Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß
Samuel kommt zum Fest und daß ,Herr' mitkommt, der ,Ware' mitbringt. Landsleute alles gut vorbereiten sollen."
„Der ,Herr' könnte doch nur der Mulatte sein!" meinte Rolf. „Und was ist mit der ,Ware' gemeint?"
„Pongo denken, daß Mulatte mit Negern Waren tauscht," erklärte unser treuer Begleiter. „Zum Fest müssen sich alle freuen. Herr aber auch Bezahlung verlangen, Bezahlung soll vorbereitet werden. Neger vielleicht Goldader entdeckt haben und gut zahlen können."
„So ungefähr könnte das stimmen, Pongo. Aber was treiben die Neger hier im Walde? Sie könnten, wenn sie über Gold verfügen, doch in die Stadt gehen und alles kaufen, was ihr Herz begehrt."
„Neger, die Mondanbeter sind, nicht in Stadt gehen dürfen, Massers, sondern im Wald bleiben müssen. Mondanbeter in Stadt auch nicht gewünscht, da Regierung Glauben verboten. Glauben nicht schön, da gebracht werden müssen Opfer."
„Müssen denn die Opfer Menschen sein, Pongo? Oder können die Neger bei ihrem Feste der Gottheit auch Tiere opfern?"
„Zum großen Feste, das nur einmal im Jahr, Massers, immer Menschen als Opfer nehmen müssen. Möglichst weiße Menschen, da weiße Menschen Feinde der Neger."
„Wenn wir jetzt langsam weiter den Fluß hinauffahren," mischte sich Kapitän Holbre ein, „werde ich Ihnen die Stelle zeigen, wo ich damals mit meinem Obermaat ausgestiegen bin. Sie liegt gar nicht weit von hier entfernt."
Pongo ruderte weiter. Er hielt sich so dicht am Ufer, daß wir vom gegenüberliegenden Ufer aus kaum gesichtet werden konnten. Trotzdem paßten wir alle scharf auf. Der „Briefkastenbaum" entschwand bald unseren Blicken.
Nach einer Viertelstunde zeigte Holbre auf eine Stelle am Ufer, die nicht sehr dicht bewachsen war. Sie lag am Fuße einer höchstens fünfundzwanzig Meter hohen Erhebung.
„Hier sind wir damals ausgestiegen," erklärte der Kapitän. „Wir können das Boot im Dickicht leicht verstecken, wenn wir zu Fuß weiter wollen. Allerdings ist der Abend nicht mehr fern, und ich weiß nicht, ob Sie Lust haben, die Nacht in der Wildnis zu verbringen."
„Wie weit ist es von hier aus noch bis zu der Stelle, Kapitän, wo Sie von den Negern überfallen wurden?" fragte Rolf.
„Eine knappe Stunde. Wir würden die Stelle also noch vor Dunkelwerden erreichen. Aber wir haben dann nicht mehr viel Zeit, uns mit der Umgebung vertraut zu machen."
„Ich schlage vor, jetzt schon in den Wald einzudringen," erklärte Rolf. „Ich hoffe, daß wir da die Stelle, wo die Neger hausen, leichter finden als bei Tage. Sie werden ein Lagerfeuer unterhalten, das weithin durch den Wald schimmert. Wir nehmen unsere Rucksäcke mit, die wir mit Proviant füllen; Wasser werden wir ja unterwegs antreffen."
„Einverstanden," meinte Holbre. „Ich mache mit, obwohl ich mich nachts nicht gern im Urwalde herumtreibe."
„Finden Sie die Überfallstelle bestimmt wieder?" fragte Rolf noch.
„Auf jeden. Fall, meine Herren Von hier aus führt ein kleiner Pfad zu der Lichtung; wir können den Weg gar nicht verfehlen."
„Ein Pfad führt dorthin, Kapitän Holbre?! Das paßt mir eigentlich gar nicht! Vielleicht ist die Stelle hier der Ankerplatz des ,Herrn', der die ,Ware' bringt. Dann hätten die Neger den Pfad angelegt, es würde sich also nicht um einen Wildwechsel handeln."
„Massers, hier oft Boote gelegen haben," erklärte Pongo, der sich das Ufer angesehen hatte; gleichzeitig wies er auf Fußabdrücke, die nur von derben Stiefeln stammen konnten.
Mit vereinten Kräften versteckten wir das Kanu im Dickicht. Pongo verwischte hinter uns unsere Spuren. Jetzt würde kein Mensch merken, daß wir hier gelandet waren
Ohne uns aufzuhalten, drangen wir in den Wald ein. Pongo ging als Späher voraus, da der Pfad viele Krümmungen aufwies. So kamen wir rasch vorwärts und erreichten nach einer Stunde wirklich die Lichtung, von der Holbre gesprochen hatte. Sie lag ebenfalls am Fuße unbedeutender Erderhebungen.
Bis hierher war Holbre damals vorgedrungen; er zeigte uns, nach welcher Richtung die Neger entflohen waren. Die Richtung wies in die Hügel.
Wir schlichen am Rande der Lichtung entlang. Plötzlich blieb Pongo unvermittelt stehen und flüsterte uns zu:
„Massers, Pongo riechen ganz in der Nähe Lager. Leute haben Feuer brennen."
Dabei zeigte er nach den Erhebungen hin, die man kaum als
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