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Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol

Titel: Rohypnol - Hutchinson, A: Rohypnol - Rohypnol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Hutchinson
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antun.

    Ich könnte sie aufschlitzen.
    Als sie sich umdreht – immer noch telefonierend und sich mit der Hand das andere Ohr zuhaltend -, tauche ich ab und pralle gegen die Tür der Herrentoilette. Der Geruch von Schnaps, Pisse und Kotze umfängt mich. Ich dränge mich hinein, remple einen Jungen an, der ein neues Hemd trägt und nach billigem Deo stinkt. In letzter Zeit gehe ich niemandem mehr aus dem Weg. Ich ramme ihn gegen die Wand. Er lässt es geschehen.
    Ich gehe zum nächstgelegenen Waschbecken und klatsche mir Wasser ins Gesicht. Lasse es über Augen und Wangen laufen. Mein Gesicht im Spiegel. Meine kurzgeschorenen Haare. Meine dunkelbraunen Augen, die in diesem Licht fast schwarz wirken. Der Spiegel ist voller angetrockneter Spritzer irgendwelcher Substanzen. Ich starre mich an, überlege.
    Ein Typ begegnet im Spiegel meinem Blick und glotzt mich an. Steht einfach da und glotzt. Ich senke den Kopf, betrachte meine Hände. Sie zittern. Ich beuge die Finger, presse sie, so fest ich kann, zur Faust.
    »Das hier ist mein verdammter Spiegel«, sage ich und starre auf das Glas.
    Doch der Typ hört nicht, glotzt mich einfach weiter an. Ich fahre herum, gehe auf ihn zu, trete ihm mit dem Stiefel auf den Fuß und gehe ganz nah an ihn ran.
    »Das ist mein Spiegel. Verpiss dich.« Ich spreche leise, so dass nur er mich verstehen kann. »Ich schlitz
dich auf, du Wichser.« Meine Finger gleiten über den Stahl des Teppichmessers.
    Der Wichser entgegnet nichts, sondern lehnt sich zurück und hebt die Hände, als wolle er sich ergeben. Er lacht leise, schüttelt den Kopf und bewegt sich rückwärts aus der Toilette, durch die Tür und zurück in die Menge, in die Musik, in die Lichter. Ich stelle mich wieder vor meinen Spiegel. Starre mich an. Denk an sie. Denke daran, was ich tun werde.
    Sie verlässt den Club mit ihren Freundinnen. Draußen warten sie in der Kälte auf ein Taxi, überlegen, wo sie als Nächstes hingehen, lachen und staksen auf ihren High Heels davon. Sie verabschiedet sich, sagt, sie fahre nach Hause. Sie überquert die Straße, entfernt sich von den besoffenen Pennern und heldenhaften Türstehern. Autohupen und Gesprächsfetzen hallen durch die Straßen und Gebäudeschluchten.
    Im Gehen kramt sie in ihrer Handtasche nach dem Parkticket, entfernt sich weiter von der Hauptstraße, von der Menge. Und ich komme näher.
    Sie bleibt stehen, um ihre Tasche zu durchsuchen, klemmt sie gegen den Oberschenkel. Ich bin hinter ihr, meine Finger gleiten über den kalten Stahlgriff des Teppichmessers. Ich bin ihr so nah, dass ich sie riechen kann.
    Ich habe ihr nichts in den Drink geschüttet, ich habe ihr keine Drogen verabreicht.
    Ich will, dass sie es spürt.

    Weiße Wolken dräuen wie Gespenster am nächtlichen Himmel.
    Jetzt bin ich direkt neben ihr, meine Lippen nur Zentimeter von ihrem gebräunten Nacken entfernt, den blonden Strähnen in ihrem dunklen Haar. Meine Hand umschließt das Messer in meiner Tasche. Meine Muskeln sind zum Zerreißen gespannt. Mein Herz rast.
    Direkt an ihrem Ohr flüstere ich:
    »Aleesa.«

DIE MÄNNER VON MORGEN
    Anmerkungen zu Rohypnol
    Von Andrew Hutchinson
     
     
    Irgendwann 2004 las ich einen Artikel über eine junge Frau, der aus der Perspektive des Opfers schilderte, wie sie in Sydney von einer Gruppe junger Männer vergewaltigt worden war. Diese Typen hatten jeden einzelnen Schritt ihrer Tat geplant. Sie hatten junge Mädchen in ihre Autos gelockt und sie zu einem verabredeten Treffpunkt gefahren, wo ihre Freunde auf sie warteten. Ich war von der in den schlichten Worten des Opfers erzählten Geschichte angewidert und entsetzt. Wie kann ein Mensch so draufkommen, dass er eine Massenvergewaltigung cool findet? Wie kommen Jungs darauf, sich gegenseitig anzufeuern und zu ermutigen, eine solche Tat zu begehen?
    Etwa zur gleichen Zeit wurde eine Reihe von Fällen publik, in denen Profisportler während der Saisonabschlussfeier oder bei gemeinsamen Kneipenbesuchen junge Frauen belästigten. Sie betatschten und sie beleidigten sie. Sie entblößten sich vor ihnen. Und die Öffentlichkeit war offenbar fast einstimmig der Ansicht, dass diese Rudelmentalität im Grunde akzeptabel sei. Oder zumindest absehbar. »Jungs sind nun mal Jungs.« Diese Typen stammten nicht aus
der Gosse, sie waren keine Ausgestoßenen. In vielen Fällen handelte es sich um reiche Oberschicht-Kids, die ihr Leben lang alle Privilegien genossen hatten. Gewohnt waren, zu bekommen, was sie wollten.
    Für mich

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