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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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stellte.
    »Hast du nicht zugehört?«
    »Nein, ich habe Ohrensausen. Wahrscheinlich ist eine Erkältung im Anzug, oder gar eine Lungenentzündung mit hohem Fieber. Hier zieht es, und mein Kopf ist ganz ungeschützt!«
    Er wischte sich den Mund mit der Serviette ab, auf die endgültige Art, die andeutet, daß die Mahlzeit vorüber ist.
    »Du wirst dich schnell daran gewöhnen.«
    »Das sagt sich leicht, wenn man noch alle Haare auf der Birne hat.«
    Er wollte mich nach Hause fahren, doch ich bevorzugte in meiner düsteren Stimmung einen Spaziergang in der kühlen Herbstluft. Die Mütze in die Stirn gezogen, die Hände tief in den Taschen vergraben, kam ich als ein Typ daher, dem ehrliche Bürger aus dem Weg gingen. Ich fühlte mich wie ein Ausgestoßener, ein Paria, und das war nicht nur Einbildung.
    Im Hauseingang bemerkte ich eine Anzahl großer Farbbüchsen, eine bekleckste Leiter und ein Bündel Metallrohre. An der Wand verkündete ein Anschlag, daß die Mieter, die ihre Schlüssel nicht abgegeben hatten, selbst dafür sorgen mußten, daß die Handwerker in die Wohnung gelangen konnten. Der Fahrstuhl war vorübergehend außer Betrieb, da die Türen ausgewechselt werden sollten, und so keuchte ich die Treppen hinauf.
    Ganz oben hatte die Renovierung schon begonnen. Die Wand, an der sich der Fahrstuhl befand, war grundiert; neben meiner Wohnung klebte ein Zettel: Vorsicht, frisch gestrichen! Meine Metalltür war weiß lackiert und roch so stark nach Lösungsmitteln, daß es in der Nase stach. Das fand ich gar nicht schön, und ich nahm mir vor, mich beim Vermieter zu beschweren.
    Vorsichtig drehte ich den Schlüssel in dem Kombinationsschloß, das ich extra hatte einbauen lassen. Dahinter kam das Schutzgitter, das ich mit einem langen Spezialschlüssel öffnete. Drinnen herrschte ein anderer Geruch, den ich nicht identifizieren konnte, scharf, beißend, Übelkeit erregend. Würde ich bei diesem Gestank schlafen können?
    Ich hängte meine Jacke auf, warf die Mütze ins Regal, zog die Schuhe aus und lief durch den Korridor ins Bad. In dem grellen Licht überprüfte ich mein Äußeres kritisch von allen Seiten, mit Hilfe eines Handspiegels sogar von hinten. Selbst völlig apathische Brauereipferde würden vor Schreck durchgehen, wenn ich mich so in der Öffentlichkeit zeigte. Wie sollte ich mich mit diesem Anblick versöhnen? Und Virena? Und Elin? Virena konnte eine ganze Menge vertragen, aber es gab Grenzen. Das Wort Scheidung begann, in meinem Hinterkopf herumzuspuken. Und Elin …
    Irgend etwas stimmte nicht, und es hatte nichts mit meinem Aussehen zu tun. Ein Gefühl beschlich mich. Ich riß die Badtür auf und starrte in den Korridor hinaus. Alles war ruhig. Da war nur dieser Geruch, aber das mußte wohl so sein.
    Die Tür zum Wohnzimmer – sie war zu. Ich war sicher, daß ich sie beim Verlassen der Wohnung wie immer offen gelassen hatte. Andererseits … Ein plötzlicher Windstoß durch ein nicht geschlossenes Fenster konnte die Tür zugeschlagen haben. Welches Fenster? Vielleicht im Schlafzimmer … Mir wurde plötzlich flau im Magen, und ich ärgerte mich darüber. Hatte mich die Einsamkeit zu einer ängstlichen alten Tante gemacht?
    Meine ersten Schritte in Richtung Wohnzimmertür waren vorsichtig schleichend, doch dann riß ich mich zusammen und trat betont forsch auf. Die Tür schwang auf. Im Dunkeln sah ich etwas schimmern … was zum Teufel … ich verstand nicht … Ich taumelte und tastete nach dem Lichtschalter. Und dann.
    Von der Decke hingen Menschen herab, vielleicht ein Dutzend. Männer, Frauen und kleine Mädchen; sie hatten Stricke um den Hals, die an Fleischerhaken befestigt waren. Nackte Körper mit der graubleichen Haut von Leichen. Die Augen stierten ins Leere, die Zungen hingen heraus. Von irgendwo ertönte das heisere Lachen, und die schmierige Stimme sagte:
    »Jetzt werde ich dir zeigen, was man mit Polizistenmördern macht!«

7.
    Ich warf mich auf den Boden und kroch zum Sofa. Instinktiv tastete ich nach der Pistole, aber die hatten sie mir ja abgenommen. Meine Bewegungen versetzten die aufgehängten Körper in sanfte Drehungen.
    »Verdammter Polizistenmörder …«
    Das war wahnsinnig, verrückt, aber kein böser Traum, sondern Realität. Dieser Mann wollte mich wirklich umbringen, und ich war sicher, daß er meinen Tod bis ins Detail geplant hatte. Er wußte alles über mich; ich konnte ihm nicht entkommen. Wo zur Hölle steckte er? Komm heraus, wir kämpfen Mann gegen Mann! Aber so

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