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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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setzte mich in den schönen Sessel mit leichter Rundung für Rücken und Nacken. Bei einem jungen Mädchen bestellte ich ein Helles, während Simon und Hiller neue Longdrinks orderten.
    Aus Hillers vorsichtigem Lächeln und Simons übertriebener Herzlichkeit schloß ich, daß das Ganze als Versöhnungstreffen gedacht war. Hiller und ich sollten uns wohl zu feierlichen nationalromantischen Posaunenklängen die Hände reichen und uns anschließend unter Tränen umarmen. Da kannten sie den nachtragenden Hassel nicht, doch ich beschloß, ihnen die Waffen aus den Händen zu nehmen. Simon räusperte sich theatralisch.
    »Ich dachte mir, daß Carl dabeisein sollte.«
    »Ja, sehe ich.«
    »Zwischen euch ist es wohl etwas rauh zugegangen, aber …«
    »Rauh? Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Was? Ich meine, wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir zusammenhalten, und …«
    »Genau das meine ich auch.«
    Simon kratzte sich die Glatze und gab Hiller einen fragenden Blick. Hatte Carl etwas falsch aufgefaßt? Mein Bier kam, und ich prostete den beiden mit dem schmalen Glas zu. Zögernd griffen sie nach ihren Drinks.
    »Zum Wohl, meine Herren«, sagte ich in leichtem Ton.
    Sie nahmen einen Schluck, und dann war Hiller dran, sich zu räuspern:
    »Du meinst, daß alles … okay ist?«
    »Was sonst?«
    »Als wir uns zuletzt trafen … ich meine … ich hatte den Eindruck, daß du …«
    »Ja?«
    »Tja, daß du nicht mehr mit mir zusammenarbeiten wolltest.«
    »Warum denn?«
    Meine schwarze Seele genoß die Situation. In diesem kurzen Leben muß man die wenigen erbaulichen Momente genießen. Hiller war offenbar verlegen, und ich lächelte mild wie Jesus auf den Bildern, die in der Sonntagsschule verteilt wurden.
    »Ist denn nun alles wieder wie früher?« fragte er unsicher, aber voller Hoffnung.
    »Die nächste Grünanlage befindet sich vor dem Handelsministerium. Wenn du darauf bestehst, können wir uns dort in die Daumen schneiden und das Blut in ein Loch im Rasen tropfen lassen. Dann sind wir Blutsbrüder. Wenn ein Feind deine Tante ermordet, töten wir zusammen seinen Onkel. Auge um Auge, Zahn um Zahn, alles gemeinsam. Ich habe einen angegriffenen Backenzahn, den opfere ich gern für dich.«
    Machte ich mich über ihn lustig? Unschlüssig blinzelte er mich an. Mein mildes Jesuslächeln verstärkte sich, bis ich einem huldvollen Papa Josef glich, der das Haupt ergeben zur Seite legte. Simon beschloß, nach dem äußeren Schein zu gehen und sich um eventuelle Ironie nicht zu kümmern. Genau diese Eigenschaft war es, die ihn zu einem glücklichen Menschen machte. Er lachte donnernd, was in der vornehmen Umgebung beinahe unanständig klang.
    »Gut, Jungs, wir sind die drei Musketiere. Einer für alle und alle für einen! Darauf trinken wir! Was, ich habe schon bestellt? Macht nichts, dann haben wir noch einen gut. Rolle, ich habe Carl erzählt, daß du mich über alles informiert hast.«
    »Na klar, unter Musketieren«, bekräftigte ich.
    »Fräulein, können wir noch ein paar Nüsse bekommen? Bringen Sie die große Schale!«
    Mit den Fingerspitzen holte ich die Tablettenschachtel aus der Jackentasche und stellte sie mitten auf den Tisch. Kurz schilderte ich die Hintergründe, und so erfuhren sie von Hardy und Eva in Odlers Wohnung. Simon lauschte wie gebannt und vergaß zu trinken. Aus der farblosen Flüssigkeit in seinem Glas schloß ich, daß der Drink aus viel Wodka und einem Tropfen Soda bestand.
    »Ausgezeichnet!« lobte Hiller und holte so tief Luft, daß ihm fast die Knöpfe von der Weste sprangen. »Gute Arbeit, verdammt clever!«
    Zur heiligen Familie gehörte auch Maria, und so bekam mein schüchternes Lächeln einen jungfräulichen Anstrich.
    »Du kannst auch einen Schneidezahn nehmen, wenn es zwickt. Hier springen keine lahmen Läuse.«
    Hiller begann ernsthaft zu glauben, daß ich mein wahres Ich zeigte. Wahrscheinlich war er der schlechteste Psychologe von Interpol, aber die ewige Wahrheit ist ja, daß man glaubt, was man glauben will.
    »Simon, du wolltest über bevorstehende Operationen reden. Welche Operationen, wann und wie und wo?«
    Nüsse wurden gebracht und verschwanden, während Hiller und ich uns damit begnügen mußten, Simons mahlende Kiefer zu betrachten. Er verschluckte die letzte gesalzene Erdnuß und spülte mit Wodka nach. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck, und ich begriff, daß er nun zum ernsten Teil überging. Ob ich mitmachte, wollte ich nach Gefühl entscheiden. Ich war auf der

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