Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Titel: Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
Vom Netzwerk:
ließ sich Bolagos Diener fesseln. Ich verband mit Fetzen meines Hemdes Bolagos Wunde und teilte ihm mit, daß wir gezwungen seien, den Behörden Anzeige zu erstatten und ihn der Polizei zu übergeben.  
      Ich ahnte nicht, daß Bolago, der schwer stöhnte, noch soviel Mut besaß, mir die Pistole aus dem Gurt zu reißen. Aber er wandte sie nicht gegen mich. Mit dem ersten Schuß traf er Samuel, seinen Diener, ins Herz, mit dem zweiten Schuß tötete er sich selbst, er hatte die Waffe mit der linken Hand rasch an seine Schläfe gerissen.  
      Das alles war schneller gegangen, als man es erzählen kann. Ich war ein wenig erschüttert, obwohl es sich bei Bolago und Samuel bestimmt um Individuen handelte, die von jedem Gericht zu hohen Freiheitsstrafen, wahrscheinlich nach haitischem Recht sogar zum Tode verurteilt worden wären.  
      Pongo hatte inzwischen die Neger in einer Ecke zusammengetrieben und hielt ihnen eine lange Rede. Mehrmals nickte der Häuptling, dann hob er feierlich die Hand und gelobte zugleich im Namen seiner Männer und Frauen den Mondgottkult ab. Damit konnten wir uns zufrieden geben. Wir waren nicht rachsüchtig und dachten nicht daran, die Neger der irdischen Gerechtigkeit auszuliefern, denn letzten Endes hatten sie nur einem von den Väter überkommenen Glauben gehuldigt.  
      Einzeln kehrten die Neger in ihre Hütten zurück. Pongo gab uns die Versicherung, daß sie nichts gegen uns unternehmen würden. Dazu hatten sie nach allem Vorgefallenen wohl auch zuviel Respekt vor Pongo, dem sie sicher übernatürliche Kräfte zuschrieben, denn ein „normaler Mensch" hätte ihrer Ansicht nach das nicht zuwege gebracht, was Pongo hier geleistet hatte. Noch immer klang den Wilden wohl Pongos Gorillaschrei in den Ohren.  
      Rolf war zu uns herangetreten. Wir schüttelten ihm die Hände.  
      Mein Freund lächelte nur und sagte, Bolago und Samuel zu bestatten, könnten wir den Negern überlassen.  
      Um sie noch etwas einzuschüchtern, feuerten wir ein paar Pistolensalven in die Luft ab und verschwanden still aus dem Lager.  
      Wir eilten der Stelle zu, wo Pongo unsere Gewehre und unser Gepäck versteckt hatte. Schnell hatten wir unsere Sachen geschultert.  
      „Jetzt zum Kanu" ordnete Rolf an.  
      Eiligen, aber nicht hastigen Schrittes drangen wir durch die mondhelle Nacht. Ohne Zwischenfall erreichten wir die Stelle, wo wir das Kanu verborgen hatten.  
     
     
    ***
     
     
      Gegen Morgen erreichten wir die Kaffeeplantage des Franzosen. Freudig begrüßte uns Kapitän Hoffmann. Der Plantagenbesitzer lud uns zum Frühstück ein. Mit ausführlichen Worten mußte ich nach dem Essen bei einer guten Zigarre berichten, was wir in den letzten Tagen erlebt hatten. Der Franzose kam aus dem Staunen nicht heraus und hätte meine Erzählung vielleicht für ein gut erfundenes Märchen, für eine abenteuerliche Filmgeschichte gehalten, wenn Kapitän Holbre und Obermaat Thomas ihm nicht wiederholt bestätigt hätten, daß alles sich so zutrug, wie ich es berichtete.  
      Mit unserer Jacht fuhren wir auf dem Artibonite nach Gonaives zurück. Kapitän Holbre übernahm es, den amtlichen Bericht aufzusetzen und den Behörden vorzulegen. Wir unterschrieben das Protokoll als Augen- und Erlebniszeugen.  
      Die Besitzungen des Mulatten sollen wenig später beschlagnahmt und endlich versteigert worden sein.  
      Kapitän Holbre übernahm seinen Segler wieder, entließ die unsicheren Elemente der farbigen Mannschaft und lud uns zum Abschied zu einem kleinen Bordfest ein, das wir gern mit ihm feierten. Auch der Polizeipräfekt war anwesend, der unbedingt aus Rolfs und meinem Munde die abenteuerliche Geschichte, die im Protokoll niedergelegt war, noch einmal mündlich hören wollte.  
      Endlich trennten wir uns und beschlossen, als nächstes Ziel unserer Fahrt die Insel Puerto Rico zu wählen.  
       
    Was wir dort erlebten, habe ich in Band 133: „Der Bettler von San Juan"
      erzählt.  
     
       
     
     

Weitere Kostenlose Bücher