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Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)

Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)

Titel: Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.T. Spreckelsen
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abgingen.
    "Ein Virus?", sprach sie ihren ersten Gedanken aus und Tulan nickte langsam.
    "So ähnlich. Es ist die Seuche."
    Lillja trat noch etwas näher und sah das Gebilde eingehend an. Nie zuvor hatte sie den Grund, warum ihre Heimat vernichtet worden war, überhaupt gesehen. Etwas an der Oberfläche war seltsam, sie schien sich zu bewegen.
    "Eine Mischung aus Biologie und Technologie", erläuterte Tulan schließlich. "Wie nahezu alles, was wir bislang vom Feind untersuchen konnten."
    Auf dem abgestürzten Schiff, das sie auf dem Mond betreten hatte, war ihr nichts lebendig vorgekommen - nicht einmal zum Teil. Fast hätte sie ihre Gedanken ausgesprochen, doch sie hielt sich im letzten Moment zurück.
    "Die Menschen sind bislang die einzige bekannte Spezies, die eine natürliche Immunität gegen alle Formen der Seuche aufweist und genau das wollten sich Ihre Verbündeten zu Nutze machen."
    Er unterbrach sich kurz und sah auf seine Hände. Sein rechter Handrücken war vernarbt und schien einst großer Hitze ausgesetzt gewesen zu sein. Er massierte die Narbe gedankenverloren mit der linken Hand und fuhr fort: "Die Immunität Ihrer Spezies wurde im Jahr achtundsiebzig entdeckt - öffne angehängte Archivbilder." Der Virus verkleinerte sich stark, während sich mehrere zweidimensionale Bilder öffneten und sich nebeneinander anordneten.
    Lillja sog entsetzt die Luft ein, als sie von Bild zu Bild sah. Sie alle zeigten irgendeine Art von Labor oder ähnlicher Forschungseinrichtung, in der unterschiedliche Dinge mit Menschen aller Altersstufen gemacht wurden. Das oberste Bild zeigte ein sehr kleines Mädchen, das auf einem Tisch geschnallt war, während sich ein Xhar über sie beugte und ein veraltet wirkendes OPG über ihr montierte. Das Kind war wach und aus ihren weitaufgerissenen Augen liefen Tränen.
    Ein anderes zeigte einen nackten, abgemagerten Mann, der in einem gläsernen Kasten in seinen eigenen Exkrementen kauerte und mit leerem Blick in ihre Richtung starrte.
    Sie wollte nicht mehr sehen und richtete den Blick auf ihre Füße.
    "Die menschliche Zelle wehrt die Seuche selbstständig ab, also versuchte man, sich diesen Umstand zunutze zu machen. Sehen Sie hin!" Bei den letzten Worten hatte er ihren Oberarm ergriffen und Lillja sah wieder auf. Sie überflog die Bilder, erkannte Menschen, die offensichtlich litten oder unsagbar schlecht behandelt wurden. Manche waren krank, andere abgemagert, doch die meisten lagen tot auf metallenen Tischen.
    "Es stellte sich als schwieriger heraus, als man angenommen hatte - die Seuche verändert sich ständig und überwindet jeden Impfschutz und jeden Behandlungsansatz." Er ließ sie wieder los. "Schließe Archivdatei."
    Die Bilder verschwanden. Lillja trat einen Schritt zur Seite und ließ ihren Blick über den Daru schweifen. Er war nicht allzu stark bewaffnet - sie sah eine Pistole, deren Griff ihrer Stardust ähnelte und ein langes Messer, das in einer Halterung schräg auf der Rückseite seines Gürtels hing.
    "Sie haben schreckliche Dinge getan", sagte Lillja leise, obwohl sie nicht ganz sicher war, ob sie wirklich glauben durfte, was Tulan ihr zeigte. "Aber letztlich haben sie versucht, die Erde zu beschützen."
    "Macht dieser Versuch die Gräueltaten wett?"
    "Die Xhar haben tausende eigener Männer im Solsystem verloren - der Vater meines Captains war unter ihnen und viele Männer meiner Crew haben an diesem Tag Freunde verloren." Sie schwieg für einen Herzschlag und setzte dann neu an: "Sicher, das alles ist schrecklich und ich hoffe inständig, dass die Verantwortlichen irgendwann zur Rechenschaft gezogen werden, aber ist das der Grund, warum Sie sich gegen die Xhar wenden und uns hier angreifen? Verspätete Rache für die Besatzung und ein Verstoß gegen die Menschenrechte?"
    Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich habe nur gehofft, Ihnen damit die Augen zu öffnen, Alexandra."
    Es war ungewohnt, diesen Namen mit sich selbst in Verbindung zu bringen, doch sie ließ sich nichts anmerken. Hoffte sie zumindest.
    "Wir wissen, dass die Forschung der Ethara zu einem vorläufigen Ziel geführt hat", sprach Tulan weiter. "Es gibt einen Seuchenschutz, allerdings wirkt er nur bei meiner Spezies. Das Oberkommando Ihrer Verbündeten hält diese Erkenntnis jedoch geheim. Ich glaube aus der Angst, wir und all unsere Ressourcen könnten uns vom Krieg zurückziehen, wenn öffentlich bekannt würde, dass der Feind, die Nesuka, keine Gefahr mehr für uns sind. Verstehen Sie, Alexandra?

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