Ro'ha: Teil 2 - Erwachen (German Edition)
kurz erinnerte sie sich an die Wut, die sie ihm gegenüber gefühlt hatte, bekam das Gefühl aber nicht wirklich zu fassen. Er hatte sie seinem Volk geopfert, wisperte es zwischen Fieber und Verzweiflung, er hatte die Daraa gefoltert. Und trotzdem war er Cor Soran, die einzige Konstante, die zwischen dem Chaos und ihr gestanden hatte.
"Fenric, Azarion - wir gehen zurück ins Lager und suchen irgendetwas, um den Wundbrand zu stoppen und das Fieber zu senken", sagte er bestimmt. "H'Rega bleibt bei dir." Er beugte sich zu ihr und legte seine Stirn an ihre. "Du bist stark, bleib am Leben, bis wir zurück sind. " Er richtete sich wieder auf und hob den Blick zu einem Punkt über ihnen, während er flüsternd hinzufügte: "Rajan, beschütze sie…"
Nachdem die drei Soldaten im Laufschritt im Wald verschwunden waren, hatte H'Rega sie in eine sitzende Position gebracht und mit dem Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt. Er selbst hatte sich neben ihr in die Hocke sinken lassen und das Sturmgewehr über die Knie gelegt, während sein Blick aufmerksam die Umgebung abgesucht hatte.
"Haben Sie über meine Bitte nachgedacht?", fragte Lillja nach einer Weile, nachdem sie die Audioausgabe ihrer Komm stummgeschaltet hatte. Es war schwer, die richtigen Tasten zu drücken oder sich auch nur auf die Worte zu konzentrieren.
"Ja", antwortete der Soldat nach einer Weile. Sie hörte seine Stimme nicht über den Knopf, offenbar war auch er stummgeschaltet.
"Wenn die Hierarchie erfährt, dass ich Ihnen ungeprüfte und darüberhinaus nicht freigegebene Informationen gegeben habe, wird man mich meines Ranges entheben. Wieder." Er wandte den Blick und sah sie an. "Ich bin nicht so weit gekommen, um alles zu verlieren, was ich mir aufgebaut habe."
"Ich verstehe." Sie schloss kurz die Augen und versuchte sich an den letzten Moment zu erinnern, in dem sie wirklich glücklich gewesen war. Sie wollte mit einem schönen Gedanken sterben. Ihre Erinnerung an die Erde und das Leben, das sie bis zum letzten Frühjahr geführt hatte, waren blass und fremd geworden. Sicher, sie erinnerte sich an vieles, an ihren letzten Urlaub mit Chris, als er um ihre Hand angehalten hatte – sie war so glücklich gewesen. Jetzt schien das irgendwie bedeutungslos.
"Wahrscheinlich tun Sie das wirklich." Er seufzte neben ihr und sie konnte hören, wie er sich bewegte. "Jemand hat sich auf KalaTaan 9 Zutritt zu einem militärischen Datennetz verschafft und hat diesem Radu ein Video geschickt, in dem die Seuchenforschung an menschlichen Versuchsobjekten demonstriert wurde. Es war offenbar eine Zusammenfassung der letzten Jahre, in der wir nicht besonders gut dargestellt wurden. Man hat Radu überzeugt, dass wir die Menschen seit Jahren für unsere Versuche missbrauchen und dass der Feind nur auf die Erde aufmerksam wurde, weil wir dort waren."
Es überraschte sie ehrlich, dass er ihr antwortete. Wahrscheinlich ging H'Rega davon aus, dass sie sterben würde. Vermutlich hatte er Recht damit.
"Entspricht das der Wahrheit?" , fragte sie matt.
"Ich weiß es nicht - möglich."
Lillja versuchte zu nicken, aber ihre Muskeln hatten sich verkrampft und verweigerten den Dienst, also machte sie die Augen schwerfällig wieder auf und sah ihn an.
"Rajan - ist das einer Ihrer Götter?"
"Rajan", wiederholte H'Rega leise und lehnte sich selbst zurück. "Ich habe diesen Namen lange nicht mehr gehört." Er drehte sich zu ihr um und musterte sie eingehend, eher er wieder den Blick über das Dickicht schweifen ließ. "Sie haben Rajans Augen - und damit meine ich nicht nur eine vage Ähnlichkeit. Und diese Art, mit Cor zu sprechen und Ihren Willen durchzusetzen – gegen ihn und jeden anderen. Sie haben viel von ihr. Aber ich kann Ihnen darüber nichts sagen, Winter." Es lag Trauer und Bitterkeit in seiner Stimme und Lillja wurde klar, dass sie seine Verweigerung nun einfach hinnehmen musste.
Eine neue Fieberwelle durchfuhr ihren Körper. Wider besseren Wissens hob sie die Linke und betrachtete den Verband. Wieder war er dreckig geworden und blutgetränkt. Sie fühlte die Hitze, die von dem Schnitt ausging und glaubte, einen fauligen Geruch wahrnehmen zu können.
"Glauben Sie, die Götter der Erde sind noch irgendwo dort draußen?", fragte sie nach einer Weile leise und mit geschlossenen Augen. Es raschelte, als sich der Lt. Commander bewegte, aber sie sah keinen Grund, die Augen zu öffnen.
"Ich weiß nichts von Ihren Göttern", sagte H'Rega ebenso leise. "In unserer
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