Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Angst hinweg. "Die Seuche kann Wahn hervorrufen. Wenn du dir sicher bist, das du in Gefahr bist, dann ziele auf den Kopf und erschieß ihn."
"Ich bin sicher."
"In Ordnung. Such dir ein freies Schussfeld, such festen Stand, halte die Waffe mit beiden Händen - und zöger nicht."
Der Infizierte schob die Tür weiter auf und zwängte sich hindurch. Er blieb kurz stehen, als er im Raum war, dann irrte sein Blick umher, bis er Lillja fand. Ein lautes Knurren ertönte und er setzte sich in Bewegung.
" Erschieß ihn", befahl Azarion ruhig und Lillja drückte ab. Mit einem lauten Knall löste sich eine einzelne Kugel und traf den Xhar ins Gesicht. Er wurde im Laufen zurückgerissen, fiel auf den Rücken und eine Lache Blut begann sich unter ihm auszubreiten.
"Er ist tot." Ihre Stimme zitterte.
"Gut, Lillja. Jetzt konzentrier dich, es ist noch nicht vorbei."
"Ja." Sie atmete tief durch und wartete, bis ihr Herz langsamer wurde. Sie konnte fühlen, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen, doch der Helm verhinderte, dass sie sie wegwischen konnte. "Was soll ich machen?"
"Du hast den Hauptcomputer heruntergefahren. Ich brauche Zugriff auf die Systeme, bevor sich die Antriebsmatrix destabilisiert. Geh zurück zu dem Terminal und stell mit deinem Universaltool eine Verbindung her."
Sie kam dem nach und verbrachte die folgenden Minuten schweigend, während Azarion vom Shuttle aus die wichtigen Systeme wieder zum Laufen brachte, dabei aber alle Defensivsegmente offline ließ.
"Ich bin beeindruckt, dass du das geschafft hast", meinte der Soldat nach einer Weile.
"Oh ja", pflichtete Crelon ihm überraschend bei. "Ich dachte, Sie drehen durch, als die Verbindung abbrach - oder als Sie unsere toten Brüder gefunden haben."
"Was haben die Eier hier zu suchen?" , überging sie die Worte.
"Ich weiß es nicht", antwortete Azarion und klang dabei sehr abgelenkt. "Übertrage nun Logbücher und Sicherheitsdateien."
"Nach dem Abschalten der Hauptenergie konnten wir einen Scan durchlaufen lassen", ergriff Crelon erneut das Wort. "Es befinden sich noch weitere infizierte Xhar an Bord, möglicherweise sind sie gefährlich. Ich schlage eine komplette Flutung mit M93 und Bestrahlung vor."
"Dem stimme ich zu."
"M93?", wiederholte Lillja ungläubig. Sie hatte davon gelesen, es war ein Kampfstoff, der Gewebe binnen Sekunden auflöste, ohne dabei Auswirkungen auf Metall, Glas oder Plastik zu haben. "Aber sie leben doch noch!"
"Die Seuche führt im Endstadium zu einer extremen Überproduktion von Rückenmarks- und Hirnflüssigkeit." Azarions Stimme klang dumpf und voller Grauen. "Wir haben den Videostream gesehen. Der Druck quetscht die Augen aus dem Kopf, zerstört das Gehirn und führt zu unvorstellbaren Schmerzen. Das Schicksal dieser Leute ist längst besiegelt. Es stellt sich nur noch die Frage, wie schnell oder qualvoll ihr Tod sein wird."
Aber es würde durch ihre Hand passieren, fügte sie in Gedanken hinzu und warf einen Blick zu dem toten Xhar auf dem Boden.
"Keine Chance auf Heilung", murmelte sie.
"Keine Chance", stimmte Azarion zu.
"Gut - tun wir es. Was muss ich machen?"
"Ich werde die Systeme von hier aus starten. Geh zur DeKon und führe an der Hauptkonsole eine Säuberung der hinteren Kammer durch. Danach durchläufst du die Dekontamination und leitest aus dem Andockraum eine Abriegelung durch. Alles Weitere können wir von hier machen, du musst nur wieder vom Schiff kommen."
"Verstanden - ich mache mich jetzt auf den Weg."
Mit einem prüfenden Blick auf Radar und Scanner stellte sie sicher, dass der Weg vor ihr frei war und stieg über den toten Körper hinweg.
"Warte", verlangte Azarion, als sie gerade auf den Korridor hinausgetreten war. Es knackte in der Leitung und dann verging eine ganze Weile, in der sich eine unangenehme Stille ausbreitete, bis Lillja schließlich ungeduldig fragte:
"Was ist los?"
"Neue Befehle. Wir isolieren die Infizierten und bestrahlen das Schiff. Ich komme an Bord."
"Nein , auf keinen Fall", hörte sie sich sagen und war selbst von dem bestimmten Klang ihrer Stimme beeindruckt.
"Warte - ich verbinde die Kanäle." Ein Augenblick verging, dann fuhr Azarion fort. "Cpt. Dale und Dr. Torras sind nun verfügbar."
"Gut", ergriff Lillja das Wort. "Azarion sollte auf keinen Fall das Schiff betreten - zumindest nicht, bis wir die Seuche losgeworden sind."
" Beim Einsatz von M93 verlieren wir möglicherweise wichtige Proben", mischte sich Kalira ein. "Außerdem könnten die entstehenden
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