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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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betreten wollte, ließ ich ein angeschlagenes Glas voll lauwarmes Wasser laufen. Eva führte es an Haddes Mund, und er trank mit kleinen, gierigen Schlucken. Das Wasser bildete Perlen auf seiner Oberlippe und rann auf das Kinn hinab.
    »Heroin?« fragte ich.
    Sie antwortete mit dem Stolz, der ihr geblieben war:
    »Nur Rauchheroin. Keine verdammten Spritzen in unsere Arme.«
    Hadde rappelte sich auf, so daß er mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt sitzen konnte. Beruhigend strich er mit der Hand über seinen Bauch. Er war immer noch ein ganz ansehnlicher Bursche. Leuten, die sich nicht auskannten, konnte er im Rausch sicher immer noch etwas vormachen. Doch nach einem weiteren Jahr auf Rauchheroin würde keiner mehr auf ihn hereinfallen.
    »Heißt du Hadde?« fragte ich und versuchte, den Verhörton zu vermeiden, der sich oft einschleicht, wenn ein Polizist etwas wissen will.
    »Hardy. Aber wer heißt schon Hardy? Kann ich mehr zu trinken bekommen?«
    Als ich mit einem neuen Glas echten Norsborger Leitungswassers hereinkam, saßen Eva und Hadde zusammen auf dem Sofa. Drogensüchtige erkennt man oft an der trockenen Haut. Die beiden sahen aus, als hätten sie zu lange in allzu starker Sonne gelegen.
    »Ihr habt diese Wohnung also eine Weile beobachtet und gemerkt, daß sie vorübergehend nicht genutzt wird«, vermutete ich. »Ihr brauchtet ein Quartier, wo ihr euch den Stoff reinziehen und schlafen konntet. Deshalb habt ihr das Schloß aufgefummelt.«
    Sie schauten sich an, und Hardy strich sich über das Kinn, an dem vereinzelte Barthaare sprossen. Ich war überzeugt, ins Schwarze getroffen zu haben, doch sie schienen anderer Auffassung zu sein. Eva gab ihm ein Zeichen, auf der Hut zu sein, was immer er zu verbergen haben mochte. Nicht Betroffene glauben oft, daß ein Drogensüchtiger total weggetreten und gleichgültig ist, daß er nichts kapiert und man ihm, wenn er Stoff braucht, alles weismachen kann. Doch auch Sherlock Holmes war Morphinist, und Sigmund Freud soll Kokain genommen haben. Hardy war kein Idiot und daher mißtrauisch.
    »Woher nimmst du dir das Recht, uns eines Verbrechens zu beschuldigen?« fragte er stolz, und Eva nickte ihm bewundernd zu.
    »Weil ihr eines begangen habt. Ihr seid eingebrochen.«
    »Weil wir in dem Schloß herumgestochert haben, bis plötzlich die Tür aufging?«
    »Genau. Es ist Einbruch, wenn man ohne Erlaubnis irgendwo eindringt. Ich könnte euch anzeigen, wenn ich wollte.«
    Intuitiv merkte ich, daß die Konversation aus der Bahn lief. Ich stand allein gegen zwei und war in genau die offizielle Sprache verfallen, die ich vermeiden wollte. Doch sie zeigten sich von der Drohung nicht im mindesten beeindruckt, und das hatte nichts mit mangelndem Respekt vor der Ordnungsmacht zu tun. Hardy war auf den Hund gekommen und ein Sklave der Drogen, aber er verfügte gleichzeitig über eine ruhige Autorität, die ihn im positiven Sinne reif und männlich erscheinen ließ.
    »Dann tu es doch«, provozierte er.
    »Was denn?«
    »Uns wegen Einbruchs anzeigen. Da steht das Telefon. Wir hauen nicht ab, Eva und ich, wir sitzen bequem.«
    Er bekräftigte seine Worte, indem er seinen spindeldürren Körper zurücklehnte und die Arme vor der Brust kreuzte. Ich war verwirrt und wußte nicht, wie ich mit der ungewöhnlichen Situation fertig werden sollte.
    »Ich sagte, wenn ich wollte.«
    »Warum willst du denn nicht? Weil du Polizist bist?«
    Eva reagierte auf das Wort Polizist wie ein Pawlowscher Hund und verzog vor Ekel das Gesicht, als hätte man einem Schüler der Mittelstufe gekochten Fisch zum Mittag vorgesetzt. Meine Jacke war offen, und da ich noch keine neue Dienstwaffe in Empfang genommen hatte, sah ich aus wie ein ganz normaler Bürger. Um zu zeigen, wie zivil ich war, kratzte ich mich mit dem Mittelfinger am Bauch.
    »Erzähl keinen Unsinn! Ich bin doch kein Bulle.«
    »Nicht? Und wer bist du dann?«
    »Verdammt, ich wohne hier! Mieter mit allzu hoher Miete.«
    Hardy schüttelte den Kopf, und Eva schmiegte sich enger an ihn; wohl, um ihn mit ihrer Körperwärme zu unterstützen.
    »Bist du nicht!«
    »Hör mal, was zum Teufel …«
    »Wie heißt du?«
    Jetzt leitete er das Verhör, und ich war der Verdächtige.
    »Odler. Und ich wohne hier.«
    Eva flüsterte ihm etwas ins Ohr, und er lauschte mit ernstem Gesicht. Sie schien erregt zu sein, doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Du lügst, du bist nicht Odler«, sagte er und sah mich anklagend an. Die dunklen Augenringe

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