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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Hirte gab sich einen Ruck. »Nun… gestern abend… äh… ich meine, einige von uns… äh… kamen ganz zufällig an der Geflickten Trommel vorbei…«
    »Arglose Reisende«, sagte der Dozent für neue Runen. »Arglosen Reisenden ist es zu jeder Tages- und Nachtzeit erlaubt, in einem lizensierten Lokal etwas zu trinken. So steht es in den Statuten der Stadt.«
    »Was war der Ausgangspunkt eurer, hm, Reise?« fragte Ridcully.
    »Die Weintraube .«
    »Das ist praktisch um die Ecke.«
    »Ja, aber wir waren… müde.«
    »Na schön, na schön«, sagte Ridcully im Tonfall eines Mannes, der genau weiß, wenn er jetzt weiter am Faden zieht, ribbelt er die ganze Weste auf. »Hat euch der Bibliothekar Gesellschaft geleistet?«
    »Ja.«
    »Nun, wir hörten Musik…«
    »Eine Art Klimpern«, sagte der Oberste Hirte.
    »Die Melodie wies uns den Weg«, meinte der Dekan.
    »Sie war…«
    »… eine Art von…«
    »… in gewisser Weise…«
    »… sie geht einem unter die Haut und prickelt irgendwie«, sagte der Dekan. »Übrigens: Hat jemand schwarze Farbe? Ich habe überall danach gesucht.«
    »Es geht unter die Haut«, murmelte Ridcully. Er kratzte sich am Kinn. »Meine Güte. In den Dimensionen hat sich wohl wieder ein Leck gebildet. Einflüsse vom Draußen, stimmt’s? Wißt ihr noch, was passierte, als Herr Hong seine Imbißstube in der Unheilsstraße eröffnete, ausgerechnet dort, wo früher ein alter Tempel stand? Und dann die Sache mit den beweglichen Bildern. Von Anfang an war ich dagegen. Und die Drahtgebilde auf Rädern. Das Universum hat mehr verdammte Löcher als ein Käse aus Quirm. Nun, ich…«
    »Käse aus Lancre«, korrigierte der Oberste Hirte. »Das ist der mit den Löchern. Quirm-Käse hat blaue Adern.«
    Ridcully bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    »Eigentlich fühlte es sich gar nicht magisch an.« Der Dekan seufzte. Er war zweiundsiebzig, und die Musik ließ ihn empfinden wie ein Siebzehnjähriger. Er konnte sich nicht daran erinnern, siebzehn gewesen zu sein – da mußten andere Dinge seine Aufmerksamkeit beansprucht haben. Aber durch die Musik fühlte er sich so, wie er glaubte, daß sich Siebzehnjährige fühlten. So junge Leute schienen ständig mit einer rotglühenden Weste unter ihrer Haut herumzulaufen.
    Er wollte die Melodien erneut hören.
    »Ich glaube, heute abend spielen die Musiker noch einmal«, sagte er vorsichtig. »Wir sollten hingehen und zuhören, um mehr darüber zu erfahren. Für den Fall, daß es eine Gefahr für die Gesellschaft ist«, fügte er tugendhaft hinzu.
    »Da hast du vollkommen recht, Dekan«, stimmte ihm der Dozent für neue Runen zu. »Es ist unsere bürgerliche Pflicht. Wir sind die erste übernatürliche Verteidigungslinie der Stadt. Angenommen, es erscheinen plötzlich gräßliche Ungeheuer aus der leeren Luft?«
    »Was dann?« fragte der Professor für unbestimmte Studien.
    »Nun, dann sind wir da.«
    »Ja? Und das ist gut so, nicht wahr?«
    Ridcully beobachtete die Zauberer. Zwei von ihnen klopften heimlich mit den Füßen. Einige andere zuckten gelegentlich. Der Quästor zuckte die ganze Zeit über – für ihn war das normal.
    Wie Kanarienvögel, dachte er. Oder wie Blitzableiter.
    »Na schön«, sagte er widerstrebend. »Wir statten der Taverne einen Besuch ab. Ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Gewiß, Erzkanzler.«
    »Und jeder bezahlt seine Getränke selbst.«
    »Oh.«
     
    Korporal (vielleicht) Baumwolle salutierte vor dem Feldwebel des Forts, der gerade versuchte, sich zu rasieren.
    »Der neue Rekrut, Herr«, begann er. »Er will nicht gehorchen.«
    Der Feldwebel nickte und starrte dann verdutzt auf den Gegenstand in seiner Hand.
    »Das Rasiermesser, Herr«, sagte der Korporal. »Der Rekrut gibt immer wieder Sätze wie ES IST NOCH NICHT GESCHEHEN von sich.«
    »Hast du versucht, ihn bis zum Hals im Sand einzugraben? Das ist in den meisten Fällen eine nützliche Maßnahme.«
    »So was erscheint mir ein bißchen… wie lautet das richtige Wort… liegt mir auf der Zunge…« Der Korporal schnippte mit den Fingern. »Grausam. Ja, genau. Heutzutage stecken wir Leute nicht mehr in die… äh… Grube .«
    »Wir sind hier in…« Der Feldwebel blickte auf die Innenfläche seiner linken Hand; dort standen einige geschriebene Worte. »… in der Fremdenlegion.«
    »Ja, Herr. Alles klar, Herr. Der Neue ist seltsam. Sitzt die ganze Zeit herum. Wir nennen ihn Beau Nidle, Herr.«
    Der Feldwebel sah verwirrt in den Spiegel.
    »Das ist dein Gesicht,

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