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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olov Svedelid
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wir ein Beispiel: In Dänemark hat jemand einen Steinbrecher zu verkaufen. In Thailand benötigt jemand so eine Maschine. Lecta bringt die beiden Parteien zusammen und vermittelt einen Vertrag. Die Finanzierung erfolgt, sagen wir, in Melbourne. Solche Dienstleistungen sind gefragt und zahlen sich aus. Besondere Hinweise auf Lecta haben wir nicht. Obwohl …«
    »Obwohl was?«
    Umständlich zündete er die Pfeife an, zog daran und ließ den Rauch genüßlich aus den Nasenlöchern quellen.
    »Obwohl man natürlich über ein solches Unternehmen auch Schiffe kaufen und verkaufen kann«, sagte er leise.
    Damit eröffnete er neue Perspektiven, um die sich Interpol kümmern mochte. In den Büchern internationaler Firmen herumzuschnüffeln, war nicht meine Aufgabe.
    »Das also war deine Dynamitladung? Vermutlich ist das Pulver naß geworden, denn den großen Knall habe ich vermißt.«
    Mit einem nikotingelben Daumen stopfte er Tabak nach. Pfeifenraucher neigen dazu, ein Zeremoniell aus ihrem Laster zu machen.
    »Hast du schon einmal von den Odeoniten gehört?« fragte er. »Oder von der Odeon-Gruppe?«
    Ich kramte in meinen Erinnerungen. Mir fiel jedoch nur das alte Odeon-Theater am Brunkebergstorg ein, wo die alten Komödien gespielt wurden. Sollte es sich um den Fanclub der legendären Schauspieler handeln?
    »Nein. Gehört das zur Allgemeinbildung?«
    »Keinesfalls, man legt Wert auf Diskretion. Der Name stammt von einem Hotel im mittleren Westen der USA, in dem man sich vor über vierzig Jahren zum ersten Mal traf. Am Anfang gehörten nur wenige Personen dazu, daher Odeon-Gruppe. Heute ist die Bezeichnung Odeoniten gebräuchlicher, obgleich es sich nach wie vor um einen äußerst kleinen Kreis handelt.«
    »Eine Geheimgesellschaft also, ein Orden? Mit verschiedenen Graden und Ritualen?«
    Männer haben zu allen Zeiten Gefallen an solchen bedeutungsvollen Spielen gehabt. Auch wenn man nur Dachrinnen saubermachte, konnte man den vierten Grad erreichen; Hauptsache, man lernte die Regeln auswendig. Dann bekam man ein rotes Band anstelle des grünen und wurde zum Garderobenverantwortlichen ernannt. Das war ein Beweis der Würde, man war jemand, man stand über den Nichteingeweihten und paßte auf, daß kein besoffenes Mitglied in die falsche Tracht schlüpfte. Was also trieben die Odeoniten? Mauerten sie frei, tanzten sie nachts ums Feuer, tranken sie Blut?
    »Kein Orden. Diese Männer haben keinen Sinn für alberne Riten; dennoch ist die Auswahl sehr streng und der Eintritt, dem alle Mitglieder zustimmen müssen, unerhört teuer. ›Die Gesellschaft‹, so nennen sie sich selbst.«
    »Also werden wir beide, du und ich, wohl nie Odeoniten werden?«
    »Jeder Schritt in diese Richtung wäre Zeitverschwendung. Der Name Odeon fand sofort Anklang. Man kann mit ihm spielen und ihm durch die Bildung von Anagrammen einen mystischen Hauch verleihen. Meinst du nicht auch, daß ältere, sehr reiche Menschen eine Vorliebe für religiöse Ausdrucksformen haben?«
    »Nicht jeden Tag. Ist das so?«
    Hiller lehnte sich in den weichen Sessel zurück und legte die Füße auf den Glastisch, der zwischen uns stand. Es sah bequem aus, also tat ich dasselbe.
    »Jemand, der ein Riesenvermögen geerbt oder zu leicht verdient hat, bekommt früher oder später ein schlechtes Gewissen. Das ist ein Beweis dafür, wie bemerkenswert unser Gewissen konstruiert ist. Manche beruhigen es, indem sie Geld für Stiftungen bereitstellen, die Gutes für die Welt tun. Eastman, der Erfinder des Rollfilms, spendete beispielsweise Geld für zahnärztliche Einrichtungen. Ich glaube, es gibt sogar ein Eastman-Institut in Stockholm.«
    »Stimmt, als Kind war ich einmal da. Ich erinnere mich an ein gigantisches Aquarium im Wartezimmer.«
    »Andere sehen sich religiösen Anfechtungen ausgesetzt. Sie bilden sich ein, so reich geworden zu sein, weil der gute Gott sie auserkoren hat. Da läßt sich der Reichtum leichter ertragen. Wenn man nicht selbst dafür verantwortlich ist, kann man bescheiden, aber dennoch stolz auftreten, weil man ja auserwählt wurde.«
    »So einfach ist das?«
    »Neun Zehntel aller menschlichen Beweggründe sind einfach und äußerst leicht nachzuvollziehen. Das letzte Zehntel dagegen ist so kompliziert, daß man es überhaupt nicht erklären kann.«
    »Also bestehen die Odeoniten aus reichen Knöpfen, die den Schöpfer preisen, weil er ihnen ein Vermögen verliehen hat? Oder ist es nicht so einfach?«
    Gewiß war es angenehm, in einem weichen Sessel

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