Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer
zu melden. Wir wollen uns in ihrem Kielwasser halten, Kapitän Hoffmann"
„Das können wir nicht, Herr Torring, die Dschunke ist flacher gebaut als die Jacht. Wenn ich mit der Geschwindigkeit, die die Dschunke fährt, gegen eine Klippe laufe, kann ich für nichts garantieren."
Professor Kennt schlug vor, an einer geigneten Stelle zu landen und den Morgen abzuwarten. Rolf war einverstanden. Als der Fluß bald eine kleine Einbuchtung zeigte, steuerte Kapitän Hoffmann die Jacht dorthin und ließ den Anker hinab rasseln. Wir stiegen an Land und untersuchten die nächste Umgebung. Dabei stießen wir auf eine geräumige Höhle, die sicher öfter von Reisenden und vielleicht auch das Land durchwandernden Priestern als Schlafraum benutzt wurde.
Pongo und Sam blieben als Wache an Deck, wir zogen in die Höhle, um noch vor dem Schlafengehen genau zu beraten, was wir weiter unternehmen wollten.
Da wir verschiedene Geräusche hörten, von denen wir nicht wußten, ob sie von Tieren des Waldes oder von Menschen, die sich in der Nähe aufhielten, stammten, kehrten wir nach einer Stunde aber doch auf die Jacht zurück und nahmen auf den bequemen Korbstühlen am Heckaufbau Platz, um uns noch weiter zu unterhalten. Hier konnte uns bestimmt kein Fremder belauschen.
Professor Kennt schlug vor, Tuin Kolo einen freundschaftlichen Besuch abzustatten und ihn ganz offiziell zu fragen, ob wir Mitglieder der Sekte werden könnten. Dadurch würden wir Zweck und Ziel der Geheimorganisation am leichtesten erfahren.
„Der Gedanke ist gut, Herr Professor," antwortete Rolf. „Haben Sie aber auch daran gedacht, daß wir uns nie wieder in China, sehen lassen dürfen, wenn wir etwas tun, was gegen die Vorschriften der Sekte verstößt, wenn wir gar dazu kommen sollten, die weiße Göttin zu befreien, sofern sie natürlich befreit werden will? Mein Freund Hans und ich möchten noch lange durch China reisen. Wir möchten uns deshalb die Sektenmitglieder keineswegs zu Feinden machen."
Wir berieten noch lange hin und her. Jede Möglichkeit hatte ihr Für und Wider.
Pongo machte uns nach einer Stunde darauf aufmerksam, daß unser Gepard, der bisher still neben uns gelegen hatte, sich erhoben hatte und zur Reling geschlichen war. Während Pongo dem Geparden folgte, beobachteten wir von unseren Plätzen aus, was sich ereignen würde.
Der schwarze Riese beugte sich weit über die Reling und blickte aufs Wasser hinab. So stand er lange. Plötzlich warf er sich blitzschnell auf die Deckplanken und griff über den Rand der Jacht hinaus nach unten. Ein schwacher Aufschrei folgte fast unmittelbar. Dann zog Pongo einen zappelnden menschlichen Körper an Bord. Wir eilten zu Pongo hin und erkannten in dem Manne einen der drei Chinesen, die von angeblichen Polizisten in Hsü-tschou von unserer Jacht geholt und befreit worden waren.
„Ob er allein ist?" meinte der Professor fragend.
„Ich werde ihn später ins Gebet nehmen," erwiderte Rolf. „Vielleicht erfahren wir durch ihn etwas, was uns interessiert."
„Das glaube ich nicht, Rolf," gab ich meine Meinung zum besten. „Der Chinese läßt sich lieber foltern, als uns den Gefallen zu tun, etwas zu verraten."
„Das ist noch nicht gesagt," war Rolfs Ansicht. „Wenn wir ihm drohen, ihn aufzuhängen, wenn er stumm bleibt, wird er sich vielleicht entschließen, zu reden."
Pongo fesselte den Chinesen gut, den wir am Heckaufbau niederlegten. Mit dem Verhör warteten wir jedoch noch eine halbe Stunde, da wir vermuteten, daß der Chinese nicht allein hierhergekommen sei, sondern ein Boot mit noch anderen Chinesen in der Nähe sein müßte.
Schließlich hielt Rolf die Zeit für gekommen, zumal Maha ganz ruhig blieb; er hätte das Nahen eines Feindes mit Sicherheit angezeigt.
Der Chinese antwortete zunächst auf keine Frage, die Rolf ihm stellte. Da rief mein Freund Pongo herbei und flüsterte ihm etwas zu, worauf der schwarze Riese, für den Chinesen deutlich sichtbar, eine Schlinge aus einem festen Hanfstrick zu knüpfen begann.
„Wenn du nicht antworten willst, lasse ich dich aufhängen" sagte Rolf sachlich zu dem Chinesen.
Noch immer zögerte der Bursche, bat dann aber, ihn nicht aufzuhängen, er wolle alles sagen. Er hieß Tolan und hatte den Auftrag, den Motor unserer Jacht zu beschädigen, um uns an der Weiterfahrt zu hindern.
Auf Rolfs Frage, wer ihm den Auftrag gegeben habe,
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