Rolf Torring 103 - Der Piraten-Schatz
nicht in seine Nähe wagen, weil da der Teufel wohnt. Ich habe ihn selbst einmal gesehen, als wir den Schatz suchten."
Rolf konnte nur mühsam ein Lächeln unterdrücken und fragte, wie er denn aussähe und wann es gewesen sei.
„Vor zwei Tagen," antwortete der Chinese, „als ich den Schatz suchte. Da sah ich im Mondlicht auf einem Felsen, der wie das Gesicht Satans gestaltet ist, den Teufel selbst stehen. Der Felsen liegt sehr versteckt, man kann ihn schwer finden."
Rolf überlegte einen Augenblick, schaute auf die Landkarte und fragte weiter:
„Kannst du mir auf der Karte hier zeigen, wo der Teufelsfelsen liegt und wo du den Teufel gesehen hast."
Der Chinese deutete auf eine Stelle der Karte und sagte:
„Hier, Herr. Wenn du den Weg, den wir angestrichen haben, verfolgst, kommst du zu dem Teufelsfelsen. Ich habe dort aber keine Höhle gefunden. Der Teufel hat mich von dort verjagt, so daß ich ein zweites Mal nicht hinzugehen wage."
Der angestrichene Weg war der gleiche, auf den das Schattenbild des Drachens wies. Die Aussagen des Chinesen mußten also auf Wahrheit beruhen. Wir beschlossen deshalb, so bald wie möglich aufzubrechen.
Während Pongo den Chinesen bewachte, berieten wir, was wir mit unseren Gefangenen machen könnten, denn sie mußten ja so lange festgesetzt werden, bis wir die Schatzhöhle gefunden hatten.
Wir untersuchten rasch die übrigen Räume des alten Klosters und stießen dabei auch auf die Vorratskammer, die reichlich gefüllt war. Durch Pongo ließen wir den Kerker, in dem er selber untergebracht gewesen war, mit Lebensmitteln ausstatten und brachten anschließend die Gefangenen dorthin. Ein Fass mit frischem Trinkwasser wurde nicht vergessen.
Die beiden noch immer bewußtlosen Tiger zogen wir in ihre Käfige und versorgten auch sie für zwei bis drei Tage mit Fleisch und Wasser. Wir hofften bestimmt, für unsere Nachforschungen nicht länger zu benötigen.
Endlich waren wir zum Weitermarsch gerüstet, zuletzt holte Rolf Solbres Notizbuch wieder aus der Vase heraus. Da wir in den Kellern den Mechanismus der Eingangstüren kennen gelernt hatten, fiel es uns nicht schwer, das Kloster zu verlassen.
Wir schlugen den Weg ein, den das Schattenbild gewiesen hatte. Pongo ging mit Maha voraus. Nach zehn Minuten erreichten wir die Stelle, an der der Führer der Chinesen das Notizbuch gesucht hatte. Eine Menge Felsblöcke war beiseite gerollt Wir fanden eine Stelle, an der vor kurzem ein heftiger Kampf stattgefunden haben mußte. Von Fu Kangs Gegner fanden wir keine Spur.
„Er wird sich versteckt haben," sagte ich und deutete auf eine Spur, die sich aber nach wenigen Schritten verlor.
„Das glaube ich nicht, Hans. Wenn der Chinese noch Kraft genug besessen hätte, sich fortzuschleppen, würde er zuerst das Kloster wieder aufgesucht haben, um seine Wunden zu behandeln. Vielleicht hat Fu Kang seinen Gegner getötet und irgendwo verscharrt. Wir müssen genau suchen, denn wir müssen wissen, wo der Mann geblieben ist."
Nach langem, vergeblichem Suchen gaben wir es auf, den Rivalen Fu Kangs zu finden. Wir mußten uns beeilen, um nicht zu spät wieder im Kloster zu sein.
4. Kapitel
Die Suche nach der Schatzhöhle
Nach einer Wanderung von drei Stunden hatten wir die Gegend erreicht, wo nach Angaben des Chinesen der Teufelsfelsen liegen sollte. Nun wurde es schwierig, denn der Chinese hatte uns keine präzisen Auskünfte geben können. Wir mußten schon selber die Gegend genau absuchen.
Wir mußten von dem schmalen Gebirgspfad abweichen und musterten jeden Felsen, ob er einem Teufelsgesicht ähnlich sähe. Lange waren unsere Nachforschungen vergeblich. Schon wollten wir eine kurze Rast einschieben, als Pongo ausrief:
„Massers, dort Teufelsfelsen, Pongo Hörner erkennen."
Wir eilten zu Pongo hin und sahen wirklich in kurzer Entfernung einen steilen Felsen, der von weitem einer Teufelsfratze nicht unähnlich war. Wir waren am Ziel und mußten bald die Höhle gefunden haben, in der Solbre die Schatzkiste versteckt hatte.
Selbstverständlich mußten wir damit rechnen, Wächter anzutreffen, die Solbre zum Schutze der Höhle zurückgelassen hatte. Ich war im Zweifel, ob der Schatz überhaupt noch vorhanden war, denn wenn die Chinesen erfahren hatten, daß Solbre inhaftiert war, hatten sie sich bestimmt des Schatzes bemächtigt und waren anderweitig
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