Rolf Torring 006 - Kapitaen Larrins Entlarvung
verschwinden wird."
„Die englische Polizei könnte gegen Toeba vorgehen, Rolf."
„Die Inseln sind niederländischer Besitz, wir müßten uns an diese Regierung wenden. Aber ich habe nicht die Absicht, es zu tun, ich werde selbst die Frau suchen. Nur können wir das nicht allein tun und vor allem nicht im Beisein des Kapitän Larrin. Ich werde Leute anwerben, die mich begleiten."
Ich schüttelte den Kopf, denn ich hatte keine Hoffnung, die Frau jemals zu finden. Toeba würde schon dafür sorgen, daß wir sie nie mehr zu sehen bekamen. Die Stunde verging, und noch immer traf Kapitän Larrin keine Anstalten, die Insel zu verlassen. Es war inzwischen Mittag geworden. Pongo hatte wieder für das Essen gesorgt und befand sich gerade in der Kajüte, um Hasting zu versorgen.
Da tauchte plötzlich vor dem Buchteingang ein anderer Schoner auf, der große Ähnlichkeit mit dem des Kapitän Larrin hatte. An Bord standen etwa zwölf Personen, die erwartungsvoll zu uns herüberblickten. Gleich darauf stand Kapitän Larrin neben uns.
„Wenn Sie die weiße Frau suchen wollen, dann können Sie es mit diesen Leuten dort tun", meinte er ironisch, auf die Besatzung des anderen Schoners deutend, „ich habe nichts dagegen."
Erstaunt blickte ich ihn an. Seine Worte waren mir unverständlich. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, lange darüber nachzudenken. Der andere Schoner kam längsseits und machte an unserem Schiff fest. Im nächsten Augenblick sprangen die Matrosen über, und wir waren umringt. Ein großer, bärtiger Mann trat auf Larrin zu, deutete auf uns und fragte:
„Sind das die Männer, die du meinst, Larrin?" „Ja, macht es kurz mit ihnen, sie dürfen das Festland vorläufig nicht erreichen."
Ich erkannte die Gefahr und wollte meine Pistole ziehen, aber da wurde ich schon gefaßt. Viele Hände hielten mich fest, und im Handumdrehen war ich gefesselt. Meinem Freund Rolf erging es nicht anders. Und als dann Pongo auftauchte, warfen sich alle Matrosen auf ihn. Pongo wehrte sich und schlug zwei Männer nieder, aber gegen die Übermacht konnte auch er nichts ausrichten. Er wurde gleichfalls gefesselt und an einem Maststumpf außerdem noch festgebunden.
Rolf und mich ließ man einfach da liegen, wo wir niedergerungen worden waren. Ganz in unserer Nähe blieben der Bärtige und Larrin stehen. Larrin erzählte von seiner Sturmfahrt. Ich hoffte, daß er auch davon sprechen würde, wie er in seinen gefesselten Zustand kam, aber darüber schwieg er sich aus.
Dann entfernten sich die Männer, um in die Kajüte hinunterzugehen.
Mir tat Hasting aufrichtig leid. Ich machte mir darüber Gedanken, wie sie ihn wohl behandeln würden. Da vernahm ich Rolfs leise Stimme neben mir. In deutscher Sprache flüsterte er mir zu:
„Larrin muß doch eine Funkstation an Bord haben, er rief den zweiten Schoner herbei, damit wir überfallen werden sollten. Larrin und der Bärtige arbeiten zusammen. Nun ist mir verschiedenes klar." „Du denkst an moderne Piraten, Rolf?" „An Piraten nicht, aber an Schmuggler, die nebenbei auch andere Geschäfte machen. Ich glaube -" Rolf unterbrach sich. Vom Ufer war ein Zuruf erfolgt. Larrin und der Bärtige traten an die Reling und winkten hinüber. Gleich darauf wurde das kleine Beiboot an Land geschickt. Zehn Minuten später betrat Toeba das Deck des Schoners. Als er an uns vorüber schritt, warf er uns einen verächtlichen Blick zu, dann trat er zu Larrin und dem anderen Mann und begrüßte beide wie alte Bekannte.
„Da haben wir es", murmelte mein Freund, „ich ahnte, daß sie sich kennen. Jetzt ist mir die Damenkajüte kein Rätsel mehr. Larrin ist ein Schuft, den wir erst zu spät erkannt haben."
Ich erwiderte nichts, sondern beobachtete die Männer, die eifrig miteinander sprachen. Mehrmals deutete Larrin zu uns hinüber. Schließlich gab der Bärtige seinen Leuten einen Befehl. Vier Männer traten zu uns, hoben uns auf und trugen uns auf den anderen Schoner hinüber. Dort wurden wir in einer Kajüte untergebracht. Hier lagen wir nun hilflos und vermochten uns nicht selbst zu befreien. Unseren Pongo hatte man anderswo untergebracht, und was aus Hasting geworden war, wußten wir nicht. Mehrere Stunden lagen wir so. Der Schoner war wieder in See gegangen, was wir aus den Bewegungen des Schiffes feststellten. Niemand ließ sich bei uns sehen. Es war nur gut, daß wir noch kurz vor unserer Überrumpelung Mittag gegessen hatten, denn hier dachte niemand daran, uns Essen zu bringen.
Stunden später
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