Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß
wie ich die Bilder miteinander in Beziehung bringen sollte, und schaute Rolf fragend an.
Mein Freund sagte kein Wort.
„Ob das zweite Bild auf den verschwundenen Thomas aus Holbres Bericht hindeutet?" meinte ich.
„Das nehme ich als sicher an! Vielleicht haben wir es mit einer Sekte zu tun, einer Negersekte, die irgendwelchen heimlichen Göttern fanatisch dient. Vielleicht weiß Pongo, was der Mond bedeuten soll."
Rolf zeigte ihm die Bilder. Pongo warf nur einen kurzen Blick darauf, dann sagte er sofort:
„Massers, Neger hier sein Mondanbeter. Mondanbeter eine Vereinigung, die früher Menschen geopfert hat. Pongo viel davon gehört."
„Kannst du die Mitteilung entziffern, Pongo?"
„Bilder sagen, daß Mond Opfer verlangt. Gefesselter Mann soll in zwei Tagen geopfert werden."
„In zwei Tagen! Da sind wir ja gerade zur rechten Zeit gekommen!" rief ich. „Hoffentlich finden wir den Gefangenen und können ihn befreien!"
„Wir wollen hier noch warten, Hans, ob der Diener Bolagos, Samuel, auftaucht. Er würde ja den Zettel vergeblich suchen, wenn er hierher kommt. Dann wird er nicht wissen, was er tun soll. Im Lager seiner Landsleute darf er sich wahrscheinlich nicht sehen lassen."
„Massers, dies Einladung für ihn!" widersprach Pongo. „Achtung, Massers, Kapitän kommen zurück."
Wir hatten gar nicht bemerkt, daß Holbre angeschlichen kam, so sehr hatte uns die Nachricht interessiert. Holbre wollte erst gar nicht wieder ins Boot, sondern sagte, er werde am Ufer warten, bis der Neger wieder fortgeschlichen sei. Dann wolle er ihn weiter beobachten.
Gespannt blickten wir zum anderen Ufer hinüber. Der Neger, der bald auftauchte, blickte sich erst nach allen Seiten um, ehe er auf den Baum zuschritt. Dort suchte er nach der Nachricht, fand sie aber natürlich nicht. Verschiedene Male ging er um den Baum herum und suchte den Boden an seinem Fuße ab, sicher in der Annahme, daß die erwartete Nachricht hinuntergefallen sein könnte.
Schließlich blieb er kopfschüttelnd vor dem Baum stehen. Dann zog er einen Zettel aus der Tasche und befestigte ihn sichtbar am Baum. Er sah sich noch einmal nach allen Seiten um, verließ die Uferstelle und verschwand im Walde.
„Er nimmt einen anderen Weg als damals," flüsterte uns Holbre zu.
„Er wird erst zu seinen Landsleuten gehen, da er keine Nachricht vorgefunden hat. Ich möchte am liebsten noch einmal hinüber fahren, um den Zettel, der jetzt am Baume steckt, zu holen und zu lesen."
„Das schafft Pongo schneller allein," schlug ich vor. „Außerdem kann er wahrscheinlich die Bilder gleich entziffern und fällt als Neger nicht auf, wenn er beobachtet werden sollte."
„Das ist gut," bestätigte Rolf. „Ich möchte aber den Zettel vom Baume entfernen, damit die Empfänger die Nachricht nicht erhalten. Kamen die anderen Neger damals aus der Richtung, nach der sich Samuel jetzt gewendet hat, Kapitän Holbre?"
„Nein, sie kamen weiter von rechts. Samuel hat einen anderen Weg eingeschlagen, fast entgegengesetzt, als ob er ihnen ausweichen wollte."
„Massers, Samuel jetzt nicht zu anderen Negern gegangen. Er nur dorthin gehen in Verkleidung als ,großer Zauberer'. Zauberer aber nur bei Festen kommen."
„Dann schlage ich vor, hier eine Stunde zu warten," sagte Rolf. „Wenn der Neger in der Zeit nicht zurückkommt, beobachtet er den Baum bestimmt nicht mehr. Aber es wäre schade, wenn bis dahin ein anderer Neger kommen sollte, um den Zettel, der jetzt angesteckt ist, zu holen."
Kapitän Holbre stieg nun doch wieder zu uns ins Boot. Wir warteten geduldig eine Stunde. Als sich in der Zeit niemand sehen ließ, forderte Rolf Pongo auf, etwas unterhalb des Baumes ans andere Ufer hinüber zufahren.
Drüben verließ Pongo allein das Kanu, um den Zettel zu holen. Er schlich so geschickt zum „Briefkastenbaum", daß wir selber ihn erst wiedersahen, als er sich vor dem Stamm aufrichtete. Rasch entfernte er den Zettel, erschien wenig später bei uns und übergab Rolf die Beute, ohne vorher einen Blick darauf geworfen zu haben.
Wir befanden uns auch hier in guter Deckung, so daß wir nicht sofort entdeckt werden konnten.
Rolf sah sich den Zettel an, schüttelte wiederholt den Kopf und reichte ihn Pongo zurück. Pongo blickte minutenlang auf die Bilderschrift, die er endlich so deutete:
„Massers, Bilder sagen, daß
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