Rolf Torring 110 - Der Herr von Pomaran
wiedersehen werden."
Eine Pause entstand, dann fragte Balling, ob wir in den Papieren und Skizzen etwas gefunden hätten, was auf Thomsons Arbeit Schlüsse zulasse. Rolf berichtete, daß der Professor wohl nach Knochen von Urwelttieren grabe.
„Da scheint er statt der Saurier bisher nur Skorpione gefunden zu haben," meinte Balling etwas bissig. „Wenn er mir unter die Finger kommt, werde ich ein ernstes Wort mit ihm, dem ,Herrn von Pomaran', sprechen, daß er sich gewagt hat, mich in eine Ungezieferhöhle zu sperren."
Ich mußte lachen. Balling wäre kaum wütend gewesen, wenn er in eine Höhle gesperrt worden wäre, in der plötzlich Raubkatzen aufgetaucht wären, die er hätte schießen können. Skorpione waren nicht das Richtige für den unerschrockenen Mann!
William kam atemlos in die Höhle gelaufen, er hatte als Posten vor dem Eingang gestanden und meldete, daß sich unsere Jacht der Insel nähere.
Wir eilten hinaus. Unser Schiff kam immer näher. Wir konnten, als wir am Ufer standen, schon deutlich auf der Kommandobrücke Professor Thomson und den großen Weißen stehen sehen, die in lebhafter Unterhaltung begriffen waren. Also war es Pongo nicht geglückt, falls sich Balling nicht täuschte und er überhaupt noch lebte, sich in den Besitz der Jacht zu setzen.
Auf Rolfs Anweisung verteilten wir uns im Buschwerk am Ufer Wir mußten versuchen, die Jacht zurückzuerobern. Vielleicht ging es ganz einfach, wenn alle Mann das kleine Schiff verlassen haben würden.
Aus welchem Grunde der Professor schon jetzt kam, war uns unklar, da er erst am Abend wiederzukommen versprochen hatte.
Nach einigen Minuten lief die Jacht in die Bucht ein und machte am Ufer fest. Das war ein Vorteil für uns, denn so konnten wir uns dem Schiff ungesehen nähern. Wenn es ein Stück draußen Anker geworfen hätte, wären wir sicher entdeckt worden, ehe es uns gelang, an die Jacht heranzukommen.
Thomson und der Weiße verließen die Jacht und schlugen die Richtung zur Höhle ein. Jetzt mußten sie gewahr werden, daß wir uns befreit hatten. Daß wir noch auf der Insel sein mußten, war selbstverständlich.
Anscheinend aber suchten die beiden die Skorpionenhöhle noch nicht gleich auf, denn es blieb unverhältnismäßig lange ruhig. Jedenfalls ertönte kein Alarmsignal. Sie blieben ziemlich lange. Sollten sie in der Höhle arbeiten?
Auf Deck ging Sindo langsam auf und ab. Er schien ganz ahnungslos zu sein. Plötzlich erklang aus dem Innern der Jacht ein Ruf. Sofort verschwand Sindo von Deck.
Jetzt war für uns die Gelegenheit günstig, auf die Jacht zu gelangen. Wir überschritten vorsichtig die Laufplanke und waren bald auf dem Vorderschiff. Rolf und ich postierten uns am Aufgang, wo es zu den Kabinen ging. Hier wollten wir die Leute abfangen, wenn sie nach oben kämen. Lange rührte sich nichts. Da faßte sich Balling ein Herz und stieg kurz entschlossen die Schiffstreppe hinunter. Er bemühte sich nicht, leise zu sein, sondern benahm sich wie einer, der nichts zu verbergen hat. Die Leute unten sollten denken, daß es der Professor oder der andere Weiße sei.
Ein paar Sekunden verstrichen, dann rief Balling nach oben:
„Kommen Sie herunter, meine Herren! Hier hat schon einer ganze Arbeit getan"
Schnell stiegen wir nach unten. In der Mannschaftskabine lagen vier Männer, kunstgerecht gefesselt und geknebelt.
„Das ist Pongos Werk!" rief ich erfreut, »Ich kenne seine Fesselungsart genau. Wo steckt er denn?"
„Hier, Masser Warren!" erklang es von der Tür her.
Wir schauten in das lächelnde Gesicht unseres schwarzen Freundes. Im Augenblick hatten wir den Professor und seine Saurier völlig vergessen und drückten Pongo herzlich die Hände.
„Gut, daß du noch lebst, Pongo!"
"Warum Pongo nicht leben?" fragte unser schwarzer Freund.
„Wir dachten schon, ein Hai hätte dich verschlungen!"
Der Riese schüttelte lächelnd den Kopf.
„Pongo nur einen Hai töten, der Pongo nach unten riß. Die anderen drei Haie Pongo zuviel. Pongo mit List entkommen, da keine Zeit mehr für Kampf. Pongo erst spät ganz auftauchen, nur ab und zu Nase über Wasser halten," war die schlichte Erklärung unseres schwarzen Freundes.
John kam die Treppe herab und blieb fast erschrocken stehen, als er Pongo sah, dem er freudig die Hand drückte, als er sich erholt hatte. Der Schwarze lächelte weiter.
Weitere Kostenlose Bücher