Rolf Torring 019 - Der Feind des Maharadscha
so langen Marsch hinter sich."
„Nun, dann kann ich mich auch geirrt haben", sagte Rolf leichthin, „es ist schließlich auch nicht so wichtig."
„Haben die Herren einen besonderen Zweck mit Ihrem Besuch Kaschmirs?" fragte jetzt Tsao, „vielleicht kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?"
„Oh nein", widersprach Rolf, „wir wollen nur Land und Leute kennen lernen. Und auch dem Maharadscha wollen wir einen Besuch abstatten."
„Mahab Singh, der jetzige Maharadscha, wird Sie schwerlich empfangen", meinte der Doktor zögernd, „ich habe gehört, daß er jetzt große Sorgen hat."
„Nun, dann geht es auch so", lächelte Rolf, „uns ist es die Hauptsache, die Schönheiten Kaschmirs kennen zu lernen."
„Schön ist das Land", sagte der Doktor begeistert, „aber vielleicht werden Sie, als Deutsche, die Schönheiten des Rheins doch höher schätzen. Wenn es Ihnen übrigens recht ist, gebe ich Ihnen gern einen kundigen Führer mit."
„Nein, nein, wir wollen lieber allein bleiben."
„Wenn Sie zu Fuß gehen, dann wird es für Sie vielleicht am Paß gefährlich werden", meinte Tsao nach kurzer Überlegung zögernd, „Reisende, speziell Europäer, die mit dem Auto über den Paß fahren, lassen sie ja in Ruhe, aber Wanderer werden sie vielleicht doch angreifen."
„Nun, wir verstehen es, uns zu verteidigen", lächelte Rolf, „vielleicht würden es die Räuber sehr bereuen, wenn sie mit uns anbinden."
„Gewiß, meine Herren, Sie haben ausgezeichnete Waffen, scheinen auch, abgesehen von dem Übermenschen, Ihrem schwarzen Begleiter, ebenfalls über große Körperkräfte zu verfügen, aber was wollen Sie gegen eine Übermacht, die außerdem sehr wahrscheinlich im Hinterhalt liegt, machen?"
„Na, das wird schon nicht so schlimm werden." Rolf lachte leichthin und erhob sich. "Ich muß gestehen, daß ich jetzt müde geworden bin, der lange Marsch hat mich doch angestrengt, — und morgen in aller Frühe soll es weiter gehen! Sie gestatten also, Herr Doktor, daß wir unsere Zimmer aufsuchen."
„Wirklich, jetzt ist schon die Nacht hereingebrochen, ohne daß ich es im Gespräch bemerkt habe", sagte Tsao erstaunt .Dann wünsche ich Ihnen eine recht angenehme Ruhe, meine Herren."
„Danke sehr, gleichfalls, Herr Doktor."
Als wir schon den Gastraum halb durchquert hatten, rief Tsao:
„Wo ist denn Ihr Begleiter, meine Herren?"
„Oh, Pongo wird schon kommen", sagte Rolf.
Deutlich bemerkte ich, wie Tsao bei Nennung dieses Namens zusammenzuckte. Aber schnell hatte er sich wieder in der Gewalt und fragte erstaunt:
„Pongo? Das ist aber ein komischer Name. Ah, ich glaube, ich habe ihn schon gehört. Sind Sie etwa die Herren Torring und Warren?"
„Allerdings", lächelte Rolf, „verzeihen Sie, bitte, daß wir versäumt hatten uns vorzustellen."
„Ah, dann glaube ich allerdings, daß Sie sich vor den Räubern am Paß nicht fürchten", rief Tsao, und dann werden Sie auch sicher vom Fürsten empfangen werden."
„Ah, Sie glauben, daß er vielleicht unsere Hilfe in Anspruch nehmen will? Wissen Sie denn Näheres über seine Sorgen?"
Tsao blickte schnell zur Seite
„Nein, nein", stotterte er dann, „ich weiß nichts Genaues. Ich habe von Gästen erzählen gehört, daß er große Sorgen hätte."
„Na, dann wollen wir sehen, ob wir ihm diese Sorgen nicht vertreiben können", lächelte Rolf. "Ah, da kommt ja Pongo."
Unser treuer Schwarzer kam von außen ins Haus. Er sagte nichts, aber seine Augen funkelten, für uns ein Zeichen, daß er Wichtiges entdeckt hatte. Jetzt verabschiedeten wir uns endgültig von dem Chinesen und suchten unsere Zimmer auf.
Zuerst aber traten wir alle drei in Rolfs Schlafraum, und mein Freund fragte unseren Pongo:
„Nun, Pongo, was hast du gesehen?'
„Schlechten Mann gesehen", stieß der Riese hervor, „aber fort, ehe Pongo ihn fassen können."
Wir blickten uns überrascht an. Das war allerdings eine sehr wichtige Nachricht. Sollte der chinesische Wirt etwa mit ihm unter einer Decke stecken? Dann waren wir während der Nacht aufs Äußerste gefährdet. Vielleicht gehörte Tsao sogar der Bande am Paß an, obgleich ich es eigentlich im Hinblick auf seine Bildung nicht glauben wollte.
„Das ist sehr unangenehm", brach Rolf endlich das augenblickliche Schweigen, „jetzt müssen wir unbedingt die Nacht über abwechselnd wachen. Mir scheint es, als ob die ganze Sache mit unserem beabsichtigten Besuch beim Maharadscha zusammenhängt."
„Dann muß doch Tsao unbedingt Bescheid
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