Rolf Torring 006 - Kapitaen Larrins Entlarvung
Kapitän und habe zu bestimmen. Lassen Sie den Mann sofort wieder an Land!"
„Und die weiße Frau?" warf Rolf ein. „Ist ja Unsinn, hier hält sich keine weiße Frau auf. Sie wollten mir wohl große Unannehmlichkeiten bereiten, meine Herren? Bedenken Sie, wenn der Fürst sich beschwert, dann -"
„Wir übernehmen jede Verantwortung, Kapitän", unterbrach ihn mein Freund. „Es handelt sich hier um eine weiße Frau, die unsere Hilfe angefleht hat. Wir nehmen den Mann mit zur Küste."
Rolf hatte wohl nicht die Absicht, diese Äußerung wahr zu machen, er wollte nur die Wirkung seiner Worte auf Larrin beobachten. Der Kapitän fuhr sofort auf.
„Nein, das dulde ich nicht. Ich befehle Ihnen, als Kapitän, den Mann sofort wieder an Land zu bringen. Nicht eher fahren wir ab, als bis das getan ist."
Wir sahen ein, daß wir gegen den Kapitän nichts unternehmen konnten, und mußten leider gehorchen. Zuerst hatten wir auch nicht die Absicht gehabt, Toeba mit an Bord zu nehmen. Rolf tat es nur, weil - auch er an die Damenkajüte gedacht hatte, wie er mir später sagte. Er wandte sich jetzt nochmals an Toeba und erkundigte sich: „Wo ist die weiße Frau? Sagen Sie es uns, sonst erhalten Sie Ihre Freiheit nicht wieder."
Der Malaie drehte meinem Freund einfach den Rücken zu und antwortete nicht. Ich hätte ihn am liebsten herumgerissen und ihm eine derbe Lektion erteilt, aber Rolf lachte nur.
„Gut, Pongo, bring den Mann wieder an Land, es wird wohl im Augenblick das beste sein." Pongo gehorchte. Langsam mit einem ironischen Lächeln im Gesicht, kletterte Toeba die Strickleiter wieder hinunter, gefolgt von Pongo, dem man ansah, daß er damit gar nicht einverstanden war. Er ruderte den Malaien zum Strand hinüber. Als dieser ausgestiegen war, wartete er noch einige Minuten, bis Pongo zurückgefahren war, dann hob er drohend gegen uns den Arm. Gleich darauf war er im Dickicht verschwunden. Nun tobte der Kapitän los. Er überhäufte uns mit schweren Vorwürfen und beklagte sich, daß wir ihn ins Verderben gestürzt hätten, falls der Malaie sich beschwerte. Rolf winkte nur mit der Hand ab.
„Er kennt Sie ja gar nicht, und Ihr Schiff führt nicht einmal einen Namen", erklärte mein Freund. „Was, mein Schiff hat keinen Namen, meine Herren! Sie können wohl nicht lesen. Allerdings, es ist richtig, der Sturm hatte die Namensschilder abgerissen, und ich befestigte vor einer Stunde neue. Also weiß der Malaie sehr wohl, mit wem er es zu tun hatte."
Rolf warf mir einen eigentümlichen Blick zu. Jetzt wollten wir die Reise zur Küste antreten, und das Schiff führte plötzlich einen Namen. Ich erinnerte mich jetzt auch, daß ich keinen entdeckt hatte, als wir den Schoner in der einsamen Bucht fanden. Damals waren die Schilder ebenfalls entfernt worden.
„Wir können doch sofort abfahren", schlug Rolf vor, „warum wollen Sie noch eine Stunde warten, Kapitän? Je eher wir von hier fortkommen, desto schneller können wir etwas unternehmen, um die weiße Frau zu retten." „Das ist ja heller Unsinn mit der weißen Frau, meine Herren. Wahrscheinlich hat eine Dienerin oder die Frau des Fürsten gerufen. Wie sollte eine Europäerin auf diese Insel kommen!"
„Das ist nicht so schwer, Kapitän. Da die Frau um Hilfe gerufen hat, wird sie sich gezwungenermaßen hier aufhalten. Also muß sie verschleppt worden sein. Bedenken Sie nur, wie viele junge Mädchen und Frauen bisher allein in Singapore verschwanden."
Kapitän Larrin funkelte Rolf mit haßerfüllten Augen an. „Nun lassen Sie mich endlich mit Ihrem Unsinn in Frieden! In einer Stunde verlassen wir die Bucht, und Sie werden wieder fleißig mitarbeiten müssen, wollen wir die Küste erreichen. Was Sie dann unternehmen, soll mir gleichgültig sein."
Mit diesen Worten wandte er uns den Rücken zu und schritt davon. Mein Freund blickte ihm lächelnd nach und nickte mir dann zu.
„Er scheint von der weißen Frau mehr zu wissen, als er zugibt, lieber Hans, und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir das Rätsel der Damenkajüte nicht lösen sollten."
„An sie habe ich auch schon gedacht, Rolf, aber ich halte es für ausgeschlossen, daß Kapitän Larrin mit der Frau, die auf der Insel weilt, etwas zu tun hat." „Hat er dir schon erzählt, wie er in die unangenehme Lage geriet, Hans? Ich glaube, er wird es wohl nie tun oder uns jedenfalls nicht die Wahrheit sagen. Wir können jetzt leider gegen Toeba nichts unternehmen, und ich befürchte, daß die Frau wohl nun ganz
Weitere Kostenlose Bücher