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Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas

Titel: Rolf Torring 032 - In den Urwaeldern des Amazonas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Morgen bauen wir ein größeres Floß und schwimmen einfach südwärts. Dann werden wir in einigen Tagen an der brasilianischen Küste in den Madeira kommen, der dann nordwärts — allerdings erst nach fünfzehnhundert Kilometern in den Amazonas fließt. Na, eine so lange Reise brauchen wir aber nicht zu machen, denn wir können ja die Eisenbahn benutzen, wenn wir an eine Stadt kommen, oder wir treffen vielleicht ein Boot, das uns mitnimmt. Nanu, Herr Warren, was haben Sie?"
    Ich mußte wohl getaumelt sein, daß Thomson diese Frage stellte. Mir war auch plötzlich ganz eigentümlich zu Mute geworden, als hätte ich gar keinen Körper mehr. Und als ich dem Professor jetzt antworten wollte, gehorchte mir die Zunge nicht mehr.
    Ein entsetzlicher, eisiger Schreck befiel mich. Die dunklen Schatten unter den Bäumen waren also doch schon die Verfolger gewesen, die in höchster Wut ihre Giftbolzen hinter uns her geblasen hatten. Und mich hatte eins ihrer Geschosse getroffen.
    Jetzt konnte ich diesen furchtbaren, entsetzlichen Tod selbst erleiden, an den ich noch kurz zuvor gedacht hatte! Ich sank auf den Boden, fühlte aber genau den Anprall, ohne aber ein Glied bewegen zu können. Ich konnte auch nicht sprechen, hörte aber die verwunderten Ausrufe meiner Gefährten, fühlte die Hand des Professors nach meinem Puls tasten, sah dann ins grelle Licht einer Taschenlampe, ohne aber die Lider schließen zu können.
    Und dann hörte ich von Thomsoms Lippen den entsetzlichen Spruch:
    „Um Gottes Willen, das scheint eine Curarevergiftung zu sein."
    Und gleich darauf rief Rolf:
    „Hier, Herr Professor, dieser Bolzen steckte in seinem Nacken."
    „Kommen Sie, meine Herren," sagte der Professor energisch, „wir müssen Herrn Warren retten. Wir wollen ihn ins Innere der Insel tragen, allerdings ist es wohl besser, wenn Pongo auf die Indianer achtet. Zuerst einmal einen guten Lagerplatz suchen, dann ein Feuer anschüren, und dann werde ich dafür sorgen, daß Herr Warren gerettet wird. Es muß für ihn entsetzlich sein, denn er hört ganz genau, was wir sprechen. Fühlt auch alles, nur kann er sich nicht bewegen. Zum Glück dauert es ungefähr eine halbe Stunde, ehe die Atembeschwerden anfangen, inzwischen werde ich schon für Luftzufuhr sorgen."
    Diese Worte des Professors waren ja ein Trost für mich, aber doch verließ mich die entsetzliche Angst nicht, daß ich doch nicht mehr zu retten wäre.
    Rolf hob mich jetzt hoch und flüsterte dabei:
    „Sei ruhig, Hans, wir werden dich bestimmt retten. Ich weiß auch, daß die Wirkung des Curare nach kurzer Zeit schwindet. Und Thomson wird schon dafür sorgen, daß du nicht erstickst."
    Dabei trug er mich zwischen die Büsche ins Innere der Insel. Der Professor schritt voraus, während Pongo diesmal zurückbleiben mußte, um die Indianer zu beobachten.
    Gott sei Dank, fand der Professor bald eine kleine Lichtung, die er als geeigneten Lagerplatz ansprach.
    Dann legte Rolf mich hin, und beide Gefährten entfernten sich mit dem Bemerken, daß sie Holz sammeln wollten, — furchtbar waren nun diese Minuten für mich.
    Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich konnte plötzlich nicht mehr ordentlich atmen. Meine Lungen wollten nicht mehr arbeiten, vergeblich suchte ich mit aller Kraft den Brustkorb auszudehnen, es wollte mir nicht gelingen.
    Nach dem Professor wollte ich dann schreien, konnte aber meine Zunge, meine Lippen nicht bewegen. Und immer schwerer wurde mir das Atmen. Die Bewegungsnerven der Lungen wurden ja jetzt auch schon in Mitleidenschaft gezogen, bald würden sie überhaupt den Dienst versagen, und dann käme der Erstickungstod, bei dem ich mich nicht einmal rühren, nicht einmal krampfhaft um mich schlagen konnte.
    Endlich — endlich kamen Rolf und der Professor zurück. Bald loderte dicht neben mir ein helles Feuer, dann kniete der Professor nieder, bedeutete Rolf, meinen Oberkörper etwas anzuheben, wobei mein Kopf kraftlos nach hinten hing, und ihm mit der Taschenlampe zu leuchten.
    Im nächsten Augenblick fühlte ich einen heftigen Schmerz am Hals, dann merkte ich, wie ein Metallgegenstand direkt in meinen Hals geführt wurde, was mir natürlich die heftigsten Schmerzen verursachte, ohne daß ich einen Laut von mir geben konnte.
    Dann aber konnte ich plötzlich wieder atmen; das heißt, Thomson führte mir mit einer kleinen Pumpe, die er in weiser Voraussicht mitgenommen hatte, als er uns zu diesem gefährlichen Abenteuer verführte, frische Luft in die

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