Rolf Torring 112 - Die Thugs
Straße ein. Als wir uns umschauten, kam der Inder gerade um die Ecke und blickte sich nach uns um. Sobald er uns sah, verlangsamte er seinen Schritt und tat so, als ob er Schaufenster betrachtete.
„Eine Frechheit von dem Manne!' flüsterte Balling. „Ich werde ihm gleich meine Meinung sagen."
Ohne auf eine Antwort von uns zu warten, eilte Balling fort und stand gleich darauf vor dem Inder. Wir beeilten uns, ihn einzuholen, ohne im Straßenverkehr auffällig zu erscheinen. Wir hörten Balling gerade noch höflich fragen:
„Haben wir uns nicht schon einmal irgendwo getroffen, mein Herr?"
Der Inder schaute Balling finster an und zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube Sie noch nicht gesehen zu haben. Sie müssen sich irren, mein Herr."
„Ah, Sie standen vorhin vor der Weinstube, als wir das Lokal verließen. Entschuldigen Sie, daß ich Sie ansprach. Wenn Sie uns allerdings noch weiter folgen sollten, müßte ich annehmen, daß Sie etwas von uns wollen. Dann müßte ich ,eine andere Platte auflegen'. Haben Sie mich verstanden?"
Der Inder wurde innerlich zornig, man sah es deutlich am Ausdruck seiner Augen, aber er beherrschte sich und ging fort, auf dem Absatz kehrtmachend.
„Jetzt sind wir ihn los, Herr Torring!" strahlte Balling. „Waren Sie zufrieden mit mir? Ich habe doch sehr höflich mit ihm gesprochen."
„Das schon!" lachte Rolf. „Aber wir werden ihn nur vorübergehend abgeschüttelt haben. Entweder verfolgt er uns jetzt heimlich, oder er schickt einen anderen Beobachter, wenn er einen Gehilfen oder Mitarbeiter in greifbarer Nähe hat."
„Wenn ich nur wüßte, Rolf, was er von uns will"
„ Vielleicht kennt er Sie, meine Herren, und weiß, daß Sie wegen der kleinen Figur gekommen sind."
"Nicht so laut, Herr Balling!"
Rolf verstummte, denn neben Balling war plötzlich wieder ein Inder aufgetaucht der uns — wie es schien — einen hasserfüllten Blick zuwarf. Sicher hatte er verstanden, was wir eben gesagt hatten. Ich blickte ihm nach, doch er wandte nicht ein einziges Mal den Kopf, sondern schritt ohne Eile weiter.
Rolf schüttelte ärgerlich den Kopf und ging weiter. Wir sprachen bis zur Jacht kein Wort mehr. Erst in der Kajüte meinte Rolf, daß die Inder sicher schon wüssten, was der Zweck unseres Kommens sei. Balling widersprach:
„Das glaube ich nicht, Herr Torring! Die Inder sind ja schließlich keine Hellseher oder Gedankenleser!"
„Auf jeden Fall sind wir irgendwelchen Leuten aufgefallen und müssen uns damit abfinden, nun ständig unter Kontrolle zu stehen. Am Bollwerk lehnte auch ein Inder, der zu unserer Jacht hinüber blickte. Ich habe es wohl gesehen."
„Soll ich zu ihm gehen und ihm Bescheid sagen?" fragte Balling.
„Nein, danke schön, Herr Balling! Ich habe einen anderen Plan, den wir heute Nacht ausführen werden."
Da wir die Jacht unmittelbar am Bollwerk festgemacht hatten, standen John und William abwechselnd Wache, in der Kajüte aber konnten wir von niemandem belauscht werden.
„Unklar bleibt," meinte Rolf, „woher die Inder schon wissen sollten, aus welchem Grunde wir hierher gekommen sind. Halt! Wo ist denn die kleine Götterfigur? Sie stand doch da auf dem Schrank! Ist sie gestohlen worden?"
Wir waren sehr überrascht. Kapitän Hoffmann versicherte, daß ein Diebstahl eigentlich ganz ausgeschlossen sei.
„Das sagen Sie nicht, Kapitän Hoffmann! Wir liegen unmittelbar am Kai. Während Sie wegen der Funkanlage in der Stadt waren, kann hier leicht jemand eingedrungen sein."
„Das hätte Maha sofort bemerkt!" warf ich ein.
„Du kennst die Inder doch, Hans! Wenn Sie etwas wollen, finden sie auch einen Weg, ihre Absicht auszuführen. Das Bullauge ist nur angelehnt; da wird der Dieb eingestiegen sein. Jetzt ist mir alles klar!"
„Da wüssten Ihrer Meinung nach die Inder auch schon, daß wir die Gefangene befreien wollen?!" meinte Balling.
„Das wohl noch nicht, denn den Zettel habe ich nicht wieder in die Figur hineingeschoben. Sie werden die kleine Statue gefunden haben und annehmen, daß wir uns für die Geheimsekte interessieren. Danach werden Sie ihre Vorkehrungen einrichten."
„Wie sind sie aber darauf gekommen, Herr Torring, ausgerechnet Ihrer Jacht einen Besuch abzustatten? Sind wir denn schon verraten worden?"
„Vielleicht erfahren wir das später einmal. Mein Vorschlag," sagte
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