Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Hornplatten. Seine Augen waren smaragdgrün und wirkten aufgeweckt. Sirans beschränkten Informationen nach sollte es sich bei dem Mann um einen erfahrenen Soldaten mit wertvollen Zusatzqualifikationen handeln, doch stand vor ihm eindeutig ein Mitglied des technischen oder medizinischen Stabes. Er war skeptisch.
"Ich werde den Mist über Ihre Götter sicher nicht wiederholen", sagte der Xhar leise und sah ihn unverwandt an. Er war alles andere als unauffällig.
Siran zog eine Augenbraue hoch und erwiderte den Blick, sagte jedoch nichts.
"Ich bin Ihr Mann", fuhr der Xhar fort. Siran schwieg weiterhin, bis der Xhar schließlich seufzte und fortfuhr: "So sei es: Ihre verfluchte Schöpferin lächelt auf ihre Streiter."
Das war nicht ganz der Spruch, den er erwartet hatte, dennoch antwortete Siran: "Und sie belohnt jene, die furchtlos den Tod erwarten."
Er maß den Xhar mit einem weiteren langen Blick, dann überreichte er ihm unauffällig ein Stück Pergament. Er durfte nicht zweifeln.
"Prägen Sie es sich gut ein – der Stoff zerfällt in einer Stunde", sagte er eindringlich und sein Gegenüber nickte.
"Die Ro'ha wird zur rechten Zeit am richtigen Ort sein." Bei den Worten sah Siran sich unwillkürlich um und warf dem Xhar einen warnenden Blick zu. Schon eine solch unbedachte Bemerkung konnte ausreichen, um alles zunichte zu machen. Niemand schien sie bemerkt zu haben, so nickte er dem Mann schlicht zu und schritt auf den belebten Platz hinaus...
25
Es dauerte gefühlte Stunden, bis Lillja alle Leichen aufgesammelt und über den zentralen Aufweg zur Luftschleuse gebracht hatte. Jene war deutlich weniger spektakulär, als sie es erwartet hatte. Genau genommen handelte es sich um einen einfachen Raum, der auf der Außenseite zwei zusätzliche Terminals hatte und darüber hinaus über ein dickes doppeltes Schleusentor verfügte.
"Ich bin jetzt da", sagte sie überflüssigerweise und schob den Lastenträger in den kleinen Raum.
"Wir können dich sehen", erwiderte Azarion. "Du musst die Toten abladen und sorgfältig durchsuchen - vielleicht haben sie noch etwas Brauchbares in den Taschen."
Lillja kam seiner Aufforderung nach und nahm alle Geräte an sich, die sie finden konnte, während sie die Toten nebeneinander auf den Boden legte. Nachdem sie mit ihrer Durchsuchung fertig war, legte sie jedem die kalten Hände auf die Brust. Bei einigen war schon die Totenstarre eingetreten, sodass sie ein ordentliches Maß an Kraft aufwenden musste und zu hören glaubte, wie ihre Gelenke unter diese Behandlung protestierten.
"Sie müssen nicht so zaghaft sein, Winter", meldete sich Crelon nach einer Weile. "Die sind schon tot."
"Ich bin nicht zaghaft - ich behandel sie einfach nur mit dem nötigen Respekt."
"Sparen Sie sich diesen Respekt lieber für die Lebenden", fuhr er sie an. "Die hätten deutlich mehr davon."
"Reka - Sie…" Sie unterbrach sich selbst, presste die Lippen aufeinander und schwieg.
Nachdem das letzte Crewmitglied ausgestreckt vor ihr lag, legte sie die Eier zwischen die Toten und zögerte.
"Gut. Jetzt die Eier", meinte der Soldat als sie fertig war. "Du musst die äußere Hülle zerstören."
" Vermutlich ist es die beste Lösung, wenn Sie Ihre Waffe benutzen", fügte Crelon an. "Die Schale ist hart - ich glaube nicht, dass Ihre Kraft ausreichen würde, sie zu zerschlagen."
Die beste Lösung, hallte es in ihren Gedanken nach. Nein, das war sicher nicht die beste Lösung . Es war schrecklich.
"Verstanden." Sie zog ihre Waffe und entsicherte sie.
"Ziel einfach auf die Mitte", drang Azarions Stimme durch ihre Zweifel. "Es ist notwendig."
Fast gegen ihren Willen öffnete sie erneut den Scanner und betrachtete die Anzeige, die nun nur noch von drei weiteren Lebensformen berichtete. Drei Lebenszeichen, noch immer geschützt von der Schale, ungeboren. Ohne eine Chance.
"Sie kann es nicht", hörte sie Crelon wie aus weiter Ferne dumpf sagen.
"Ich gehe an Bord", kommentierte Azarion.
"Nein", sagte Lillja einen Herzschlag später und drückte ab. Das Projektil traf die Schale und zertrümmerte sie. Das Ei zerbrach und eine durchsichtige Flüssigkeit, die sich schnell rot färbte, ergoss sich über dem Boden. Von der Wucht getroffen , kippte das Ei zurück und ein kleines Wesen rutschte heraus. Dreißig Zentimeter groß, aber schon voll entwickelt mit grauen Hornplatten über einer noch durchsichtigen Haut, unter der Blutgefäße und innere Organe durchschimmerten - und blaue Augen, die sie
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