Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran
schon etwas voreilig und wohl auch jähzornig. Mein Herr mußte seinen Übereifer manchmal zügeln. Professor Thomson steht jetzt am Ziel seiner Forschungen und hätte Sie schon aus diesem Grunde nicht einen Tag mehr festgehalten. Wir bemächtigten uns Ihrer Jacht nur, um den Weg zwischen beiden Inseln abzukürzen. Wir haben ihn sonst immer in dem keinen Boot zurückgelegt, das Sie in der Grotte sahen."
„Und wo ist Maha?" fragte Rolf weiter. „Wir haben ihn auf der Jacht nicht gefunden."
„Ihr Gepard ist auf der anderen Insel. Herr Professor Thomson hat ihn geradezu liebgewonnen, er möchte ihn am liebsten nicht wieder hergeben. Er hat ihn selbst gefüttert und versucht, sich mit ihm anzufreunden."
Rolf lachte:
„Der ungetreue Maha! Für ein Kotelett läßt er seine Herren im Stich! Aber das muß sich Ihr Professor aus dem Kopfe schlagen. Maha können wir nicht entbehren. So, nun zu Herrn Professor! Sie müssen so lange hier bleiben, bis wir alles geregelt haben!"
Wir ließen den Diener Charles — den Namen hatte er uns angegeben — allein zurück und gingen an Land. Von dem Professor hatten wir nichts mehr zu befürchten. John, Fritz Hagenau und William blieben auf der Jacht zurück und sorgten dafür, daß keiner unserer Gefangenen eher freikam, als bis wir zurückgekehrt waren.
Pongo blieb vor dem Höhleneingang stehen, während Rolf, Balling und ich in die Höhle eindrangen. Wir wandten uns sofort zum Arbeitszimmer des Professors, um den Gelehrten hier zu überraschen.
5 . Kapitel
Professor Thomson
Rolf schlug leise den schweren Teppich zurück. Da sahen wir den Professor am Schreibtisch sitzen und emsig Notizen machen. Ohne ein Wort zu sagen, traten wir leise in den Raum ein und setzten uns. Plötzlich schaute der Professor auf. Er erschrak nicht, als er uns gewahr wurde, sondern sagte nur:
„Einen Augenblick bitte, meine Herren! Ich bin gleich fertig. Sie müssen mich noch ein paar Minuten entschuldigen! Dort stehen Zigarren und Zigaretten, wenn Sie rauchen wollen!"
Solche Kaltblütigkeit war mir noch nicht vorgekommen. Oder war es gar keine Kaltblütigkeit? War der Gelehrte nur so tief mit seiner Forschungsarbeit beschäftigt, daß er jetzt für nichts anderes Sinn hatte, nachdem es ihm gelungen war, in der vergangenen Nacht, wie Charles gesagt hatte, ein gutes Stück weiterzukommen und ein vorläufiges Ziel zu erreichen? Rolf nahm eine Zigarre, die er sich umständlich ansteckte. Ich bediente mich aus dem Zigarettenkästchen. So saßen wir etwa eine Viertelstunde da und warteten, bis der Professor das Buch, in dem er immer eifriger blätterte, zuschlug und sich uns zuwandte:
„Ja, meine Herren, Sie dürfen mir gratulieren! Heute nacht ist es mir gelungen, eine richtige Drachenechse auszugraben, nach der ich schon lange gesucht hatte. Ich war stets der Meinung, daß die Tiere hier auf den Sunda-Inseln noch irgendwo im Gelände in der Verborgenheit leben müßten. Ich habe die Inseln bis tief ins Innere durchforscht, immer bin ich ausgelacht worden. Jetzt habe ich ein außerordentlich gut erhaltenes Skelett gefunden."
„Das freut uns sehr, Herr Professor!" lachte Rolf und stellte uns und sich vor.
Professor Thomson achtete gar nicht weiter darauf, sondern fuhr fort:
„Wo waren wir stehengeblieben, meine Herren? Ach so, ich sagte Ihnen, daß ich heute nacht das Skelett .. „"
„Entschuldigen Sie, Herr Professor, daß ich Sie unterbreche!" fiel Rolf dem Gelehrten ins Wort. „Wie denken Sie sich die Sache mit den Männern, die Sie in die Höhle der Skorpionen eingesperrt haben?"
Der Professor blickte etwas erschrocken auf und erhob sich.
„Gut, daß Sie mich daran erinnert haben," meinte er rasch. „Wissen Sie, ich habe nur meine Forschungen im Kopf, die Herren hätte ich jetzt bald vergessen! Die werden Hunger haben. Charles hätte mich aber auch daran erinnern können! Wo bleibt der Schlingel nur? Ich schickte ihn fort, um etwas Wein zu holen!"
„Und die Männer in der Höhle, Herr Professor?"
„Ach ja, ach ja! Ich werde mich bei ihnen entschuldigen müssen. Wissen Sie, Herr . „ . wie war doch gleich der Name?"
„Torring, Rolf Torring!"
„Ja, Herr Torring! Die Leute kommen so mir nichts, dir nichts hierher und wollen mich in meinen wissenschaftlichen Arbeiten stören. Das kann man sich doch nicht ohne weiteres gefallen
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