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Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Roland Hassel - 07 - Wiedergänger

Titel: Roland Hassel - 07 - Wiedergänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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daß die Teemaschine auf dem Fensterbrett anfing zu rumoren. Nett und distinguiert und so jovial, daß man sofort an Pubs und Darts und ›die nächste Runde spendiere ich‹ dachte.
    »You do speak English I presume?«
    »Yeah. Go ahead.«
    »Mr. Hassel, mein Name ist Heller, Alec Heller«, teilte er mir in seinem ausgesuchten Englisch weiter mit, und die Teemaschine blies Pomp and Circumstance. »Ich glaube, daß die Information, die ich für Sie habe, bei der Suche nach Karsten Lunds Mörder hilfreich sein kann. Können wir uns treffen? Wollen Sie herunterkommen?«
    »Kommen Sie doch herauf. Der Wachhabende schickt einen Mann mit, der Sie zu mir bringt. Ich warte hinter den Glastüren.«
    Kurz darauf nahte ein Uniformierter in Begleitung eines Mannes in den Vierzigern und schloß auf. Das dauert bei unserem Polizeigebäude ewig, auch wenn viele Schlösser inzwischen mit Codescheiben versehen sind. Alec Heller hatte ein leicht gerötetes, wie gegerbtes Gesicht, das zeigte, daß er sich viel im Freien aufhielt. Er war fast pedantisch gekleidet, in gediegene Stoffe, die allerdings mit einer gewissen nonchalanten Eleganz geschnitten waren.
    Heller hatte lustige Augen und trug sein dünnes Haar zurückgekämmt und gescheitelt. Seine Nase war gerade, und um den Mund herum schien permanent ein kleines Lächeln zu spielen. Kurz und gut, er war ein Mann, den man vom ersten Augenblick an gern haben mußte. Das einzig Auffällige an ihm war der rechte Arm, der von der Schulter bis zu den Fingerspitzen in einem Gipsverband steckte. Er hielt mir die Linke zur Begrüßung entgegen.
    »Ich muß Ihnen die falsche Hand geben. Vor einem Monat bin ich beim Reiten gestürzt. Fünfmal gebrochen. Das Pferd ist auf mir gelandet. Verdammt unangenehm.«
    Seite an Seite gingen wir den Korridor entlang zu meinem Zimmer, und er plauderte höflich und freundlich über das Wetter und den Wind und wie der Sommer werden würde. Wenn das die Teemaschine gehört hätte, sie würde wohl God save the Queen gepfiffen haben. Ich fühlte mich wie in einer TV-Serie und war erstaunt, wie gut mir die Sprache von der Zunge ging.
    Eine der Angestellten im Innendienst kam uns entgegen, und da ich sie gut kannte, grüßte ich herzlich. Sie hieß Lizzie, und wir hatten schon in vielen Fällen zusammengearbeitet. Sie war immer bei Laune und hatte stets viele gute Ideen. Jetzt war sie im siebten Monat und begann, ordentlich rund zu werden. Weil sie stehenblieb, stellte ich ihr Heller vor, und er verbeugte sich kurz und sehr galant, lächelte und fragte nach ihrem Tob. Ihr Englisch war ziemlich gut, sie mußte nicht lange nach Worten suchen.
    »Kennen Sie London, Mr. Heller?« fragte sie.
    »Alec. Wenn junge, hübsche Mädchen mich Mister nennen, fühle ich mich immer viel zu alt. Auch wenn ich in einer kleineren Stadt aufgewachsen bin, London kenne ich gut.«
    »Wir wollen in zwei Wochen dort Urlaub machen. Das erstemal in England, mein Mann und ich. Wir werden in einem Hotel wohnen, das Royal Lancaster heißt. Kennen Sie es vielleicht?«
    »Das muß ein Charterhotel sein, und da kann ich Ihnen als Einheimischer natürlich keine Auskunft geben. Aber es ist sicher gut. Die Schweden wollen ja immer Qualität und bekommen sie auch. Viel Spaß in England – zu dritt, sozusagen!«
    Lizzie lachte und klopfte sich auf den Bauch.
    »Er oder sie wird sich im Dunkeln sicher gut amüsieren.«
    Wir gingen in mein Zimmer und setzten uns. Er legte seinen Gipsarm auf die Tischplatte und verschnaufte sich. Ich bot Tee an, und Alec – wie ich ihn aus lauter Freundschaft zu nennen begann – nahm dankend an. Während ich den Tee aufgoß, fragte ich ihn, ob er Karsten kannte.
    »Wir hätten uns früher begegnen sollen. Leider geschah es erst ganz am Ende.«
    »Du hast also Informationen für uns?«
    »Zweifellos. Aber nicht gerade jetzt.«
    Etwas in seiner Stimme ließ mich herumfahren. Er lächelte noch genauso verbindlich. Aber er zog mit der linken Hand den Gips vom rechten Arm. Es war eine Attrappe. In der rechten Hand hielt er jetzt den größten Revolver, den ich je erblickt hatte.
    »Jetzt hast du ihn gesehen und weißt, daß er entsichert ist.«
    Ich fühlte mich wie in einem Traum.
    »Was zum Teufel ist hier los?« fragte ich.
    Er legte den falschen Gipsarm wieder an. Die Waffe darunter zeigte auf mich.
    »Du sollst uns Informationen geben und nicht umgekehrt. Wenn du runter gekommen wärst, hätte es einfacher gehen können. Aber ich sehe auch so keine

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