Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
fühlte sich trotzdem wie eine Verräterin.
Irgendwann schien sie die letzte seiner Fragen beantwortet zu haben und endlich ließ er von ihr ab. Ihr Mund war trocken und ihre Augen brannten, während ihr Schädel dröhnte, aber nichts davon kam an das schreckliche Gefühl heran, die letzten Personen, die ihr etwas bedeuteten, betrogen zu haben.
Der Daru war aufgestanden und hatte sich ein paar Schritte durch den Raum bewegt, als jemand an der Tür klopfte und ein dumpfes: "Jargon hier", erklang.
"Kommen Sie herein", lud Tulan ein und Lillja fragte sich plötzlich, ob die Tür vielleicht die ganze Zeit unverschlossen gewesen war und sie diese Fluchtmöglichkeit einfach ungenutzt hatte verstreichen lassen.
Der verräterische Xhar betrat die Hütte und ließ den Blick über die nun wieder inaktiven Bildschirme schweifen, bis er schließlich über Lilljas Züge fuhr und an Tulan haften blieb.
"Fenric hat uns alles Wissenswerte mitgeteilt", berichtete er, "aber er verfügt nicht über die nötige Sicherheitsstufe." Offenbar hatte man auch den Yndra einer ähnlichen Prozedur unterzogen.
"Das befürchtete ich."
"Aber ich glaube, ich kann Soran zum Reden bringen."
Sichtlich interessiert sah Tulan auf und zog die Augenbrauen in die Höhe.
"So?"
"Ja", sagte Jargon fest und richtete seinen Blick auf Lillja. "Mit ihr."
Sie sah mit einem Ruck zu seiner großen Erscheinung auf und fühlte, wie ihr Herz zu rasen begann. Das war ein Albtraum! Schlimm genug, dass sie so frei heraus alles erzählt hatte, was sie wusste.
"Ich bin kein Freund solcher Praktiken." Tulan sah abwechselnd zwischen dem Xhar und ihr hin und her, bis er schließlich langsam nickte. "Aber in diesem Fall bleibt uns wohl kaum eine andere Wahl… Bringen Sie ihn her."
Jargon wandte sich um, hielt dann jedoch noch einmal inne und warf einen Blick über die Schulter zurück.
"Das könnte … sicher, dass Sie diese Sauerei hier haben wollen?"
"Da haben Sie Recht", gab der Daru leicht zurück, ging zu Lillja u nd zog sie auf die Beine. Er zwang ihre Arme auf den Rücken und führte ihre Hände durch Handfesseln aus Plastik oder einem ähnlichen Werkstoff und fixierte sie so hinter ihr, dann legte er ihr eine Hand auf die Schulter und schob sie vor sich her zum Ausgang.
Als sie wieder ins Freie traten, war Lillja für einen Moment geblendet und musste mehrfach blinzeln, bis sich ihre Augen halbwegs angepasst hatten. Auch die Hitze schlug nun unerwartet hart auf sie ein und ihr trat sofort der Schweiß auf die Stirn. Im Inneren der Hütte war es deutlich kühler gewesen, fast schon angenehm - zumindest dann, wenn man den direkten Vergleich erlebte.
Man führte sie entlang der Längswand des großen Gebäudes. Rechts von ihr stand der zweite größere Bau, während sie sich auf ein einfaches Zelt zubewegten, vor diesem jedoch links abbogen und eine kleine Hütte am Rand der bewuchsfreien Fläche ansteuerten, vor der ein Daru wachestand. Es war kaum mehr, als eine grobgezimmerte Bretterbude, mit flachem Dach und ohne Fenster, die auf zwanzig Zentimeter hohen hölzernen Stelzen stand.
"Holen Sie Cor Soran raus", befahl Jargon dem Wächter, erntete jedoch nur einen fragenden Blick, woraufhin er hinzufügte: "Den dunkleren."
Der Daru schlug mit der Faust zweimal gegen das Holz und gab den Befehl weiter, woraufhin sich die Tür nach wenigen Augenblicken öffnete und Cors gebeugte Erscheinung im Türrahmen erschien. Das Innere der Hütte lag im Dunkeln, doch Lillja vermutete, dass dort, wie befohlen, eine zweite Wache stand, die den Xhar unsanft nach draußen schob. Mit einem Schritt überwand er die geringe Distanz bis zum natürlichen Boden, dann blieb er stehen und sah sich um.
Seine ganze Erscheinung drückte Aggressivität und Kampfbereitschaft aus. Die Pupillen hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt und blickten misstrauisch in die Runde, bis sie Lilljas Gesicht streiften und sich dann auf Jargon richteten. Auch Cors Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden und Lillja konnte sehen, wie er sich gegen die Fesseln stemmte.
"Es tut mir leid, dass Sie mich zwingen, zu solchen Mitteln zu greifen", sagte Tulan bedächtig hinter ihr. "Aber ich brauche wirklich Zugriff auf die Datenbank."
Sie konnte hören, wie er zwei Schritte zur Seite machte, während die Wache hinter Cor dem Xhar den Lauf eines Gewehrs in den Rücken drückte und ihn auf die Knie zwang.
"Ich kann Ihnen nicht geben, was Sie wollen", sagte Cor ruhig, während er sich niedersinken
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