nicht besser für sie, die Wahrheit von ihrer Tochter zu hören, damit sie gewarnt war? Ja, vielleicht. Doch es musste sorgfältig durchdacht werden, was und wie viel sie ihrer Mutter erzählen konnte, und dazu war Antonia jetzt beim besten Willen nicht in der Lage. Also antwortete sie: »Er hat angerufen und nach dir gefragt. Ich habe gesagt, ich wüsste nicht, wo du bist. Er hat verlangt, dass ich mich bei ihm melde, wenn ich was von dir höre, und ich habe ihm gesagt, er kann mich mal und er soll seine Probleme mit dir gefälligst ohne mich lösen. Danach war Ruhe.«
    Antonia bezweifelte, ob sie wirklich so mit Ralph geredet hätte. Aber es war eine angenehme Vorstellung.
    »Wie war er?

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