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Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt

Titel: Rolf Torring 104 - Zum Tode verurteilt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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blickte uns mit überlegenem Lächeln an, als er fast harmlos-ruhig weitersprach:  
      „Sie wundern sich, daß ich Sie kenne, meine Herren? Ich wußte von Ihrer Ankunft in Palembang, ehe Sie dort eintrafen. Auch Ihrer schnellen Abreise habe ich nicht getraut. Ich habe Sie beobachtet, als Sie am Ufer des Sees ankamen. Beinahe hätten Sie Ihre Fahrt mit dem Leben bezahlt, da meine Krokodile Ihnen gefolgt waren. Meine Insel ist gut geschützt. Ich habe mich — ehrlich gestanden — über die Sorglosigkeit gewundert, mit der Sie hier eingedrungen sind."  
      Rolf hatte bisher schweigend dagesessen. Als der Malaie eine Pause machte, fragte er:  
      „Haben Sie den Zettel geschrieben, der dort auf dem Schreibtisch liegt?"  
      Der Malaie nickte,  
      „Das Todesurteil wird am Morgen vollstreckt!" sagte er bedächtig.  
      „So — so!" meinte Rolf. „Sie scheinen unabänderlich entschieden zu haben. Dann erzählen Sie uns wenigstens etwas über die Geheimnisse der Insel, wenn wir schon sterben sollen!"  
      Der Malaie überlegte kurz, lachte auf und erwiderte:  
      „Meinetwegen! Ich will Ihnen die Zeit etwas vertreiben und Ihnen etwas von meinen — Forschungen erzählen. Ich habe mein Ziel sozusagen erreicht. Haben Sie einmal etwas von dem rätselhaften Zwergenvolk gehört, das auf Sumatra leben soll?  
      Nein? Die Zwergmenschen der Urwälder von Sumatra beschäftigen die Wißbegierde der Eingeborenen wie der Europäer seit Jahrhunderten.  
      Schon Marco Polo, der auf der Rückreise von China Sumatra berührte, berichtete von ihnen. Die Holländer haben verschiedene Expeditionen ausgerüstet, um die sonderbaren Wesen aufzuspüren. Sie hatten keinen Erfolg, obwohl sogar ein Preis für den ausgesetzt war, der einen der Zwergenmenschen lebend oder tot brächte.  
      Der Radschah von Rokau, ein Fürst, dem die Holländer seine Macht belassen hatten, beobachtete im Jahre 1912 die Zwergenmenschen, die tief im Urwalde leben.  
      Mir ist es geglückt, meine Herren, das Zwergenvolk zu finden. Ich stehe mit ihnen in enger Verbindung und wickle sogar Handelsgeschäfte mit ihnen ab.  
      Die Zwergenmenschen sind im Besitz der größten Kostbarkeiten der Erde. Die will ich mir verschaffen. Ich habe das Volk genau studiert und kann mich mit einigen von ihnen durch Zeichensprache gut verständigen. Ich kenne ihr Hauptlager und darf mich dort sehen lassen, wann ich will. Wenn ich das Ergebnis meiner Forschungen und Entdeckung der Öffentlichkeit preisgeben würde, könnte es sein, daß die Zwergenmenschen bald schon ganz ausgerottet wären."  
      „Das klingt sehr menschenfreundlich," lächelte Rolf ironisch. „Sie sprachen aber auch sehr materialistisch und kommerziell von Kostbarkeiten. Um welche Art von Kostbarkeiten handelt es sich denn, wenn es erlaubt ist, danach zu fragen?"  
      „Es ist nicht erlaubt, danach zu fragen" antwortete der Malaie schroff.  
      „Aus Ihrem Bericht ist mir noch nicht klar geworden, wozu Sie die Insel hier brauchen, Herr Labuta. Ich nehme doch wohl richtig an, daß ich Herrn Labuta vor mir habe?"  
      „Jawohl, ich heiße Labuta. Entschuldigen Sie, daß ich mich Ihnen nicht vorgestellt habe. Ich nahm an, daß Sie mich kennen würden.  
      Wozu ich die Insel brauche, will ich Ihnen erklären. Ich mußte die Bräuche des Zwergenvolkes für mich ausnutzen, um zu den Kostbarkeiten zu gelangen. Die Zwergmenschen verspeisen zum Beispiel an Festtagen gern die Herzen wilder Tiere oder auch die von — Menschen. Die Zwerge kennen ihre großen Mitmenschen recht gut, lassen sich aber von ihnen nicht sehen, da sie zu große Angst vor ihnen haben. Sie benutzen als Waffe kleine vergiftete Pfeile, die sie aus dem Hinterhalt auf ihre Opfer abschießen. Geschickt schneiden sie das Herz aus den Körpern heraus, die sie liegenlassen. Da das Gift sich auch bis zum Herzen der Menschen vorgearbeitet hat, muß es vor dem Verspeistwerden präpariert werden. Es gilt als große Delikatesse."  
      „Haben Sie deshalb die jungen Mädchen getötet, Herr Labuta, um die Herzen den Zwergen zu bringen?"  
      „Ich gebe es zu, meine Herren! Wenn ich den Zwergenmenschen die Herzen dreier junger weißer Mädchen bringe, soll ich die Kostbarkeit von ihnen erhalten."  
      Kalt und gefühllos erzählte der Malaie von seinem schändlichen Treiben. Jetzt war ich überzeugt, daß ihn nichts abhalten würde, uns am Morgen hinzumorden, wenn wir uns bis dahin nicht befreien konnten.  
     

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