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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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versteckt. Sie benutzt weiße Bettlaken und nachmittags scheint die Sonne herein.
    Dr. Jessica Snowden schaut mich ungeduldig an.
    »Persönlichkeitsstörung«, sagt sie.

    Sie ist nicht schön, aber sie ist auch nicht unattraktiv.
    Dr. Jessica Snowden benutzt weiße Laken und als ich mich darauf gelegt habe, dachte ich an ihre nackte Haut, die sich an den Stoff schmiegt. Und wie es wäre, sie zu ficken.
    »Deshalb hast du also diese Mädchen vergewaltigt«, sagt sie. Schleudert mir den Satz ins Gesicht. Hin und her. Wir tun das ständig.
    »Aber hier irren Sie sich«, erwidere ich.
    »Wo?«, fragt Dr. Jessica Snowden. Auf ihrer Stirn bilden sich Zornesfalten.
    Und sie ist nicht schön und meistens allein zu Hause.
    In ihrem Büro sage ich: »Ich habe nie jemanden vergewaltigt.«

U nd das ist der Stand der Dinge. Nach den ganzen Gerichtsverhandlungen und Polizeiverhören. Nach den ganzen Schlagzeilen, Leserbriefen und telefonischen Blitzumfragen. Nach Thorley, Rohypnol und Privatschule. Nachdem mein Vater vor meinen Augen geflennt hat. Nach alldem bin ich frei.
    Tatsache ist: Ich habe nie etwas verbrochen.
    Ich habe nie etwas zugegeben.
    Gestanden.
    Verantwortung übernommen. Für etwas.
    Tatsache ist: Ich bin nie angeklagt worden.
    Ich habe nie jemand vergewaltigt, nie jemand Drogen verabreicht, um Geschlechtsverkehr zu erzwingen. Ich habe auch sonst nichts zugegeben. Vielleicht habe ich dem massigen Kahuna in Adelaide ein Glas in die Fresse geschlagen. Tatsache ist aber, der tätliche Angriff ist nicht aktenkundig. Es gibt keine Aufnahmen irgendwelcher Überwachungskameras. Kein massiger Typ hat bei der Polizei Anzeige erstattet, keine Notaufnahme hat ihn behandelt. Folglich: keine Anklage. Vielleicht habe ich sein Gesicht irreparabel entstellt, aber wer will das wissen?

    Vielleicht habe ich einem Penner in der U-Bahn eine Flasche ins Gesicht geschlagen, aber es gibt keine Aussagen, die das belegen.
    Keine Anklage.
    Vielleicht habe ich einem Bauarbeiter in Thorleys Apartment einen Glastisch über den Schädel gezogen. Aber das wird die Polizei nicht weiterverfolgen, weil sie sonst eine Menge Fragen beantworten müsste. Warum Bollen und seine Schläger überhaupt dort aufgekreuzt sind. Woher sie wussten, wo sie hinmussten. Was sie dort wollten. Fünf bewaffnete, aufgebrachte Typen, die ihre Muskeln spielen lassen. Nicht im Traum können sie mich dafür zur Rechenschaft ziehen.
    Natürlich kannte ich Thorley, habe gesehen, was passiert ist, aber ich habe nie etwas gestanden. Ich habe diese Dinge beobachtet und nichts unternommen, um sie aufzuhalten. Vielleicht hatte ich ja zu viel Angst, um einzugreifen. Vielleicht fürchtete ich, was mir zustoßen könnte, wenn ich einschritte. Troy, der bekanntermaßen Agressionsschübe hatte. Thorley, der eine Schusswaffe besaß. Vielleicht war das meine Option, mein Ausweg. Nichts Persönliches, aber diese Leute, diese Kriminellen waren nicht meine Freunde.
    Vielleicht habe ich ihnen die Geschichte so aufgetischt.
    Der Autounfall, der Kühllaster, ich habe nie wieder etwas davon gehört. In allen Befragungen und Verhören
kam es nicht einmal zur Sprache. Nichts. Ein gestohlener Laster, der in einen Unfall mit Fahrerflucht verwickelt war. Ohne genaue Zeitangaben, ohne Beschreibung des Unfallhergangs wurde es nie mit mir in Verbindung gebracht. Folglich: keine Anklage.
    Und so kam es, dass sie ohne Anklage nichts weiter tun konnten, als mich zwingen, mich dieser Therapie zu unterziehen. Alles, was ich zu tun habe, ist, mich zweimal wöchentlich mit Dr. Jessica Snowden zu unterhalten, montags und donnerstags, damit sie vielleicht zu mir durchdringt und mich durchschaut.
    Weil ich nie etwas gestanden habe.
    Nichts zugegeben.
    Nie für schuldig befunden wurde.
    Obwohl sie mich liebend gerne vor Gericht gestellt hätten. Obwohl sie wussten, dass ich mit drinsteckte. Aber sie wussten eben nur, dass ich irgendwie daran beteiligt war, hatten aber keine überzeugenden Beweise. Auch nicht, nachdem sie mir mit ihrem DNS-Stäbchen im Mund herumgestochert und meine Schamhaare nach fremden Spuren durchkämmt hatten.
    Keine Anklage.
    Weil ich nichts verbrochen habe.
    Das Einzige, wofür sie mich hätten anklagen können, das Einzige, was ich getan habe, wofür sie mich hätten wegsperren können, ist nie zur Sprache gekommen. Niemand hat je ein Wort darüber verloren. Nicht einmal ich. Dass während jener Nacht, von der
nur eine einzige Person weiß, eine Sache passiert ist, wegen der ich mit

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