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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit Geschöpfen, die irgendwo auf der Lauer lagen und über mehr Tentakel als Beine verfügten. Die Rasenpflege konnte recht problematisch werden, wenn Wesen aus anderen Dimensionen darüber hinwegkriechen durften.
    Jetzt hastete jemand über den Rasen und durch den Eingang der Bibliothek.
    Modo warf einen Blick auf die Spuren. »Ach du liebe Zeit!«
     
    Die Zauberer atmeten wieder.
    »Donnerwetter«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Ein… heißer Ofen«, brummte der Oberste Hirte, ohne zu wissen, was ihm ausgerechnet diese Worte auf die Zunge legte.
    » Das nenne ich Musik Mit Steinen Drin«, seufzte der Dekan. Er trat vor und trug dabei den verzückten Gesichtsausdruck eines Geizkragens in einer Goldmine.
    Der Kerzenschein flackerte über eine Menge Schwarz und Silber.
    »Donnerwetter«, wiederholte der Dozent für neue Runen. Es klang fast wie eine Beschwörung.
    »He, ist das nicht mein Nasenhaarspiegel?« fragte der Quästor und brach damit den Bann. »Ja, ich bin ganz sicher: Es ist mein Nasenhaarspiegel…«
    Das Schwarze war tatsächlich schwarz, doch beim Silbernen zeigten sich Kompromisse. Es bestand aus Spiegeln, glänzendem Blech, Rauschgold, Lame und Draht, den der Bibliothekar irgendwo aufgetrieben und passend gebogen hatte.
    »… ein silberner Rahmen… Was ist das auf dem zweirädrigen Karren? Lächerlich. Das Ding fällt bestimmt um, verlaßt euch drauf. Und ich frage mich, wo das Pferd angespannt werden soll.«
    Der Oberste Hirte klopfte ihm sanft auf die Schulter.
    »Quästor? Ein Wort unter Zauberern und Kumpeln, wenn du gestattest.«
    »Ja? Was denn?«
    »Wenn du nicht sofort still bist… Ich glaube, der Dekan wäre fähig, dich umzubringen.«
    Der Apparat verfügte über zwei hintereinander angeordnete Räder, zwischen ihnen war ein Sattel angebracht, davor ein Rohr mit einer komplizierten doppelten Wölbung. Ganz offensichtlich sollte jemand danach greifen, der im Sattel saß.
    Der Rest war… dies und das: Knochen, Zweige, wie von Dohlen gesammelter Tand. Über dem vorderen Rad war ein Pferdeschädel befestigt. Überall hingen Federn und Perlen.
    Eigentlich war das Etwas kaum mehr als ein Haufen Gerümpel, doch wie es da im flackernden Kerzenschein stand, gewann es eine Art organische Qualität. Es wirkte nicht in dem Sinne lebendig, aber dynamisch und beunruhigend und mächtig genug, den Dekan vibrieren zu lassen. Eine seltsame Aura umgab die Maschine. Ihre Ausstrahlung wies darauf hin, daß sie allein durch ihre Existenz mindestens neun Gesetze brach und gegen, dreiundzwanzig Richtlinien verstieß.
    »Hat er sich verliebt?« fragte der Quästor.
    »Laßt es fahren!« entfuhr es dem Dekan. »Es soll fahren! Das Schicksal hat es dazu bestimmt!«
    »Was ist es überhaupt?« erkundigte sich der Professor für unbestimmte Studien.
    »Ein Meisterwerk«, antwortete der Dekan. »Ein Triumph!«
    »Ugh?«
    »Vielleicht muß man sich draufsetzen und es dann mit den Füßen nach vorn schieben«, vermutete der Oberste Hirte.
    Der Dekan schüttelte fast besorgt den Kopf.
    »Wir sind doch Zauberer, oder?« erwiderte er. »Bestimmt können wir dafür sorgen, daß es fährt.«
    Er ging um den Apparat herum. Sein mit Nieten geschmückter Ledermantel verursachte einen leichten Zug in der Luft, der die Flammen der Kerzen noch stärker flackern ließ. Schatten von dem Etwas tanzten über die Wand.
    Der Oberste Hirte biß sich auf die Lippe. »Ich weiß nicht recht«, sagte er. »Mir scheint, das Ding enthält schon mehr als genug Magie. Äh… atmet es, oder bilde ich mir das nur ein?«

Der Oberste Hirte wandte sich abrupt um, und sein Zeigefinger zielte auf den Bibliothekar.
    »Hast du es gebaut?« fragte er scharf.
    Der Orang-Utan schüttelte den Kopf.
    »Ugh.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Er hat es nicht gebaut, nur zusammengesetzt«, übersetzte der Dekan, ohne sich umzudrehen.
    »Ugh.«
    »Ich setze mich mal drauf«, kündigte der Dekan an.
    Die anderen Zauberer spürten, wie etwas aus ihren Seelen sickerte. Plötzliche Ungewißheit erfaßte sie.
    »Das würde ich mir an deiner Stelle noch einmal genau überlegen, alter Knabe«, entgegnete der Oberste Hirte. »Du weißt doch gar nicht, wohin es dich bringen könnte.«
    »Das ist mir völlig gleich.« Der Dekan starrte noch immer auf den Apparat. Er konnte den Blick nicht davon abwenden.
    »Mit ziemlicher Sicherheit ist es nicht von dieser Welt«, gab der Oberste Hirte zu bedenken.
    »Seit mehr als siebzig Jahren bin ich von dieser Welt«, sagte

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