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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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kann für dich herausspringen. Also noch einmal: Was wirst du in der nächsten Zeit unternehmen?«
    Odler seufzte vor Enttäuschung, ein halbes Jahr lang nicht an schweren Verbrechen teilnehmen zu dürfen:
    »Tja, zuerst wollte ich an irgendeinen Strand, baden und das Leben genießen. Hatte an die Kanarischen Inseln gedacht. Eine Charterreise nach San Augustin kostet nur ein paar Tausender.«
    Leon lachte leise. Auch was den Urlaub anging, zeugte Odlers Geschmack davon, daß er der ewige Verlierer bleiben würde. Er selbst würde lieber sterben, als sich an einem so profanen Ort zu zeigen. Hätte ich Barbados gesagt, hätten wir vielleicht diskutieren können, wie man am besten Hummer flambiert, aber solche Ambitionen paßten nun einmal nicht zu Odler. Zu Hassel übrigens auch nicht.
    »Flieg auf die Kanaren. Wenn die Zeit reif ist, lassen wir wieder von uns hören, aber du solltest nicht vor dem Frühjahr mit einem Anruf rechnen.«
    »Okay, aber vergiß es nicht. Ich lese gerade in einem Prospekt vom Reisebüro, daß man in San Augustin in einer Wohnung mit Hotelservice elf Wochen hintereinander wohnen kann. Wenn du ganz sicher bist, daß du mich in den nächsten Monaten nicht brauchst …«
    »Absolut sicher. Sei vorsichtig mit der Sonne, Odler. Nicht daß du noch mehr gesundheitliche Probleme bekommst.«
    Er legte auf, in der festen Überzeugung, mich in der Tasche zu haben. Auch ich war fertig mit ihm. Wenn er vorhatte, weiterhin ein Auge auf mich zu werfen, würde es elf Wochen dauern, bis er Herrn Odler vermißte. Ich schaute mich in der Wohnung um. Sie wirkte bedrückend, als bewegten sich die Wände aufeinander zu. Ich ekelte mich davor, auf dem Sofa zu sitzen oder irgend etwas zu berühren. Die Toilette zu benutzen kostete mich große Überwindung.
    Nachts um eins nahm ich meine Tasche und verließ die Wohnung mit der festen Überzeugung, sie nie wieder zu betreten. Möglicherweise ließ Leon das Telefon immer noch abhören, doch den Aufwand, mich zu überwachen, konnte er sich sparen. Für ihn war ich nur noch ein Charterurlauber, der billigen Wein im Kopf hatte. In einer verödeten Einkaufspassage entdeckte ich einen Münzfernsprecher. Acht Signale gingen hinaus, bis Hiller antwortete. Als er begriff, wer seinen Schönheitsschlaf störte, holte er tief Luft.
    »Rolle Hassel! Ich hätte nicht gedacht, daß du noch unter uns weilst.«
    »Es hat mich auch sämtliche Haare gekostet. Komme ich mit meinem Schlüssel in die Wohnung?«
    »Nein, das Schloß ist ausgewechselt. Wo bist du?«
    »In Norsborg.«
    »Fahr nach Hause. Ich komme, so schnell ich kann.«
    Ein Taxi brachte mich nach Kungsholmen, und zwanzig Minuten später kam auch Hiller an. Wir begrüßten uns, und ich merkte an seinem Händedruck, daß er mir vieles sagen wollte, was er mit Worten nicht ausdrücken konnte. Im Fahrstuhl standen wir uns schweigend gegenüber, doch dieses Schweigen hatte nichts Bedrückendes. Er überreichte mir den Schlüssel, damit ich selbst aufschließen konnte.
    Solche symbolischen Gesten sind wichtig im Leben; nicht für das große Ganze, sondern für das Individuum. Zur Hölle mit Johnny Odler und allem, was sich mit diesem Namen verband! Im Flur zog ich die Schuhe aus und inspizierte die Wohnung auf Strümpfen. Die Decke im Wohnzimmer war repariert und frisch gestrichen, die ganze Wohnung gereinigt und die Post fein säuberlich nach Briefen und Zeitungen sortiert.
    »Du könntest Tee und Kaffee machen, während ich dusche«, schlug ich vor.
    »Geht in Ordnung. Wasch dir den Dreck ordentlich ab«, riet er mit einem Lächeln.
    Ich nahm Plastiktüten mit ins Bad und stopfte alles hinein, was an Odler erinnerte. Dann stellte ich mich unter die warme Dusche, seifte mich ordentlich ein und reinigte Haut und Seele. Selbst die kleinen Stoppeln auf meinem kahlen Schädel wurden mit duftendem Shampoo gepflegt. Zum Schluß rasierte ich den Hängeschnurrbart ab und spülte ihn in der Toilette hinunter, damit er das Waschbecken nicht verstopfte. Nach dem Abtrocknen zog ich einen frischen Schlafanzug an. Als ich den Gürtel meines Morgenmantels verknotete, fühlte ich mich unbeschreiblich wohl, wie neugeboren. Ich war Roland Hassel, und ich war zu Hause. Nichts zwang mich mehr, in eine fremde Haut zu schlüpfen und meine Persönlichkeit zu verleugnen.
    Die Plastiktüten warf ich in den Müllschlucker, und damit war auch die letzte symbolische Handlung vollbracht. Ich war sauber und frei. Hiller hatte den Küchentisch mit Brot,

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