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Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß

Titel: Rolf Torring 132 - Rolfs Meisterschuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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damit Sie sich etwas Passendes aussuchen können?"  
      Rolf verschwand mit dem Geretteten unter Deck. Kapitän Holbre war ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren, hatte ein intelligentes, freundliches Gesicht, das Energie verriet, und seine Liebenswürdigkeit kennzeichnete ihn sofort als charmanten Franzosen. Mir war der Mann vom ersten Augenblick an sympathisch; ich hätte mich gefreut, etwas länger mit ihm zusammenbleiben zu können.  
      Kapitän Hoffmann hatte die Jacht gewendet, um Kurs auf Gonaives zu nehmen. Einen Bogen schlagend passierte er soeben die Stelle, an der das Motorboot gesunken war. Pongo stand vorn an der Reling und blickte aufmerksam aufs Wasser hinunter. Plötzlich gab er Kapitän Hoffmann ein Zeichen, warf die weiße Jacke, die er trug, ab und sprang mit einem Satz über Bord.  
      Hoffmann blickte mich überrascht und verwundert an, ließ aber sofort die Jacht stoppen und umfuhr langsam die Stelle, wo Pongo schwimmend und tauchend nach etwas zu suchen schien. Als er wieder einmal auftauchte, reckte er ein Kleidungsstück aus dem Wasser hoch; nur mit dem rechten Arm und den Füßen sich schwimmend fortbewegend strebte er wieder der Jacht zu.  
      Ich warf ihm die Strickleiter zu, die er geschickt ergriff, und wenig später stand Pongo neben mir an Deck. In der Hand hielt er ein Männerjackett. Er hatte es hin und wieder aus dem Wasser emporkommen sehen.  
      Kapitän Hoffmann nahm die Fahrt wieder auf, und als Rolf und Holbre etwas später an Deck kamen, überreichte unser schwarzer Freund dem Franzosen dessen Jackett.  
      „Pongo im Wasser gefunden," sagte er dazu. „Pongo Jacke herausgeholt, da gehört, daß wichtiger Brief darin."  
      „Tatsächlich, meine Jacke!" rief der Franzose erfreut. „Jetzt brauchte ich also gar nicht mehr nach Gonaives zurück, aber — ich komme von hier auch nicht weiter. Ich kann Sie ja schließlich nicht bitten, mich nach den Großen Inagua-Inseln zu bringen!"  
      „Zu diesen Inseln wollten Sie in Ihrem kleinen Motorboot, Herr Kapitän?" fragte Rolf verwundert. „Hatten Sie keine Angst, unterwegs von einem Sturm überrascht zu werden?"  
      „Ich habe die Fahrt wiederholt gemacht, meine Herren; da ich die Gegend genau kenne hat man mich stets als Boten benutzt. Ich war dazu immer gern bereit, da für mich stets eine gute Belohnung abfiel. Während mein Schiff Ladung aufnimmt, mache ich oft kleine Ausflüge. Gut, daß ich jetzt den Brief wiederhabe! Es wäre mir sehr unangenehm gewesen, unverrichteterdinge zurückkehren zu müssen."  
      „Ist denn der Brief auch in Ihrer Jacke?" fragte Rolf, als der Franzose gar keine Anstalten machte, das Schreiben herauszuziehen.  
      „Natürlich, hier ist er!" antwortete Holbre, griff in die Innentasche und zog das Schreiben heraus. „O weh, er ist ganz durchnässt und auch noch offen!"  
      „Das Wasser hat die Gummierung gelöst," meinte ich. „Sehen Sie doch einmal nach, ob man die Schrift noch entziffern kann."  
      „Das darf ich nicht, meine Herren! Ich habe ein Versprechen gegeben, die Briefe nie zu öffnen oder gar zu lesen. Ich weiß nicht recht, was ich jetzt tun soll. Wenn die Schrift völlig verwischt sein sollte, hat es ja keinen Sinn, den Brief zu befördern."  
      „Dann erlauben Sie bitte, daß ich ihn einmal ansehe," sagte Rolf. „Wir haben Sie gerettet und kein Versprechen gegeben, die Briefe nicht zu lesen. Er hätte ja auch in fremde Hände kommen können. Ich will nur nachsehen, ob es Zweck hat, Sie nach der Insel zu bringen."  
      Kapitän Holbre überlegte lange, endlich nickte er zustimmend. Rolf nahm den Brief und zog das darin steckende Schreiben heraus. Als er das Schreiben auseinandergefaltet hatte, bekam sein Gesicht einen merkwürdigen Ausdruck, so daß Holbre sofort fragte:  
      „Was haben Sie, Herr Torring? Steht etwas so Wichtiges in dem Brief?"  
      „Gar nichts steht darin, Herr Kapitän! Schauen Sie selbst, ein leerer Bogen"  
      „Das verstehe ich wirklich nicht, meine Herren" meinte Holbre und blickte sinnend vor sich nieder. „Ich bekomme für die Fahrt eine gute Belohnung, muß ein Versprechen abgeben und — befördere einen leeren Briefbogen! Ich kann mir die Sache nicht erklären."  
      „Vielleicht wollte man Sie nur von Ihrem Schiff fortlocken, Herr Kapitän," mutmaßte Rolf. „Es ist doch möglich, daß während Ihrer Abwesenheit etwas verladen werden soll, von dem Sie keine Ahnung haben!"  
     

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