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Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott

Titel: Rolf Torring 121 - Der Rätsel-Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Erlösertod gestorben. Der Fremde habe ihm ein englisch geschriebenes Buch gebracht, in dem die Geschichte der reinen Frau und Mutter niedergeschrieben sei.  
      Professor Kennt schloß seinen Bericht, daß der alte Chinese den englischen Text sofort ins Chinesische übersetzt habe.  
      Ich hatte nicht schlecht gestaunt, als der Hüter des Gottheit ein — Neues Testament aus den Falten seines Gewandes vorgeholt hatte, um den Versammelten daraus vorzulesen. Pongo hatte das Testament auf Anweisung Rolfs von unserer Jacht geholt.  
      Die Chinesen hörten andächtig zu, während ich mir noch einmal das Bild der Mutter Maria in Ruhe betrachtete. Rolf hatte gesagt, daß sie aus Italien stamme, also wohl von einem italienischen Bildhauer geschaffen worden war. Fast zwei Stunden sprach der alte Chinese und wurde nicht müde. Andächtig lauschten die Anwesenden. Seine — Predigt schloß er mit den Worten, die mir Kennt übersetzt zuflüsterte:  
      „Ihr habt nach dem ,Rätselgott' gesucht, hier steht er vor euch. Ihr habt euch gegenseitig bekämpft, um in den Besitz des Bildes der Gottheit zu kommen.  
      Soll nun ein neuer Kampf zwischen euch entbrennen? Ihr habt gehört, was die Göttin verlangt: ,Friede auf Erden' und ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!' Wenn ihr die Göttin verehrt, müsst ihr ihrer Lehre treu sein. Ich will hier eine Gemeinde der Mutter Maria gründen. Wer ihr beitreten will, ist willkommen, herzlich willkommen. Die Tochter des Mannes, der so lange bei mir war, die unsere Sprache spricht, hat es mir zugesagt, daß sie uns alle in dem neuen Glauben unterrichten will. In die neue Gemeinde können nur Menschen aufgenommen werden, die das Grundwort "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" immer Wahrheit werden lassen. Wenn ihr euch also auch weiterhin bekämpfen wollt, müsst ihr die Ruine verlassen und dürft nie hierher zurückkehren. Wer der Gemeinde beitreten will, sage es mir und zeige und beweise, daß er ehrlich bereit ist, dem Glauben des Friedens zu leben."  
      Deutlich spürte ich bei den Schlussworten Rolfs Einfluss. Mein Freund beabsichtigte also, die christliche Lehre über die alte Statue der Mutter Maria hier in China einzuführen. Alle diese Chinesen waren Gottsucher; hier hatten sie eine Gottheit, die sie nie enttäuschen würde.  
      Tuin Kolo schaute Rolf lange an, dann stand er auf, ging auf El Wing zu und bot ihm die Hand. El Wing legte seine Hand in die dargebotene Rechte.  
      Kurze Worte bekräftigten die ehrliche Absicht, eine neue Gemeinde aus den beiden Sekten aufzubauen, die die Mutter Gottes als Vorbild betrachten sollte. Die Leute Tuin Kolos und El Wings tauschten gleichfalls Friedensbeteuerungen aus. Darauf segnete der alte Chinese den neuen Bund, wie Rolf es ihn gelehrt hatte.  
      In dem Augenblick trat Fräulein Hunter vor das Götterbild und sang in chinesischer Sprache einige christliche Kirchenlieder. Ergriffen hörten alle zu.  
      Die Feier war beendet. Rolf riet den Anhängern des neuen Glaubens, nach Tschung-King zurückzukehren, über ihre Gottheit aber zu schweigen, da es noch viele Feinde des Gottes gebe, die vielleicht alles daransetzen würden, das Bild der Mutter Maria zu zerstören.  
      Wir blieben in der Klosterruine zurück und besprachen mit dem Hüter des Götterbildes alles, was er wissen mußte. Er zeigte uns die mechanischen Einrichtungen, die die Räume schützten; wir meinten, uns in einer mittelalterlichen deutschen Burg zu befinden.  
      Fräulein Hunter wollte tatsächlich ein halbes Jahr bei dem alten Chinesen bleiben, um ihm die Grundlagen des neuen Glaubens beizubringen. Ihr Vater wollte sie dann abholen, da er einen Ausflug nach Tibet plante.  
      Rolf sagte, daß wir ebenfalls Tibet einen Besuch abstatten wollten, und fragte Professor Hunter, ob er Lust habe, mit uns zu reisen. Unsere Jacht wollten wir zur Küste zurückschicken.  
      Professor Hunter war einverstanden, zumal er seine Tochter bei dem alten Chinesen in guter Hut wußte.  
      Am Morgen kehrten wir nach Tschung-King zurück und begaben uns alle an Bord unserer Jacht. Professor Hunter hatte uns begleitet, wollte aber, ehe wir abreisten, noch einmal zu seiner Tochter, um sich von ihr zu verabschieden.  
      Tuin Kolo und El Wing wollten uns um die Mittagszeit noch einmal auf der Jacht besuchen, um uns zu berichten, wie ihre Brüder die Mitteilungen von dem Auffinden des ,Rätselgottes" und der neuen Lehre aufgenommen hätten.

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