Röslein stach - Die Arena-Thriller
sie zu.
Die Kommissarin bat Robert, ihr die Namen aller Gäste von gestern Abend aufzuschreiben, möglichst mit Adresse und Telefonnummer. Robert griff nach dem Notizblock, der auf dem Küchentisch lag, aber die Kommissarin reichte ihnen allen ihre Visitenkarte und sagte zu Robert: »Mir genügt eine Mail, aber bitte noch heute und möglichst präzise.« Dann verließen sie und ihr Kollege die Küche, zogen ihre feuchten Jacken, die sie an der Garderobe im Flur gelassen hatten, wieder an und verabschiedeten sich mit der Bitte, sich zu melden, wenn einem von ihnen noch etwas einfallen sollte. »Noch etwas: Ich werde Protokolle von euren Aussagen anfertigen, diese müsst ihr dann auf der Polizeidirektion unterschreiben. Ist nur eine Formsache. So ganz ohne Papierkram geht es halt nicht.«
Robert saß am Küchentisch und versuchte, sich eine Zigarette zu drehen, aber seine Hände zitterten so sehr, dass der Tabak immer wieder vom Papierblättchen fiel.
»Lass mich«, sagte Katie und nahm ihm die Packung aus der Hand.
Kein Wunder, dass er fix und fertig ist, dachte Antonia. Nach dem, was er der Polizistin erzählt hatte, war Sarah ja fast so eine Art Schwester für ihn gewesen. Aber auch sie selbst hatte die Nachricht gehörig schockiert. Vor allem die Information, dass man Sarah die Kehle durchgeschnitten hatte. Was für ein brutaler, schrecklicher Tod. Welche Angst sie wohl bis dahin ausgestanden hatte. Oder war es so schnell gegangen, dass sie kaum zum Nachdenken gekommen war. Wie war es überhaupt passiert und wo?
»Das Dynamit muss sofort verschwinden!«, sagte Matthias. Er knetete seine Hände, seine Stimme klang brüchig. Sarahs Tod ging offensichtlich auch ihm sehr nah, obwohl er Anstrengungen machte, dies zu verbergen. »Hat jemand eine Idee, wohin damit?«
»Mir doch scheißegal. Von mir aus könnt ihr es im Maschsee versenken.« Robert nahm die fertig gedrehte Zigarette von Katie entgegen. Sein Lächeln entgleiste, als er zu ihr sagte: »Die ist ja gar nicht krumm.«
»Was heißt ›ihr‹? Du wirst uns schön dabei helfen, Alter«, knurrte Matthias.
»Ist das jetzt dein Problem, oder was?«, fuhr ihn Robert an, aber Matthias antwortete nüchtern: »Im Moment: ja. Wir wissen nicht, ob Sarahs Mutter dichthält. Und wenn nicht, dann sollten die Bullen hier nichts finden.«
Auch wenn es herzlos klang, so pflichtete Antonia doch im Stillen Matthias bei. Der Sprengstoff musste schleunigst aus dem Haus. Hoffentlich, dachte Antonia, hat Sarah ihrer Mutter nicht auch noch gesagt, woher das Zeug kam.
»Okay. Ich bin aber dafür, dass wir es vernichten«, sagte Robert. »Das letzte Mal wärst du fast mit in die Luft geflogen, Mathe. Sarahs Mutter hatte schon irgendwie recht, das Zeug bringt uns noch in Teufels Küche.«
»Das werden Lynn, Jan und Malte aber anders sehen«, gab Matthias zu bedenken.
»Mir doch egal«, zischte Robert und drückte seine halb gerauchte Zigarette aus. »Die haben das Zeug nicht besorgt und es liegt nicht bei denen im Keller. Die können nur immer meckern und klugscheißen. Außerdem kann mir diese Aktion gerade sowieso gestohlen bleiben.«
»Ich weiß einen Tümpel in der Ricklinger Masch«, sagte Katie. »Das ist das Überschwemmungsgebiet der Leine, westlich vom Maschsee, ein richtiger Sumpf mit kleinen Moorlöchern und Tümpeln, die man erst bemerkt, wenn man fast drinsteht, weil so grünes Algenzeug darauf schwimmt. Echt gruselig.«
»Kommt man da mit dem Auto ran?«, fragte Matthias.
»Nein, nicht ganz. Aber wir könnten es ja auf uns vier aufteilen«, schlug Katie vor. »Jeder nimmt einen Rucksack voll. Und die Kisten verbrennen wir.«
»Gut, dann los«, sagte Robert und irgendwie schienen alle erleichtert zu sein, dass sie etwas zu tun hatten. Das war immer noch besser, als hier zu sitzen und zu grübeln.
24.
Ein gewaltsamer Tod macht einen Menschen selten schöner, aber auf Sarah Jacobi, die nun auf dem Seziertisch in der Rechtsmedizinischen Abteilung der Medizinischen Hochschule lag, traf das nur bedingt zu. Sie war ein sehr hübsches Mädchen gewesen. Nur diese extrem bleiche Haut und die farblosen Lippen, die der Kommissarin schon gestern am Leichenfundort aufgefallen waren, wirkten etwas unheimlich. Und sie hatte eine deutliche Ähnlichkeit mit Sonja Kluge, keine Frage.
Der ganze Tatzusammenhang war wirklich extrem auffällig, da hatte Daniel Rosenkranz völlig recht. Als sie gestern aus der Villa am Lindener Berg aufgebrochen waren, hatten sie schnell klare
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