Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß
Berge ansprechen konnte.
Rolf schlug vor, uns hier im Dickicht zu lagern und die Nacht abzuwarten. Wir befolgten den Vorschlag. Von unserem Versteck aus konnten wir die ganze Lichtung gut übersehen. Die Nacht konnte nicht mehr fern sein.
Lange lagen wir so. Oder kam mir die Zeit nur so lang vor? Mit einem Male wies Rolf nach einer Stelle der Lichtung: da eilte mit langen Schritten ein Neger den Hügeln entgegen. Er verschwand nach der Richtung hin, in der wir das Lager der Neger vermuteten. Der Neger war nicht auf dem Pfade gekommen, den wir benutzt hatten, sondern ein Stück seitlich davon aus dem Walde getreten. Ich überlegte mir, daß er vom „Briefkastenbaum" her den kürzesten Weg genommen haben könnte. Dort mußte also ein zweiter Pfad laufen, denn durch das Dickicht hatte sich der Neger bestimmt nicht gezwängt.
„Er hat sicher nach der Mitteilung gesucht," erklärte Rolf leise. „Jetzt werden seine Stammesbrüder sehr verwundert sein, daß der ,große Zauberer' keine Nachricht gesandt hat."
„Bis zum Opferfest sind noch zwei Tage Zeit," meinte ich. „Wir könnten ja den Brief wieder an dem Baume befestigen, damit die Leute nicht argwöhnisch werden."
„Ich glaube nicht, daß das noch Zweck hat. Wir warten hier die Nacht ab und versuchen dann, das Lager der Neger zu erreichen. Vielleicht glückt es uns auf Anhieb, Thomas zu befreien."
Endlich fiel die Dunkelheit auf die Erde nieder. Wir hatten vorher noch unsere Mahlzeit zu uns genommen, die Konserven allerdings kalt verzehrt.
Pongo schlug vor, unsere Sachen gut zu verstecken, damit wir bei der Nachtwanderung nicht durch Gepäck behindert würden.
„Wo willst du denn die Rucksäcke unterbringen, daß kein Mensch sie finden kann? Wenn wir den Proviant verlieren, können wir eventuell mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen haben, denn Wild werden wir hier nicht schießen können, ohne daß es sofort bemerkt wird."
„Pongo schon nachgedacht. Da oben auf Baum gutes Versteck sein für Rucksäcke. Dort sie niemand findet."
„Das geht, Pongo! Beeile dich aber! Wir wollen bald aufbrechen, ehe das Lagerfeuer der Neger verglimmt, das uns den Weg weisen soll."
Pongo stand auf, nahm gleich alle Rucksäcke auf einmal und erkletterte mit ihnen einen hinter uns stehenden Baum. Schon nach wenigen Minuten war er wieder bei uns.
Da gab Rolf das Zeichen zum Aufbruch. Wir konnten jetzt die Lichtung unmittelbar überqueren, ohne befürchten zu müssen, gesehen zu werden, und schlugen die Richtung ein, in der der Neger verschwunden war.
Erst als wir die Hügel erreichten, rochen auch wir das Lagerfeuer.
„Ganz vorsichtig jetzt" flüsterte Rolf. „Ich nehme an, daß die Neger Posten ausgestellt haben, da sie einen Gefangenen hüten, der leicht von Freunden gesucht werden könnte."
Als wir in das hügelige Gelände eindrangen, wurde der Brandgeruch bald intensiver. Bei jeder Wegkrümmung hofften wir, das Lagerfeuer vor uns aufleuchten zu sehen, aber Pongo erklärte, daß es noch ein ganzes Stück entfernt sei und nur der leichte Nachtwind uns den Geruch durch die Schlucht entgegentreibe.
Wir befanden uns zwischen zwei ziemlich steil in die Höhe steigenden Erhebungen. Sie waren so dicht bewachsen, daß wir einen Aufstieg auf die Kuppe nur mit größten Schwierigkeiten bewerkstelligt hätten.
Plötzlich hob Pongo warnend die Hand und sagte: „Massers, hinter nächster Biegung des Pfades Lager der Neger. Hoher Zaun sein um Lager und Wache davor, Pongo es schon gesehen haben."
Als wir um die Wegkrümmung äugten, sahen wir, daß Pongo recht hatte. Vor uns lag ein kleines Tal, in dem ich deutlich die Umzäunung erkennen konnte. Hinter der Umzäunung schien ein helles Feuer zu brennen. Einen Posten sah ich nicht, aber in der Beziehung konnten wir uns auf Pongo verlassen.
„Pongo vor schleichen und Posten betäuben," schlug unser schwarzer Freund vor. „Pongo dann selbst Posten übernehmen und auf Ablösung warten. Ablösung auch betäuben."
„Das kannst du tun, Pongo," meinte Rolf. „Aber ist es nicht besser, wenn wir uns zunächst einmal einen Überblick über das Lager verschaffen? Ich glaube kaum, daß auf jeder Seite des Lagers Posten stehen; nur hier vorn am Eingang wird man es als notwendig erachtet haben."
„Posten nur am Eingang," bestätigte Pongo. „Jetzt vor schleichen und Posten betäuben, dann Massers
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