Rolf Torring 120 - Der grüne Käfer
Chinese hatte energisch abgewinkt, als der Professor fortfuhr zu reden. Jetzt brüllte er uns an:
„Ich weiß, wer Sie sind! Verhalten Sie sich ruhig!"
„Es wird langweilig, Mister Kolo," bemerkte Kennt, „wenn Sie sich dauernd nur mit Ihrem Freunde unterhalten. Ich gehe bald wieder nach Hause."
Kennt drehte sich unerwartet auf dem Absatz um, sprang auf einen Mann der „Leibgarde" zu und entriss dem Verblüfften das Krummschwert. Ehe einer der Anwesenden dazu kam, recht zu begreifen, was geschehen war, hatte Kennt den Entwaffneten zurückgestoßen, daß er hinfiel, und schon dem zweiten die Waffe entwunden. Da konnten wir nicht müßig beiseite stehen. In wenigen Sekunden hielt keiner der „Leibwächter" noch das Krummschwert in der Hand. Die Entscheidung war gefallen. „Schnell! Ehe die anderen eingreifen!" rief der Professor uns zu.
In jeder Hand ein Schwert entfloh er nicht etwa aus dem Raum, sondern eilte auf den alten Chinesen auf dem Throne zu. Jetzt erst fanden sich die Chinesen an den Wänden wieder und wollten eingreifen. Da rief Kennt aber schon:
„Tuin Kolo, geben Sie sofort den Befehl, daß alles sich ruhig verhält! Wir haben wenig Zeit!"
Tuin Kolo erhob eingeschüchtert die Hand und winkte seinen Leuten zu, sich ruhig zu verhalten.
„So, jetzt können wir uns unterhaltend lachte der Professor. „Was wollen Sie eigentlich von uns?"
Tuin Kolo hatte sich von seinem Platz erhoben und sagte voller Würde:
„Sie haben einige meiner Brüder betäubt und gefangengenommen und wollen das Geheimnis des 'grünen Käfers' erforschen. Wir müssen uns gegen Sie schützen. Deshalb habe ich Sie herkommen lassen, um Ihnen einen Vorschlag zu machen. Sie sind sehr tapfer. Tapfere Brüder kann der Bund brauchen. Wollen Sie Mitglieder der Sekte des 'grünen Käfers' werden?"
„Das hätten Sie doch gleich sagen können," lächelte der Professor und ließ die noch immer erhobenen Arme mit den Krummschwertern sinken. „Warum erst das ganze Theater? Das liegt uns Amerikanern nicht. Sagen Sie uns aufrichtig, welche Ziele Ihre Sekte verfolgt. Dann werden wir uns entscheiden."
»Das Geheimnis des Bundes können Sie nur erfahren, nachdem Sie Mitglieder geworden sind " erwiderte Tuin Kolo. „Ich habe mit Bestimmtheit angenommen, daß Sie meinen Vorschlag annehmen werden, und Sie deshalb wie Gäste behandeln lassen. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich Sie alle drei töten lassen können."
„Wir werden Ihnen morgen unsern Entscheid mitteilen, sagte Kennt nach kurzem Nachdenken. „Einige Bedingungen sind natürlich damit verbunden wenn wir tatsächlich Mitglieder der Sekte werden sollten: wir müssen sofort unsere völlige Freiheit erhalten, sofort!"
„Erst, wenn Sie dem Bunde beigetreten sind!" beharrte der alte Chinese.
Unerschrocken hob Kennt den rechten Arm mit dem Krummschwert hoch. Eine solche Drohung inmitten seiner eigenen Leute hätte Tuin Kolo wohl nicht für möglich gehalten. Wir beobachteten die Chinesen an den Wänden scharf, um sofort einschreiten zu können, wenn etwas schief gehen sollte.
„Ich habe nicht Lust," begann Professor Kennt wieder hier mit mir und meinen Freunden Schindluder treiben zu lassen. Wenn man mit einem Menschen verhandeln will, muß auch der Partner frei sein. Ich fordere Sie letztmalig auf, uns unsere völlige Freiheit zuzusichern, auch wenn wir Ihrem Bunde nicht beitreten sollten Wir müssen die Gewähr haben, daß wir dann frei und unbehindert abziehen können. Dann läßt sich über Ihr Angebot reden. Ich befinde mich hier in Notwehr. Wollen Sie uns Ihr Ehrenwort geben?“
Der alte Chinese blieb hartnäckig und sagte:
„Nein, das kann ich nicht! Wenn Sie nicht Mitglied der Sekte werden, müssen Sie sterben."
Der Amerikaner ließ sich nicht abschrecken Jetzt kam es auf eine Machtprobe an. Mit fast leutseliger Gemütlichkeit meinte er zu Tuin Kolo:
„In Ihren Privaträumen Mister Kolo, wird sich über all das besser und freundlicher sprechen lassen. Führen Sie uns in Ihr Arbeitszimmer. Ihre Leute bleiben so lange hier!"
Was ich nie für möglich gehalten hätte, geschah. Tuin Kolo erhob sich und schritt uns voraus. Er schob den Vorhang hinter dem Thronsessel beiseite und trat, gefolgt von Kennt und uns, durch den Spalt hindurch auf einen langen Flur hinaus. Mehrere Gänge ging es entlang. Nirgendwo war ein Chinese zu sehen Ich blickte mich
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