Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
Vom Netzwerk:
endete, holte er tief Atem und sagte leise:
    »Unglaublich, was du alles erlebt hast.«
    »Ich – erlebt? Habe ich irgend etwas gesagt?«
     
    »Gütiger Gott! Rolle, ich bin … froh, daß du mich ins Vertrauen gezogen hast. Auch dankbar. Sonst wäre einiges danebengegangen. Jetzt verstehe ich die Geheimniskrämerei, denn du mußt um jeden Preis geschützt werden. Wenn ich daran denke, was alles aus diesen Mauern nach außen dringt …«
    Er stand auf, ging zum Fenster und starrte hinaus. Ich staunte immer wieder, wie leicht er seinen Flußpferdkörper bewegte. Auch seine Kondition war die eines Spitzensportlers. Ich habe ihn nie nennenswert schnaufen gehört, wenn wir einer gesuchten Person kilometerweit buchstäblich auf den Fersen geblieben waren. Selbst hatte ich stets mindestens eine Woche gebraucht, um wieder zu Atem zu kommen. Vielleicht lag es an all den amourösen Abenteuern seiner Jugend, daß er so gut in Form war.
    »Du sollst ganz normal an den Fahndungen teilnehmen, doch werden dir über mich spezielle Aufgaben erteilt.«
    »Oh, das bedeutet, Carl hat von Anfang an damit gerechnet, daß ich dir gegenüber nicht dichthalten würde. Das Gespräch mit mir war also die reine Show.«
    Er wedelte abwehrend mit seiner Riesenpranke und schaute dann wieder aus dem Fenster, als hätte die wohlbekannte Aussicht neue Sensationen zu bieten.
    »Hiller tut, was er tun muß, genau wie wir. Wir können alle nicht über unseren Schatten springen. Aber dein Schatten …«
    Er räusperte sich, hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Gehen wir irgendwo einen zur Brust nehmen?«
    »Heute nicht. Aber ich komme auf deine Einladung zurück – spätestens, wenn ich in Pension gehe.«
    Am folgenden Morgen fand ich mich wieder in Hillers vorübergehendem Büro in der Sysslomansgatan ein. Der Experte für die Erstellung von Phantombildern war gekommen, ein effektiver Franzose mit einem effektiven Computerprogramm und einer effektiven Art, Fragen zu stellen. Wir konnten uns nur über Hiller verständigen. Ihm gegenüber war ich sehr einsilbig. Ich fühlte mich von ihm betrogen. Vielleicht zählte ein Leben nicht viel, wenn es darum ging, die Organisation hinter Black Circle und hundert anderen betrügerischen Reedereien zu entlarven, aber dem, der seine einzige Haut zu Markte tragen sollte, lag eine sanguinische Betrachtungsweise fern.
    Auf dem Schirm entstanden Gesichter. Ich war ein professioneller Beobachter und hatte eine Woche Zeit gehabt, die Physiognomien zu studieren. Ein höherer Haaransatz hier, buschigere Augenbrauen dort, schmalere Lippen, breitere Nasenlöcher, einen dickeren Hals. Mit dem Computer ging es bedeutend schneller als nach der alten Methode, ein Gesicht aus einzelnen Teilen zusammenzusetzen. Lange stammte das Material dazu aus Asien, so daß jeder polizeilich gesuchte Schwede ein bißchen wie ein Schurke aus Bangkok aussah.
    »Weißt du, daß die schwedische Polizei von Mac auf PC umstellt?« fragte Hiller, wohl um zu zeigen, daß er zu höflicher Konversation fähig war.
    »Mhm«, murmelte ich in bekannter Manier.
    »Für den PC gibt es nämlich ein ganz neues Programm zum Erstellen von Phantombildern. Es heißt E-fit und nutzt wirkliche Fotografien und keine Punkte.«
    »Mhm.«
    »Bald kommen die neuen IBM Think Pad 755 CE mit TFT-Monitor, 486-DX4/100 MHz-Prozessor und Zusatzgeräten.«
    Ich tat so, als hörte ich ihm nicht zu, was sogar stimmte, denn das Kauderwelsch der Computerfreaks interessierte mich ungefähr so wie die Diättips einer Frauenzeitschrift.
    »Mein Gedächtnis ist fotografisch.«
    Auch das hörte ich nicht, doch er ließ sich nicht beirren:
    »Man hat das System unter anderem deshalb gewählt, weil es so leicht zu bedienen ist. Man kann zu den Zeugen in die Wohnung gehen, wo sie entspannter reagieren. Wir haben ein noch flexibleres Programm erarbeitet …«
    »Kannst du bitte mit deinem Gequatsche aufhören?«
    Er sah aus, als hätte ich ihn mit einem nassen Handtuch geschlagen. Der Franzose merkte sicher, daß unser Verhältnis gespannt war, doch er ließ sich nichts anmerken. Vielleicht interessiert sich ein Gallier auch nicht für das, was außerhalb der Grenzen Frankreichs geschieht.
    »Ich versuche nämlich, mich zu konzentrieren«, fuhr ich fort. »Übersetze bitte nur das Notwendige.«
    »Okay«, brummte er. »Ich übersetze und halte ansonsten meine Klappe.«
    Es dauerte drei Stunden, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Gewöhnliche Zeugen, die ein Gesicht aus

Weitere Kostenlose Bücher