Rolf Torring 112 - Die Thugs
ihr und Maha, der unsere Spur bestimmt finden wird."
„Der Plan ist gut," gab Balling zu. „Hoffentlich hat Herr Hoffmann nicht nötig, zusammen mit der Polizei einzugreifen!"
Pongo kam an unseren Tisch heran und meldete.
„Massers, großes Kriegsschiff auf Jacht zukommen, Jacht anhalten."
Auf das, was um uns auf dem Wasser vorging, hatten wir während der lebhaften Unterhaltung gar nicht geachtet. Wir blickten auf: da kam ein Zerstörer heran, ein französisches Boot. Wir nahmen an, daß es Jagd auf Kapitän Farrow machte, und verständigten uns schnell, weder das U-Boot gesehen zu haben noch Farrow persönlich zu kennen.
Als der Zerstörer ganz in der Nähe war, stoppten wir ohne Aufforderung. Höflich wurden wir gefragt, ob wir ein U-Boot gesichtet hätten; Kapitän Hoffmann verneinte. Falls es sich irgendwo blicken ließ, möchte er doch bitte sofort Meldung machen, wurde er gebeten. Es war klar, daß wir nie einen Landsmann verraten oder gar ausliefern würden.
In schneller Fahrt setzte der Zerstörer seinen Weg fort und war bald unseren Blicken entschwunden.
Gegen Abend sichteten wir Land und fuhren bald in den Hafen von Cholon ein. Nachdem alle Formalitäten mit der Hafenbehörde erledigt waren, gingen wir in die Stadt, um uns — wie Balling sich ausdrückte — wieder einmal an festen Boden zu gewöhnen.
Unter den vielen Menschenrassen, die in Cholon beheimatet sind, war der chinesische Einschlag vorherrschend. Die kleine Weinstube, in der wir einkehrten, um zu Abend zu essen, wurde ebenfalls von einem Chinesen geführt. Pongo war übrigens auf der Jacht zurückgeblieben, da er als Neger und durch seine Größe in der Stadt zu sehr aufgefallen wäre. Auch Kapitän Hoffmann hatte vorerst auf einen Stadtbesuch verzichtet; er wollte zunächst dafür sorgen, daß die Funkanlage auf der Jacht eingebaut würde, die wir schon oft vermisst hatten.
Während ich mich mit Balling leise über die Thugs unterhielt, stand Rolf auf und verließ uns. Wir saßen in einer Nische und hatten uns vorher überzeugt, daß die Naehbarnischen nicht besetzt waren. Sollte Rolf doch etwas aufgefallen sein?
Ich gab Balling einen Wink und wechselte das Gesprächsthema. Als Rolf zurückkam, bedeutete er uns, jetzt nichts zu fragen. Wir blieben nicht mehr lange, sondern verließen schon in einigen Minuten das Lokal, ohne unsere Eile zu betonen.
„Zufällig bemerkte ich in der Weinstube," erklärte Rolf uns unterwegs leise, „daß wir von der einen Nebennische aus belauscht wurden. Als ich unvermutet aufstand, verschwand ein Inder aus der nebenan liegenden Nische und verließ rasch das Lokal, ohne daß es mir gelang, sein Gesicht zu erkennen. Ob er sich mit Absicht in der Nische aufgehalten hatte oder nur zufällig für einen Augenblick hineingetreten war, um sich die Einrichtung und die kleinen japanischen Zeichnungen anzusehen, weiß ich nicht. Immerhin muß er sehr leise herangekommen sein, daß wir sein Kommen nicht bemerkt haben. Es ist natürlich auch möglich, daß es ein Spion der hiesigen Polizei ist, die gern erfahren möchte, was wir hier zu unternehmen gedenken. Die Franzosen waren ja im Gegensatz zu den Engländern immer sehr mißtrauisch."
„Glaubst du etwa, Rolf, daß der Inder schon wissen sollte, was wir in Saigon wollen? Wir haben doch zu niemandem davon gesprochen!"
„Der Zufall spielt oft eine große Rolle im Leben, Hans. Wir wollen jedenfalls die Augen offen halten und nicht mehr über das reden, was wir planen."
„Ich glaube, Herr Torring, wir werden auch hier auf der Straße beobachtet. Sehen Sie sich mal den Inder an, der da drüben so angelegentlich das Schaufenster betrachtet! In Wirklichkeit dient ihm die Scheibe als Spiegel. Ich habe den Mann schon bemerkt, als wir die Weinstube verließen."
„Richtig, Herr Balling! Der Figur nach könnte es der Mann sein, der aus der Nebennische kam. Wenn er uns noch weiter folgt, werden wir ihn ansprechen."
„Ganz meine Meinung, Herr Torring! Überlassen Sie in dem Falle mir die Erledigung!"
„Aber drohen Sie ihm nicht gleich mit der Pistole, Herr Balling! Wir sind in einer Hafenstadt, nicht im Urwald. Der Mann kommt tatsächlich hinter uns her, wir wollen in eine Seitenstraße einbiegen, dann läßt sich am besten feststellen, ob er uns folgt."
Wir verließen die Hauptstraße, eilten durch eine kleine Gasse und bogen wieder in eine größere
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